Süddeutsche Zeitung

Grasbrunn:Wettpflügen statt Wahlkampf

In diesem Jahr soll der Keferloher Montag wieder als traditionelles Landwirtschaftsfest gefeiert werden

Von Stefan Galler, Grasbrunn

Der Keferloher Montag soll sich dieses Jahr wieder ganz traditionell präsentieren: Als reines Landwirtschaftsfest ohne politische Nebengeräusche, wie sie 2018 im Zuge des Landtagswahlkampfes zu hören waren. Oder, wie es Ernst Weidenbusch ausdrückt: "Ohne den ganzen Klamauk." Der CSU-Landtagsabgeordnete und stellvertretende Münchner Landrat kommt aus Haar und gehört zum Vorstand der Keferloher Freunde. Der Verein mit dem Vorsitzenden Albert Ostler an der Spitze organisiert das Fest jedes Jahr Anfang September, diesmal findet es am 2. September statt, wie immer auf dem Gut Keferloh an der Schnellstraße zwischen Haar und Putzbrunn. Die Festrede soll Michaela Kaniber halten - in ihrer Funktion als Landwirtschaftsministerin und nicht als CSU-Politikerin.

Seit dem Jahr 955 gibt es diesen Bauerntag, der damals als einer der ersten regelmäßig stattfindenden Viehmärkte ins Leben gerufen wurde und bis zur Etablierung des Münchner Oktoberfestes das größte Bierfest Bayerns war. Mit der fortschreitenden Technisierung der Landwirtschaft nahm auch die Bedeutung des Keferloher Montags nach dem Krieg mehr und mehr ab. Doch Mitte der Neunzigerjahre wurde das Fest wiederbelebt, wobei sich insbesondere der Bauernverband, aber auch die Bevölkerung Grasbrunns und der umliegenden Gemeinden für diese Traditionsveranstaltung stark machten.

Zwischenzeitlich hatte die Politik das Ruder in Keferloh übernommen, sogar Kanzlerin Angela Merkel war 2009 zu Gast, sie lockte damals 6000 Zuhörer ins brechend volle Bierzelt. In den vergangenen Jahren wollte man dann bereits den politischen Akzent zurücknehmen, was im Vorjahr wegen der sechs Wochen später stattfindenden Landtagswahl nicht wirklich gelang. Damals stand das Zelt drei Tage lang, am Samstag hatte es die SPD um Landeschefin Natascha Kohnen und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter gebucht, am Sonntag kam CSU-Ministerpräsident Markus Söder mit dem Bundestagsabgeordneten Florian Hahn. Und der Montag blieb zwar den Bauern vorbehalten, ganz ohne Wahlkampfgetöse kam jedoch auch Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) in seiner Festrede nicht aus.

Das soll diesmal ganz anders werden, was schon alleine deshalb klappen könnte, da die Festrednerin diesmal aus dem richtigen Ressort kommt. "Ich wollte schon 2018, dass die Michi kommt", sagt Ernst Weidenbusch. Doch Ministerin Kaniber habe damals wegen einer bereits gegebenen Zusage eine andere Veranstaltung besucht.

Los geht es mit dem Festzeltbetrieb um 10 Uhr, Festwirt ist wie in den vergangenen Jahren Lorenz Stiftl, der auf dem Oktoberfest ein kleines Zelt betreibt. "Er macht das für einen Tag zum Selbstkostenpreis", sagt Vereinsvorsitzender Ostler. Schon eine Stunde vor dem Beginn des Bierausschanks öffnet der Bauernmarkt mit Verkaufsständen, an denen Produkte aus der Region angeboten werden. Gegen zwölf Uhr geht dann das offizielle Programm im Zelt los, nach einem kurzen Vorwort von Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) ist ein längerer Vortrag von Landrat Christoph Göbel (CSU) vorgesehen, dann soll Kaniber die Bühne entern. "Sie wird über die Bedeutung der Landwirtschaft für den Landkreis reden und auch darüber, welche Auswirkung das Bienenbegehren auf unsere Bauern hat", sagt Ostler.

Im Mittelpunkt des Rahmenprogramms wird neben Stierschätzen und Greifvogelschau das Leistungspflügen stehen, das diesmal über einen reinen Showwettbewerb hinausgeht. Gesucht werden nämlich Bayerns Beste mit dem Zweischar-Beetpflug und dem Zweischar-Drehpflug, weshalb auch Pflüger aus Schwaben, Niederbayern und Franken erwartet werden. In einer freien Klasse sind alle anderen Pflugtypen zugelassen, hier geht es jedoch nicht um einen bayerischen Titel. Dafür aber um ein sattes Preisgeld von 1500 Euro für den Sieger, 1000 Euro für den Zweiten und 500 Euro für den Drittplatzierten. "Kriterien sind Sauberkeit und gerade Furchen. Die Teilnehmer sollten ihre Traktoren und Pfluggeräte gut kennen", sagt Josef Graf, der die Titelkämpfe organisiert.

Die besten bayerischen Pflüger qualifizieren sich für die deutsche Meisterschaft, die Besten dort fahren dann zur Weltmeisterschaft, wo deutsche Teilnehmer jedoch traditionell in der Außenseiterrolle sind. "In England und Irland ist das ein Nationalsport, die sind praktisch jeden Tag auf dem Feld und fast unschlagbar", sagt Pflug-Experte Graf.

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Quelle:
SZ vom 20.08.2019
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