Jugendorchester Grafing:Verheißungsvolle Klänge

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Versunken in die Musik und getragen von einem hervorragenden Klangkörper spielt Teresa Gruber beim Adventskonzert des Grafinger Jugendorchesters. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Grafinger Jugendorchester erweist sich bei seinem Adventskonzert in der Pfarrkirche als Ensemble mit Format. Die zahllosen Zuhörer sind hingerissen.

Von Anja Blum, Grafing

Dass gefühlt die halbe Stadt zur Kirche pilgert, ist - jenseits von Weihnachten und Ostern - mittlerweile eine Seltenheit geworden. In Grafing jedoch ließ sich dieses Schauspiel am Sonntag gut beobachten: Zunächst waren die Stände am Christkindlmarkt auf dem Marktplatz sehr gut bevölkert, doch je näher der kleine Zeiger an die Fünf heranrückte, desto mehr Menschen wanderten in Richtung Sankt Ägidius ab. Dorthin nämlich hatte das Grafinger Jugendorchester eingeladen, zur zweiten Auflage seines Adventskonzertes. Und die zahlreichen Besucher hatten sich nicht geirrt: Sie erwartete eine wahrlich hörenswerte, runde, alle Facetten des weihnachtlichen Fühlens und Klingens darbietende Aufführung.

Zum Bersten voll waren dabei nicht nur die Kirchenbänke, auch in den weitläufigen Altarraum hätte kein weiterer Kerzenständer mehr gepasst. Mehr als hundert Mitwirkende bot das Grafinger Jugendorchester für dieses Konzert auf: Instrumentalisten wie Sänger, vom Kinderchor über jugendliche Talente bis hin zu grauhaarigen Eminenzen - ganz nach der Maxime des Vereins, die besagt, dass das Ensemble wirklich allen Interessierten offen steht. Kopf des Ganzen ist Hedwig Gruber, die ihre Schäfchen mit unbeirrbarem, schnörkellosem Dirigat durch das anspruchsvolle Programm, über alle Klippen und Untiefen hinweg und sicher ans Ziel führte.

Die Vorfreude bildete den roten Faden

Über dem Orchester schwebten die drei verheißungsvollen Lichter eines riesigen Adventskranzes - gleich einem unübersehbaren Motto. Denn die adventliche Vorfreude, so schien es, war der rote Faden, an dem Gruber das Programm des Abends entlang gestrickt hatte.

Zu hören war die Vorfreude jedoch in unterschiedlichem musikalischen Gewand: mal feierlich-festlich von schmetterndem Blech, mal sehnsüchtig-wartend in dem Lied "Drei Kön'ge wandern aus Morgenland" von Peter Cornelius, das hier in einer Bearbeitung für Orgel (Franz Mlnarschik), Posaune (Brigitte Hacker) und Sopran (wunderbar: Laura Hemmingway) erklang, mal hoffnungsvoll-romantisch der "Elizabethan Serenade" des Engländers Ronald Binge, dann wieder dramatisch-schwermütig im Stück "Asturias" des Spaniers Isaac Albéniz, hier zu hören in einer Version für Gitarre (sehr gefühlvoll: Xaver Neuhäusler) und Orchester.

Ein musikalisches Highlight auch "Abendsegen und Traumpantomime" aus der Oper "Hänsel und Gretel" von Engelbert Humperdinck (Sopran: Laura Hemmingway, Mezzosopran: Lisa Eisenreich), ein Stück, das himmlisch-sphärische Klänge, starke Dynamik sowie reichlich spannungsgeladene Harmonik bietet. Aber auch klassische Weihnachtsmelodien wie "Es ist ein Ros' entsprungen" oder "Oh, du fröhliche" in diversen Besetzungen erklangen. Als Chor machte sich dabei die Klasse 3 a der Grafinger Grundschule verdient - wobei die Kinder in weißen Gewändern und mit Kerzen in den Händen schier engelsgleich anzusehen waren. Nur beim Tempo, da hatte zeitweise der Teufel seine Finger im Spiel, als die jungen Sänger dem Orchester davongaloppierten.

Wackelige Töne sind sofort vergessen

Das Jugendorchester selbst zeigte sich alles in allem höchst intonationssicher und auch rhythmisch versiert. Selbst große, allseits bekannte Werke wie die "Romanze" op. 50 von Ludwig van Beethoven meisterte das Ensemble aus jungen und etwas älteren Musikern mit Bravour. Und sein voller Klang füllte den großen Kirchenraum ohne Mühe bis zu den hintersten Stehplätzen. An besonders exponierten Stellen, bei manchen Soli oder Einsätzen, vernahm das kritische Ohr zwar schon so manchen wackeligen Ton, doch das erwärmte Herz war geneigt, dies sogleich wieder zu vergessen.

Zu schön war es, die Freude am gemeinsamen Musizieren, die in diesem Ensemble Generationen, Laien und Profis miteinander verbindet, mitzuerleben. Und nicht nur das: Mehrmals weitete das Jugendorchester sich aus auf alle Menschen in der Pfarrkirche, dann nämlich, wenn alle Zuhörerer aufgefordert waren, mitzusingen. "Tochter Zion" zum Beispiel geriet so zu einem wahrlich volltönenden Weihnachtsgruß, im wahrsten Sinne des Wortes mit Pauken, Trompeten und vielem mehr. Was für ein Konzert, Hosianna!

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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