Grasbrunn:Stiere schätzen und Wettpflügen

Der Keferloher Montag soll wieder traditioneller werden

Von Iris Hilberth, Grasbrunn

"Einige Stunden von München entfernt liegen mitten im Walde ein paar stattliche Bauernhöfe, die als Ortschaft den Namen Keferloh führen. Das ganze Jahr hindurch kommt es nur wenigen Münchenern in den Sinn, nach dieser so entlegenen und einsamen Ansiedlung einen Ausflug zu unternehmen, außer an jenem Tage im Monate September, an welchem der berühmte Keferloher Markt stattfindet." 1892 berichtete die Deutsche Illustrierte Zeitung über diese Veranstaltung, die Jahrhunderte zuvor als Viehmarkt begann und heute als Keferloher Montag noch immer Bestand hat. Der Autor B. Rauchenegger schrieb damals über "Pferde in außerordentlicher Anzahl", über Verkaufsstände mit "bäuerlichen Luxusgegenständen und Delikatessen", aber auch über den "bäuerlichen Massenandrang" und die "bunten Federn für den Hut". Albert Ostler, Vereinsvorsitzender der Keferloher Freunde, die heutzutage das Fest ausrichten, hat lange nach der Veröffentlichung aus vergangenen Tage gesucht. In Amerika hat er schließlich noch einen dieser alten Bände aufgetan. Ostler war entzückt von den Ausführungen des Autors: "Das ist eine Bedienungsanleitung für Keferloh", findet er.

Nun hat der Verein schon zahlreiche Keferloher Montage organisiert und bräuchte eigentlich keinen, der ihnen sagt, wie es geht. Doch haben die Veranstalter in den vergangenen Jahren viel Kritik einstecken müssen. "Es hieß immer wieder, dass wir zu nah an der Politik dran sind", sagt Ostler. Die politischen Redner im Festzelt seien im Mittelpunkt der Veranstaltung gestanden, gibt der Vorsitzende zu, "das Thema Landwirtschaft war etwas verloren gegangen". Nun will der Verein zurück zum Ursprung des Festes, und da könnten die Ausführungen Raucheneggers durchaus einige Ideen liefern. So wird es am Montag, 4. September, um 9 Uhr wieder ein Stierschätzen geben, große Landwirtschafts-Maschinen werden gezeigt und erstmals wird es bei einem Preispflügen darum gehen, wer die beste Ackerfurche zieht. Auch die Direktvermarktung soll wieder eine Rolle spielen. Von der Marmelade über den Kürbis bis hin zu Kartoffeln, Kraut und Wildfleisch können die Besucher die landwirtschaftlichen Produkte in Keferloh probieren und mit nach Hause nehmen. Natürlich brauche man auch hochkarätige Redner im Zelt, die auch die Landbevölkerung ansprächen, "sonst funktioniert es nicht, so Ostler. Allerdings wolle man nicht mehr ganz so hochpolitisch sein, und habe deshalb Leute eingeladen, "die einen Bezug zur Landwirtschaft haben". Die Wahl fiel in diesem Jahr auf Umweltministerin Ulrike Scharf von der CSU (14 Uhr) und den Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände, Philipp zu Guttenberg (11 Uhr). Um die eigene Veranstaltung am Montag "herumgruppiert haben sich die politischen Parteien", versucht Ostler, die Distanz zu betonen. Die SPD kommt mit Hamburgs Regierendem Bürgermeister Olaf Scholz nach Keferloh, die CSU hat sich mit Ministerpräsident Horst Seehofer angesagt und die FDP tritt mit Europaabgeordnetem Alexander Graf Lambsdorff auf.

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