Grafing:Zurück auf der Agenda

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Nächste Woche präsentiert das Grafinger Rathaus dem Stadtrat acht Szenarien, wie es mit dem brandschutzgesperrten VHS- und Musikschulgebäude an der Rotter Straße 8 weitergehen könnte

Von Thorsten Rienth, Grafing

Im städtebaulichen Drama um die Rotter Straße 8 startet Grafing einen neuen Anlauf zu einer Entscheidung. In einer eigens einberufenen Sitzung beschäftigt sich der Stadtrat am Dienstag, 27. September, mit möglichen Szenarien des seit fast acht Jahren größtenteils brandschutzgesperrten VHS- und Musikschulgebäudes. "Es geht darum, Klarheit zu bekommen, wie die Sache weitergeht", gibt Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) die Marschrichtung vor.

Aus allerlei Gesprächen und Recherchen kristallisierten sich im Rathaus acht denkbare Szenarien für die Zukunft des VHS-Gebäudes heraus. Sie reichen von einer Sanierung oder dem Abriss mit anschließendem Neubau jeweils für Kultur oder für Wohnungen über den Verkauf bis zum Abriss. Auch die Kombination einer kulturellen Einrichtung mit Wohnungen für anerkannte Asylbewerber ist nach wie vor im Rennen.

Bei einigen der Optionen sind wiederum verschiedene Umsetzungen möglich - etwa über ein Genossenschafts- oder Investorenmodell. Dabei sind manche der Optionen wahrscheinlicher als andere. Zwar liegen ausgearbeitete Pläne für eine Sanierung oder einen Neubau bereits seit einigen Jahren in den Schubladen. Trotzdem würde beides ein finanzieller Kraftakt. Zuletzt standen Kosten bis zu vier Millionen Euro im Raum.

Bei Beträgen dieser Größenordnung ist die Stadt auf die Städtebauförderung angewiesen. Damit eine Option in Schlagdistanz kommt, müsste sie einen möglichst großen Anteil der Kosten übernehmen. Doch die Förderung greift nur bei einer Sanierung, nicht bei einem Neubau. Dann ist da noch die Sache mit einem Bürgerbegehren, für das Ende des Jahres 2014 weit mehr als die nötigen 900 Unterschriften gesammelt wurden. Es zielte darauf ab, die "RO8" im Eigentum der Stadt zu belassen und dort Raum für Bildung, Kultur und Begegnung zu schaffen. Zu dem eigentlich folgenden Bürgerentscheid kam es nur deshalb nicht, weil der Stadtrat im Januar 2015 einen gleichlautenden Beschluss fasste.

Die einjährige Bindungsfrist des Votums ist zwar mittlerweile verstrichen. Doch traut sich der Stadtrat, den artikulierten Bürgerwillen so einfach zu negieren? Sollte dem so sein, machte Anne Wöllmer ,eine der damaligen Initiatorinnen, bereits deutlich: "Dann müssen wir uns überlegen, ob es nicht Sinn macht, das Begehren noch einmal zu starten."

Zudem gibt es bei der Suche nach einer Zukunft der "RO8" einen weiteren kritischen Punkt, den Jugendtreff Jig. Die Initiative ist seit 1986 im Erdgeschoss des Gebäudes zu Hause. Sie genießt vertraglich ein Bleiberecht. Müsste die Initiative weichen, stünden ihr mindestens gleichwertige Räumlichkeiten zu. Doch lassen die sich auch so schnell auftreiben?

Schon Tage vor der Sitzung wirbt die Bürgermeisterin eindringlich für eine ergebnisoffene Debatte. Eine Diskussion ohne Vorbehalte sei im Interesse aller, unterstreicht sie. Kein einfacher Vorsatz vor einem Hintergrund, den Obermayr treffenderweise so beschreibt: "Das alles ist sehr politisch, sehr schwierig, sehr emotional."

Was dagegen für eine ernsthafte Diskussion mit baldiger Klarheit spricht, ist das Image des Grafinger Stadtrats. Regelmäßig erschweren dort parteipolitisches Taktieren und persönliche Animositäten ernsthafte Debatten. Diesen Ruf kann das Gremium kaum verstärken wollen. Genau das droht aber, uferte die Diskussion aus und landete das Thema wieder auf der langen Bank. Spätestens dann wäre aus dem Drama um das einstige Grafinger Volksschulgebäude eine Posse geworden.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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