Grafinger Mocca:Letzte Sperrstunde

Grafinger Mocca: Es gab Zeiten, da hätten Nachbarn das Mocca gerne geschlossen. Nun macht es wirklich dicht.

Es gab Zeiten, da hätten Nachbarn das Mocca gerne geschlossen. Nun macht es wirklich dicht.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Nach zwölf Jahren schließt die beliebte Bar am Marktplatz

Von Thorsten Rienth

Wer bislang spätabends durch Grafing lief, irgendwo noch ein Bier trinken wollte, aber überall vor geschlossenen Kneipen- und Gaststättentüren stand, der ging ins "Mocca". Was die Öffnungszeiten angeht, so brachte die Mischung aus Bistro und Bar ein bisschen Großstadtfeeling in die Kleinstadt. Damit ist nun Schluss: "Wir haben zum Ende des Monats unseren Mietvertrag gekündigt", bestätigte Wirt Tom Barthuber der SZ. Das Inventar hat er bereits verkauft. "Einfach war die Entscheidung nicht - das ist schon eine tolle Ecke dort."

Das Privatleben kam zu kurz,klagt der Wirt

Was man einem Wirt wohl glauben darf: Nach zwölf Jahren schließt keiner seine Bar, nur weil er mal eben keine Lust mehr hat. Aber es würden einige Dinge zusammenkommen, sagt Barthuber. "Bei einem Lokal dieser Größe ist für ein Privatleben nicht mehr viel Platz und auch die Freundschaften leiden spürbar darunter." Einmal sei er im Sommer für 14 Tage am Soyensee mit Freunden zelten gewesen. "In den zwei Wochen bin ich neun- oder zehnmal zurück nach Grafing gefahren, weil irgendwas zu erledigen gewesen ist."

Die Gastronomie mache ihm zwar "unglaublichen Spaß". Auch mit den Nachbarn, die das "Mocca" zwischenzeitlich auf dem Rechtsweg zu schließen versucht hatten, hätte alles wieder gepasst. Aber unterm Strich müsse eben auch der Verdienst stimmen. "Es ist immer mehr in die Richtung gegangen, dass der Aufwand den Ertrag nicht mehr rechtfertigt", sagt der Wirt.

Die Fixkosten seien erheblich. "Gerade am Grafinger Marktplatz sind die Pachten irre hoch." Und so fügen sich Barthubers Sätze ein in die subtile Grundkritik vieler Grafinger, dass sich die Marktplatzmieten nurmehr Großhandel, Banken oder Versicherungen leisten können - aber immer weniger der Einzelhändler oder kleine Wirte.

Die Zukunft steht auch schon: Es sollen wohl zwei Bars werden

Zumindest sollen die "Mocca"-Räumlichkeiten nicht lange leer stehen. Soweit er wisse, erzählt Barthuber, habe der Pächter bereits einen Nachfolger gefunden. In welchem räumlichen Umfang, dürfte sich dann bald zeigen. Vor einigen Monaten machte in Grafing das Gerücht die Runde, das Lokal solle stockwerkweise in zwei einzelne Betriebe geteilt werden. Zwei kleinere Gaststätten seien womöglich rentabler, als eine große. Dem Grafinger Marktplatz wäre es zu wünschen. Und Tom Barthuber? "Ein paar Sachen habe ich in Aussicht, in der Branche will ich auf jeden Fall bleiben", sagt er. Bis es soweit ist, freue er sich jetzt erst einmal auf ein paar ruhige Wochen.

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