Grafinger Volleyballer:Fünf Punkte weniger - aber ein Endspiel mehr

Fabian Wagner TSV Grafing

Als Zuspieler ist Fabian Wagner (am Ball) an jeder Aktion beteiligt, verteilt die Bälle auf die Angreifer und hofft, dass sie seine Vorlagen in Punkte verwandeln. Nun will der Kapitän des TSV Grafing mit seinem Team wie im Vorjahr die Meisterschaft in der zweiten Bundesliga Süd holen.

(Foto: Marc Geisler; Marc Geisler/OH)

Woche der Wahrheit für Grafings Volleyballer in der zweiten Liga: Im Fernduell gegen Eltmann kann der TSV noch Meister werden - allerdings nur mit Schützenhilfe.

Von Matthias Reinelt, Grafing

Einer, der noch für die Wende sorgen kann, ist Fabian Wagner, der Kapitän. Vor der entscheidenden Woche ist er nicht nervös, sondern "freudig angespannt". Nach der langen Saison, die von Mitte September bis Mitte April geht, sei er jetzt "so richtig in Finalstimmung", sagt er. So wie vor ziemlich genau einem Jahr.

Die Jahnsporthalle tobte. Die Spieler ließen ihren Trainer hochleben. 800 Zuschauer klatschten und jubelten. Der TSV Grafing wurde Meister. In einer Woche würde Kapitän Wagner mit den den Grafinger Volleyballern gerne wieder triumphieren Doch dieses Jahr könnte es in der Zweiten Bundesliga Süd eng werden. Vor der Finalwoche liegen die Grafinger als Tabellenzweiter fünf Punkte hinter den Heitec Volleys Eltmann zurück - und können die Unterfranken nicht mehr aus eigener Kraft verdrängen. Und dennoch: Sollte Grafing in dieser Woche alle seine drei Spiele gewinnen, dürfen sich die Volleyballer aus Eltmann in ihren beiden Spielen keinen Patzer mehr erlauben.

Die zweite Mannschaft des TSV hat ihre starke Saison bereits mit dem Aufstieg in die Regionalliga gekrönt. Daher stehen "der Ersten" auch noch junge Spieler für die letzten Matches zur Verfügung, die "frischen Wind" bringen. Bestehen müssen die Grafinger am Samstag in Mimmenhausen, am Mittwoch beim Derby in Haching und am Samstag, 13. April, 19.30 Uhr, im Heimspiel gegen Fellbach. Eltmann tritt am Samstag zuhause gegen Dauerrivale Schwaig an und eine Woche später vor 1800 Zuschauern im Hexenkessel von Freiburg - für Wagner "alles brutal emotionale Spiele".

Abstieg verhindert, im Mittelfeld versunken - und dann der Meistertitel

In Grafing hat der 29-Jährige so einiges erlebt. Er hat gegen den Abstieg gespielt, ist im Niemandsland der Tabelle gelandet und hat 2018 den Meistertitel geholt. Aufgestiegen sind sie trotzdem nicht. Zu wenig Geld, eine zu kleine Halle und der Aufstieg hätte den Sprung vom Amateur- zum Profisport bedeutet. In der zweiten Liga habe man dagegen die Möglichkeit, sein Hobby auf "extrem hohem Niveau" zu betreiben und zu arbeiten oder zu studieren. In der ersten Liga wäre das nicht mehr möglich, weil man zum Beispiel unter der Woche zu Auswärtsspielen nach Berlin fahren müsste, erklärt Wagner.

Doch im Volleyball, eine der vielen Randsportarten, gehe es oft nicht ums Geld, sondern vor allem ums Prestige. Aufsteigen wollen die meisten daher gar nicht. "Aber den Meistertitel zu verteidigen wäre für uns der Wahnsinn", sagt Wagner. In der zweiten Bundesliga Süd, die es seit 1992 gibt, hat das erst ein Team geschafft, der SV Fellbach im Jahr 2016.

Volleyballspielen hat Fabian Wagner in seiner Heimat Mühldorf gelernt. In der Schule habe sein Lehrer in Wagner Potenzial gesehen. Er spielte dann jahrelang beim TSV 1860 Mühldorf, bis ihn sein Partner im Beachvolleyball, Konstantin Schmid, ein Grafinger Urgestein, mit dem er 2014 die bayerische Meisterschaft holte, nach Grafing lockte. Dort schätzt Wagner das "klasse Umfeld", den jungen Manager Johannes Oswald, mit dem die Spieler auf einer Wellenlänge seien. Außerdem die lauten Fans, die immer "krass Stimmung machen". Das würden sogar immer wieder auch die Gegner loben, wenn sie in die Jahnsporthalle kommen.

Als Kapitän sieht er sich als "Kindergärtner", als Vermittler zwischen Team und Trainer und auch innerhalb der Mannschaft. Gemeinsam fahren sie zu den Auswärtsspielen nach Freiburg, Mainz oder Friedrichshafen. Wenn sie dann zehn Stunden im Bus hocken, wird Karten gespielt und weil viele aus dem Team in München studieren, geht man auch mal zusammen weg. Noch mehr Teambuilding brauche es gar nicht. "Wir sind alle ziemlich gut befreundet", sagt Wagner.

"Gefeiert wird so oder so"

Fünf Jahre hat er im Angriff gespielt. Nur durch die Verletzung eines Mitspielers sei er dann in die Position des Zuspielers "reingerutscht". Das Angreifen mache ihm Spaß, doch als Zuspieler sei er an jeder Aktion beteiligt. "Ich habe das Spiel in der Hand, bin der Strippenzieher". In der Meistersaison wurde er zum besten Spieler der Liga gekürt. Das sei zwar "nice to have", aber die Einzel-Auszeichnung sei nie so wichtig wie der Meistertitel.

Johannes Oswald, der Manager der Grafinger, ist froh, dass er Wagner als Führungsspieler im Team hat. Allein durch seine Körperhaltung sehe man ihm an, dass er das Team führt. Dennoch: Die Heitec Volleys Eltmann stehen an der Spitze - sie wollen aufsteigen, in Eltmann sind die Rahmenbedingungen gut. Im Fernduell hat Grafing einen klaren Nachteil, dennoch, sieht Oswald in Wagner den Kapitän eines "ziemlich geilen Teams". Fabian Wagner, der Wirtschaftsinformatik an der Fernuni Hagen studiert, will auch weiterhin in Grafing bleiben, sagt er. Mindestens, solange er studiert. Egal wie das Saisonfinale ausgeht, eines weiß er sicher: "Gefeiert wird so oder so."

Am Samstag, 6. April, tritt Grafing um 20 Uhr in Mimmelshausen an. Am Mittwoch, 10. April, 19 Uhr, geht's zum Derby nach Unterhaching in die Bayernwerk Sportarena. Die Entscheidung im Fernduell um die Meisterschaft dürfte vorraussichtlich am Samstag, 13. April, 19.30 Uhr, in der Grafinger Jahnsporthalle gegen Fellbach fallen.

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