Der Förderverein einer Fußballabteilung verkauft am Sommerfest Kaffee und gespendeten Kuchen, damit der Verein vom Erlös zum Beispiel neue Trikots kaufen kann. Gerät die Abteilung unter Druck, sportlich wie nicht sportlich, unterstützt sie der Förderverein und bringt sich konstruktiv bei der Problemlösung ein. Über den Trainer oder die Mannschaftsaufstellung entscheidet freilich nicht der Fußball-„FöV“, sondern die sportliche Leitung der Fußballabteilung. So ähnlich läuft satzungsgemäß auch die Arbeitsaufteilung zwischen der Grafinger Volkshochschule und ihrem Förderverein: Das Bildungsprogramm gestaltet die VHS-Leitung. Der Förderverein berät und unterstützt. So lief das viele Jahre auch in der Grafinger Konstellation durchaus erfolgreich – bis „FöV“-Vorsitzender Jörg Walter vor einigen Wochen ein Konkurrenzprogramm auf die Beine zu stellen begann.
Das bringt dem Grafinger nun die nächste Initiative ein, ihn von der Spitze des Grafinger VHS-„FöV“ zu entfernen – diesmal von Mitgliederseite: Unter ihnen zirkuliert gerade eine Unterschriftenliste mit dem Antrag, Walter auf der für den 21. November angesetzten außerordentlichen Mitgliederversammlung „mit sofortiger Wirkung wegen fortgesetzten Handelns gegen die Vereinssatzung“ von seinem Posten abzuberufen.
Die Abberufung des Vorsitzenden steht bereits auf der Tagesordnung
Dabei handelt es sich zwar zuallererst um einen symbolischen Akt. Walters Abberufung steht bereits auf Antrag seines Stellvertreters Silvan Ruegg auf der Tagesordnung, inklusive die „Neuwahl des Vorstands im 1. Quartal 2025“ auf den Weg zu bringen. Wohl aber gibt es mit der Liste, auf der sich bereits einige Dutzend Namen befinden sollen, ein erstes Stimmungsbild von Mitgliederseite. Dieses Stimmungsbild stärkt dem zweiten Vorstand Ruegg ziemlich den Rücken.
„Wir sind Mitglieder des Fördervereins der VHS im Zweckverband kommunale Bildung und stellen den folgenden Antrag an die außerordentliche Mitgliederversammlung am 21.11.2024“, steht über der Liste. „Der 1. Vorsitzende des FöV VHS, Herr Dr. Jörg Walter, wird von seinem Amt mit sofortiger Wirkung wegen fortgesetzten Handelns gegen die Satzung des Vereins abberufen.“
Die Begründung verweist auf Walters „Parallelveranstaltung“ am 7. Oktober. Damals hatte der Vorsitzende des Fördervereins auf eigene Faust den umstrittenen Münchner Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen zu einer Veranstaltung nach Grafing eingeladen. „Rechtzeitige Hinweise aus der Mitgliedschaft, davon Abstand zu nehmen, hat er zurückgewiesen. Im Gegenteil, er hat verlauten lassen, dass er weiter so verfahren werde.“ Damit habe Walter seine Befugnisse überschritten und gegen die Satzung des Vereins verstoßen. „Darüber hinaus hat er zur Diskreditierung der VHS und seiner Mitarbeiter durch öffentliche Äußerungen und der Verbreitung die VHS herabsetzender Schriften auf der Homepage des Vereins beigetragen.“