Grafinger Kinderzentrum:Der nächste Schuss muss sitzen

Schwierige Entscheidung in Grafing: Hohe Kosten in Kauf nehmen - oder nochmal ganz neu planen

Kommentar von Thorsten Rienth

Um eine Stunde hatte die Verwaltung die Sitzung vorverlegt, dazu das gesamte Architekten-Team des geplanten Kinderzentrums an der Forellenstraße eingeladen. So etwas macht man nicht, wenn es gute Neuigkeiten zu verkünden gibt. Und tatsächlich: Plötzlich steht das gesamte Kinderzentrum zur Disposition. Dabei ist das nicht irgendein Projekt, sondern eines, das die Stadt seit mehr als zwölf Jahren plant. Eines, das so etwas wie der Anker der örtlichen Kinderbetreuung werden soll. Zum Skandal taugt der Planungsstopp dennoch nicht. Zumindest nicht nach dem aktuellen Stand der Dinge.

Rund 200 000 Euro Planungskosten für ein 8,5-Millionen Euro-Projekt, das im Sommer auch noch eine Tektur bekam: vertretbar. Dass ein neuer Stadtrat die Dinge auch mal etwas anders bewertet als sein Vorgängergremium: geht in Ordnung. Dass es bei einer Übergabe eines Amtes wie dem des Rathauschefs auch mal ruckeln darf: liegt in der Natur der Sache. Außerdem scheint die überraschend niedrige Fördersumme ihre Ursache eher in den Regularien, denn in Grafing zu haben.

Dass die Angelegenheit so glimpflich daliegt, ist aber auch dem vorherigen Stadtrat und Ex-Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) zu verdanken. Weil die Betreuungsquoten stiegen und stiegen, baute Grafing immer neue Kitas. Gefühlt jedes Jahr wurde irgendwo feierlich ein Bändchen durchgeschnitten. Der dadurch aufgebaute Puffer an Betreuungsplätzen kommt nun den aktuellen Entscheidungsträgern zugute. Zumindest ohne akuten Zeitdruck können sie abwägen, was angesichts der angespannten Finanzlage die sinnvollere Vorgehensweise ist: die bisherigen Planungen fortzuführen - und eben den vergleichsweise hohen Eigenanteil von 5,3 Millionen Euro in Kauf zu nehmen. Oder das ganze Paket noch einmal aufzuschnüren, den Bebauungsplan zu ändern und noch einmal zu planen: Ein paar duzend Meter weiter, dafür aber kompakter und höher - und damit womöglich unterm Strich günstiger.

Doch wofür auch immer sich die Mehrheit im Stadtrat in der kommenden Sitzung im Februar entscheidet: Der nächste Schuss muss sitzen.

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