Süddeutsche Zeitung

Baywa-Gelände Grafing:Stadtrat stellt Baupläne vor

Bei einer Infoveranstaltung erläutern Stadtverwaltung und Stadtrat den Grafingern die Überplanung des ehemaliges Baywa-Geländes. 120 Wohnungen sollen hier entstehen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

"Da ist ein Loch entstanden, ein richtiges Loch." Wie sehr ihn das schmerzt, war Klaus Immich auch von weitem anzusehen. Körperhaltung: gedrungen. Schultern: bis an die Ohrläppchen hochgezogen. Die Lippen: fest zusammengepresst. Doch es war keine körperliche Wunde, von der Immich da sprach. Sondern ein städtebauliches Loch, das der Wegzug der Baywa auf dem Areal nahe des Grafinger Stadtbahnhofs aufgerissen hat. Bei einer öffentlichen Infoveranstaltung im Grafinger Sitzungssaal erläuterten Stadtverwaltung und Stadtrat nun den Grafingern die Überplanung des Geländes mit Wohnungen.

Angeregt hatte die Veranstaltung das Bündnis für Grafing (BfG), die anderen Fraktionen stimmten zu. Das Credo: Ein besonderes neues Baugebiet mache auch eine besondere Art der Information nötig. In Immich lud Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) eine der bayrischen Städtebau-Koryphäen ein. Der Architekt sollte den Grafingern erklärten, warum alles nicht so ganz einfach ist in diesem Viereck aus Münchner Straße, Grandauerstraße, Bahngleisen und dem alteingesessenen Busunternehmen "Urscher".

Vorgaben zum Emissionsschutz erschweren die Bebauung

Derzeit stellt Grafing den zugrunde liegenden Bebauungsplan auf. Einfach ist das vor allem deshalb nicht, weil die Vorgaben an den Emissionsschutz seit Jahren schärfer werden. Dabei darf Grafing aber nicht nur an die neuen Bewohner denken. "Genauso müssen wir das Busunternehmen davor schützen, dass es nachher von den Anwohnern verklagt wird", erklärte die Bürgermeisterin.

Planer Immich will das erreichen, indem sich das Baugebiet gen Norden und Nordwesten praktisch selbst vorm Bahn- und Gewerbelärm schützt. Stichwort: Wagenburg. Während die Erschließung über einen Laubengang an der Nord- und Nordwestseite geschieht, würden sich die Wohnungen zur ruhigen inneren Seite hin öffnen. Etwa 120 sollen es nach Angaben des Bauträgers insgesamt werden, darunter entsteht mindestens eine Tiefgaragenetage. Für die erste Gebäudereihe an der Bahnlinie sind vier Vollgeschosse vorgesehen, weiter südlich dann drei. Selbst die höchsten Dächer liegen deutlich unter dem des Kiermeierhauses, wie ein 3D-Modell zeigte. Erschlossen werden soll das Areal von der Münchner Straße aus. Dass diese verkehrsberuhigt wird, hält Immich für unerlässlich: "Sonst wird das sofort ein Schleichweg zur Bahnhofsstraße."

Die Besucher interessierte vor allem das Umfeld des Areals

Die Diskussion mit den etwa 50 Besuchern drehte sich allerdings weniger um die klassischen Eckpunkte eines Bebauungsplans wie Gebäudehöhe oder Grünflächen, im Interesse standen eher das Umfeld des Areals und seine grundsätzliche Gestaltung. Fotovoltaikanlagen auf den Dächern zum Beispiel, trockene Fahrradabstellplätze und möglichst wenig Autos. "Wenn ich einen Platz sehe, auf dem wenig Autos sind, dann ist das für mich Schönheit", sagte ein Grafinger. Kopfschütteln rief die Ankündigung hervor, dass die Fenster in Richtung Norden und Nordwesten aus Lärmschutzgründen nicht zu öffnen sein werden. Nun, ganz so radikal dürfe man die Sache nicht sehen, kam prompt die Beruhigung: Für die Reinigung ließen sie sich freilich schon öffnen. Und wer wolle, "reinige" eben öfter. Nur dürfe er sich dann halt nicht über Lärm beschweren.

Noch bis Mittwoch, 8. Juni, liegen die aktuellen Entwürfe im Rathaus aus. Anschließend wertet das Bauamt die vorgebrachten Äußerungen aus.

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SZ vom 01.06.2016/moje
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