Mathematik und - zum Beispiel - die morgendliche Dusche haben mehr gemeinsam, als es zunächst scheint. Denn der Wasserverbrauch der Grafinger ist proportional zu dem, was die Stadt aus ihren Wasservorräten entnimmt. Wenn ein Brunnen versiegt, so die nächste Rechnung, muss der nächste eben mehr fördern. Damit das auch weiter möglich ist, setzt Grafing zur Sanierung von vier seiner sieben Brunnen an.
Hintergrund ist, dass die Stadt stetig wächst und folglich auch der Wasserbedarf steigt. Hatte die Stadt im Jahr 2014 noch gut 900 000 Kubikmeter Wasser aus ihren Brunnen geholt, waren es im Jahr 2020 schon fast 1,2 Millionen. Während die Brunnen Am Hochholz III und IV laut Stadtverwaltung keine Auffälligkeiten zeigen, liegen die Dinge bei den Brunnen I und II anders.
Den ersten hatte die Stadt Ende der 1990er Jahre "wegen baulicher und hydrochemischer Mängel" vom Netz genommen. Der zweite weise aufgrund seines Alters von mehr als 50 Jahren "zahlreiche Schadstellen" auf. "Durch die zusätzlich voranschreitende Korrosion ist mittelfristig, neben einem erneuten Leistungsrückgang, auch ein vollständiger Ausfall der Funktionalität nicht auszuschließen", heißt es im Statusbericht der Grafinger Wasserversorgung an den Bauausschuss. Umso wichtiger, dass die übrigen Brunnen liefern.
Genau das will die Grafinger Stadtverwaltung nun absichern. Die Hochholz-Brunnen II, III und IV will sie überbohren, also die mögliche maximale Entnahmemenge erweitern. Den stillgelegten Brunnen I will sie perspektivisch über eine neue Bohrung in direkter Nähe reaktivieren. Die beiden Aiterndorfer und der Elkofener Brunnen sind von den Sanierungsplanungen nicht betroffen. Allerdings liefern sie nicht genug Wasser, um etwaige Engpässe etwa in der Sanierungsphase ausgleichen zu können.
Deshalb kommt etwas ins Spiel, das Grafing und die Nachbarstadt Ebersberg im vergangenen Jahr für solche Fälle abgeschlossen hatten: der Wassernotverbund. "Die Stadt Ebersberg wird ihre angedachten Maßnahmen am Gewinnungsnetz auf die Zeit nach der Erneuerung der Wassergewinnung Öxing einplanen", steht dazu im Statusbericht. Formsache, dass der Bauausschuss die Stadtverwaltung in seiner Weihnachtssitzung mit der Erstellung der Sanierungsplanung beauftragt hat. Grob geschätzt, liegen die Bau- und Sanierungskosten der vier Hochholz-Brunnen bei etwa zwei Millionen Euro.