Grafing:Zuhören und helfen

Die Stadt Grafing schafft eine neue Beratungsstelle für Bedürftige. Das Angebot soll niederschwellig zugänglich sein

Von Thorsten Rienth, Grafing

Manchmal meint es das Leben einfach nicht fair. Da gibt es Nachbarn mit sozialen und psychischen Schwierigkeiten. Welche, die nicht oder kaum lesen können, aber ein kompliziertes Schreiben vom Amt im Briefkasten haben. Oder Senioren, deren Kinder weit weg wohnen, die sich im Internet nicht sonderlich auskennen - aber einfach wissen wollen, wo sie diesen oder jenen Zuschuss beantragen können. Für solche Fälle schafft Grafing nun Abhilfe in Form eines neuen Beratungsangebots.

Niederschwelliges Angebot lautet der Fachterminus im Hintergrund: Die Benutzung oder Teilnahme ist an keine oder wenige Bedingungen und Voraussetzungen geknüpft. Die bewusst tief gehaltene Eintrittsschwelle soll möglichst vielen aus der "Zielgruppe" den Zugang ermöglichen, gerne auch anonym, um etwaige Schamgefühle zu umgehen. Gleich zwei Vorschläge standen in der Sitzung des jüngsten Sozialausschusses des Grafinger Stadtrats auf der Tagesordnung - und beide hat das Gremium, gleichwohl in etwas abgespeckter Form, angenommen.

Zum einen war dies ein Antrag des Seniorenbeirats, der um die Einrichtung einer Beratungsstelle für Senioren gebeten hatte, Themen rund um die Barrierefreiheit eingeschlossen. Wünschenswert sei, dass eine unlängst in den Ruhestand gegangene Rathausmitarbeiterin auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung an zwei Tagen in der Woche tätig wird. Dabei solle sie eng mit der ehrenamtlichen Grafinger Behindertenbeauftragten zusammenarbeiten.

Der zweite Antrag kam von der Grafinger SPD-Fraktion. Demnach solle die Stadt eine Teilzeitstelle mit 20 Wochenstunden einrichten - für den Betrieb einer zentralen Anlauf- und Koordinationsstelle für soziale Hilfsangebote.

"Wir brauchen jemanden, der ohne großes Aufhebens Hilfesuchende anonym und kompetent an die richtigen Stellen verweisen kann, die Hilfesuchenden dann passgenau weiterhelfen", begründete der Grafinger SPD-Vorsitzende Christian Kerschner-Gehrling das Ansinnen. Wasserburg zum Beispiel setze die Idee dahinter in Form seines "Bürgerbahnhofs" um. Zudem solle die Stelle als Informationsdrehscheibe fungieren für Grafinger, die sich gerne ehrenamtlich engagieren wollen, aber noch keine passende Möglichkeit gefunden hätten.

"Aus Kostengründen und Gründen der Aufgabenüberschneidung" empfahl die Stadtverwaltung allerdings, dem SPD-Antrag nicht stattzugeben. In der Sitzung fasste das Gremium aber den Beschluss, die sogenannte geringfügige Beschäftigung einzurichten, diese dann aber um die Eckpunkte aus dem SPD-Antrag zu erweitern. Nach einigen Monaten will der Ausschuss eine Art Zwischenbilanz ziehen und das Angebot bei entsprechender Nachfrage aufstocken.

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