Grafing:Wirbel um neue Messstellen

Grafing: Die Biogasanlage am Grafinger Stadtrand. Im Wald liegt das Wasserschutzgebiet, für das gerade die neuen Bohrpunkte in Auftrag gegeben worden sind.

Die Biogasanlage am Grafinger Stadtrand. Im Wald liegt das Wasserschutzgebiet, für das gerade die neuen Bohrpunkte in Auftrag gegeben worden sind.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grafing erweitert den Auftrag für ein Gutachten, das mögliche Gefahren der räumlichen Nähe vom Öxinger Wasserschutzgebiet und der Biogasanlage klären soll

Von Thorsten Rienth, Grafing

Es herrschte einiges an Aufregung, als es im Sommer vor zwei Jahren um die Sicherheit des Grafinger Trinkwassers ging. Das Wasserwirtschaftsamt versicherte: Die Biogasanlage am Schönblick stelle keine Gefahr dar. Ein Gutachter widersprach: Auszuschließen sei es nicht. Der Stadtrat wollte Klarheit und gab ein neuerliches Gutachten in Auftrag. Nun liegt ein 36-seitiger Zwischenbericht vor - doch es muss nachgearbeitet werden.

Die Anzahl der Grundwassermessstellen ließ der Bauausschuss im nichtöffentlichen Teil seiner jüngsten Sitzung mehr als verdoppeln. "Mit Hilfe von drei Grundwassermessstellen sollte die lokale Grundwasserfließrichtung zur Trinkwassererschließungsanlage Öxing bestimmt und darauf basierend die Schutzwirksamkeit des bestehenden Wasserschutzgebiets überprüft werden", lautete die Aufgabenstellung des Gutachtens. In seiner jüngsten Sitzung vergab der Bauausschuss nun den Auftrag für die Errichtung von vier zusätzlichen Grundwassermessstellen, erklärte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne).

Was den Anlass angeht, so beruhigte die Rathauschefin. Grund zur Sorge bestehe nicht, versicherte sie. Man wolle lediglich auf Nummer Sicher gehen, "weil uns das noch nicht eindeutig genug war". Uns - das ist in diesem Falle die Grafinger Stadtverwaltung und das zuständige Wasserwirtschaftsamt in Rosenheim. Das - damit ist der Zwischenbericht des Gutachtens gemeint. Gemeinsam habe man sich deshalb dazu entschlossen, den Bauausschuss um den Auftrag für die zusätzlichen Grundwassermessstellen zu ersuchen. Der stimmte zu.

Das wirft natürlich die Frage auf, warum nicht gleich von Anfang an mit einer größeren - oder konkreter: ausreichenden - Anzahl von Messstellen gearbeitet worden ist. Eine mögliche Erklärung könnten die Kosten sein. Die Rede ist von einem niedrigen fünfstelligen Betrag pro neuer Messstelle. Weil die Sache in der vergangenen Sitzung aber nichtöffentlich diskutiert worden war, ist die Informationslage ziemlich dünn. Sicher ist dagegen, dass die Vorgänge um das Gutachten immer mehr Fragen aufwerfen. Zum Beispiel nach der Dauer des gesamten Prozederes. Die Entscheidung für das neuerliche Gutachten war im Sommer 2013 gefallen. Der Zwischenbericht, der der SZ vorliegt, ist auf den 26. Januar 2015 datiert. Sechs weitere Monate vergingen, bis der Bauausschuss nun am 28. Juli die zusätzlichen Messstellen in Auftrag gab. Sie sind das vorläufig letzte Kapitel einer Routineüberprüfung über die nötigen Ausmaße des Wasserschutzgebiets aus dem Jahr 2005. Auf Basis der Überprüfung war das Areal um den Öxinger Brunnen um ein Stück nach Osten verschoben worden. Wenngleich der Zeitpunkt der Berechnungen und die Planungen der Biogasanlage in keinerlei Zusammenhang stehen, so entstand doch erst durch die Verschiebung jener Platz, auf dem die Anlage im Jahr 2009 schließlich gebaut werden konnte.

"Würden bei einem etwaigen Unfall in der Anlage Gärsäfte oder Jauche austreten, könnte möglicherweise belastetes Wasser im Brunnen landen", lautete im Sommer 2013 die Warnung des Sachverständigen. Ob dem so ist, sollen jetzt die vier zusätzlichen Messstellen endgültig klarstellen.

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