Vorverkauf läuft:Das Grafinger Jugendorchester und der Traum vom eigenen Proberaum

Mia san Mix - GJO & JYOC SZ Adventskalender Benefizkonzert.

Hedwig Gruber hat mit ihrem "Grafinger Jugendorchester" schon so manche Herausforderung gemeistert. Momentan arbeitet sie daran, die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Südafrika zu intensivieren.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Ensemble von Hedwig Gruber gibt zugunsten des SZ-Adventskalenders einen Comco-Abend zum Tanzen - und sucht nach einem Daheim.

Von Korbinian Eisenberger

Die eigentliche Probe findet in diesen Wochen immer schon vor der Probe statt. Ein Klavier über eine Baustelle zu schleppen, ist nämlich deutlich abenteuerlicher als darauf zu spielen. Die Musiker des Grafinger Jugendorchesters sind mittlerweile aber reichlich erprobt im Instrumente schleppen. Für ihr wöchentliches Treffen hieven sie sämtliche Ausrüstung zwischen drei Orten hin und her: dem Sparkassensaal in Ebersberg, dem Abbruchhaus an der Rotter Straße in Grafing und die Grundschul-Mensa mit der Baustelle außen rum, ebenfalls in Grafing. Dort, wo es mit dem Klavier jedes Mal wieder spannend ist.

Für das Grafinger Jugendorchester beginnt in diesen Tagen die Probephase für das Benefizkonzert zugunsten des SZ-Adventskalenders. Gleichzeitig sucht das Ensemble von Orchesterleiterin Hedwig Gruber mehr denn je einen Raum zum Proben. Die 90 Mitglieder wechseln zwischen drei Locations, je nachdem, wo gerade was frei ist. "Es ist eh toll, dass wir da reindürfen", sagt Gruber. Und dennoch sei die Situation alles andere als ideal. Teilweise jede Woche, spätestens alle 14 Tage räumen die Grafinger um. "Das schadet den Instrumenten" - und dem ein oder anderen Rücken.

Es stehen großen Wochen an für Gruber und ihre Crew. Am 22. Juni, einem Samstag, geben sie nach 2018 auch dieses Jahr ein Konzert, dessen Einnahmen an die Benefizaktion der Süddeutschen Zeitung gehen. Im Programm haben die Grafinger einen Live-Combo-Abend zum Mittanzen. Der Alte Speicher in Ebersberg bleibt unbestuhlt, Gruber kündigt einen "großen Kreis mit Stehtischen" an. Der Weg nach hinten in den Ausschankbereich soll ganz geöffnet sein. Oder wie Gruber es ausdrückt: "Es soll natürlich wieder ein lustiger Abend werden."

Fast scheint es eine Selbstverständlichkeit, dass Grubers Truppe eine Mordsstimmung macht, sobald die Bühne frei ist. Und doch ist es jedes Jahr aufs neue eine Herausforderung, sich und die Seinen zu motivieren - gerade in einem Jahr wie diesem. Nach dem bis dato größten gemeinsamen Erlebnis: einer Reise nach Südafrika, samt gemeinsamem Auftritt mit dem dortigen Youth Orchestra - und dessen Gegenbesuch zum Benefizkonzert im November. All diese wuchtigen Momente, in solch kurzer Zeit. Was soll da noch kommen?

Die Tür geht auf, und herein kommt Theresa Gruber, Tochter, Tänzerin und Geigenspielerin. Die 21-Jährige leitet mittlerweile selbst Orchesterproben, so wie manch anderer im Orchester. Benedikt Ohmann etwa hat die Drumline übernommen, und Sebastian Peschel die Percussion. "Die machen jetzt viel mehr in Eigenregie", sagt Gruber. Das besondere am Programm fürs Benefizkonzert: Viele Ideen kommen aus dem Orchester, deutlich mehr als sonst. "Einer hat eine Idee - und reißt die anderen mit", sagt die Chefin. "Und der eine, das muss nicht immer ich sein."

So kam es, dass es auch das erfolgreiche Stück "You & Me" der Hamburger Techno-Marching-Band Meute ins Programm schaffte. Hedwig Gruber hielt es lange für relativ unbrauchbar, "es haben aber fünf Leute unabhängig voneinader vorgeschlagen". So kam es, dass die Grafinger letztlich doch ihre eigene Version daraus machten. Gruber lehnt sich nach vorne, klatscht in die Hände: "Das Stück ist jetzt so dermaßen gut geworden!"

In den kommenden fünf Wochen müssen sie und ihre Musiker aber auch noch so manches Problem lösen. Zum Beispiel die Umsetzung der "Freischütz"-Ouvertüre. Die geht mit einem Hornquartett los - "und unser Hornquartett heißt Johannes". Fürs Saxofon sei der Einstieg zu tief, für die Posaune zu hoch. Außerdem hat das Orchester derzeit zu wenige Streicher, dafür gibt es genug Blechbläser für zwei Orchester. Zwoachester - ohne zweite Geige, und ohne Proberaum.

Geprobt wird trotzdem, an diesem Wochenende gleich in einer Doppeleinheit. Am Samstag und Sonntag übt Hedwig Gruber mit ihrem Orchester jeweils von 10 bis 17 Uhr im Ebersberger Sparkassensaal. Dort dürfen sie die Instrumente anders als in den beiden Alternativsälen stehen lassen. Aber nur, solange dort keine andere Veranstaltung ansteht. Sprich: Auch dort müssen sie schleppen. Ein Lächeln geht über Hedi Gruber s Gesicht. Warum auch nicht, wo sie doch schon ganz andere Herausforderungen gemeistert haben. 60 Musiker samt zwei Tonnen Instrumente nach Südafrika und wieder zurück - da trägt sich das Klavier gleich wieder leichter über den Bauschutt. Im Oktober hat Gruber mit ihrem Gefolge eine Audienz bei Gerd Müller, dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin. Es soll um eine längerfristige Kooperation mit dem Johannesburger Orchester gehen. "Ziel ist, dass deren Musiker für eine Zeit von zwei bis drei Monaten zu uns kommen können", sagt Gruber. Am besten in einen Proberaum, wo das Klavier endlich seinen festen Platz hat.

Das Benefizkonzert des Grafinger Jugendorchesters zugunsten des SZ-Adventskalenders findet am Samstag, 22. Juni, statt. Beginn des Combo-Abends "Swing, Ska & Rock'n'Roll" im Alten Speicher in Ebersberg ist um 20 Uhr, Einlass von 19 Uhr an. Karten gibt es im Foyer des Alten Speichers, bei der Bücherstube Slawik in Grafing sowie online unter www.jugendorchestergrafing.de. Der Eintritt beträgt zwölf Euro.

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