Grafing: Streit um illegale Bäume:CSU-Kreisrat auf dem Holzweg

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CSU-Kreisrat Martin Lechner pflanzte illegal eine Pappel-Plantage im Landschaftsschutzgebiet. Nun muss er sie nachträglich von den Behörden genehmigen lassen.

Christoph Giesen

CSU-Kreisrat Martin Lechner sieht sich wegen einer von ihm angelegten Pappelplantage in einem Landschaftsschutzgebiet Vorwürfen ausgesetzt. Lechner hatte für die Plantage zwei Jahre lang keine Genehmigung durch die Behörden; deshalb ist von einer illegalen Pflanzung die Rede.

CSU-Kreisrat Martin Lechner hat eine Pappelplantage angelegt - ohne sie zu genehmigen. (Foto: DPA)

Die Idee mit den Energie-Pappeln auf seinem Acker im Straußdorfer Moos zwischen Grafing und Aßling war Lechner vor drei Jahren während einer Reise des Kreis-Umweltausschusses nach Oberösterreich gekommen. "Wir haben dort einen Landwirt besucht, der Energie-Pappeln anpflanzt", schildert der CSU-Kreisrat. Die Bäume wachsen dort sieben, acht Jahre, werden dann gefällt und zu Holzschnitzeln für Biomasseanlagen verarbeitet. Zurück in Ebersberg orderte Lechner 5000 Pappel-Stecklinge und pflanzte sie auf seinem Acker.

Das Forstamt Ebersberg als genehmigungspflichtige Behörde erfuhr von Lechners Pappelplantage erst aus einer Lokalzeitung: Lechner hatte für den Fotografen zwischen den Stecklingen posiert. Nach dem Zeitungsbericht nahmen die Beamten Kontakt zu Lechner auf.

Über das was dann folgte, gibt es zwei Versionen. Aus der Behörde ist zu hören, dass sich Lechner standhaft geweigert haben soll, seine Pappelkolonie genehmigen zu lassen. Erst als man ihm mit einem Bußgeld drohte, habe er eingelenkt. Lechner bestreitet das und sagt, er sei von der Unteren Naturschutzbehörde drangsaliert worden. Die Naturschutzbehörde ist zwar nicht genehmigungsberechtigt, darf aber Stellung nehmen. Und in einer dieser Stellungnahmen verlangte die Behörde anfänglich, dass Lechner die Fläche alle vier Jahre rodet. "Dann kann ich mir das Ganze gleich sparen", sagt der Kreisrat und Landwirt. "Ich verwende keinen Dünger, vier Jahre reichen da nicht aus." Nach einigem Hin und Her habe man sich auf acht Jahre geeinigt.

Die Debatte sei ein "Sturm im Wasserglas", sagt Lechner. Schließlich habe er keinen finanziellen Nutzen gehabt. "Das Projekt hätte sowieso genehmigt werden müssen." Diese Ansicht teilen auch die Beamten im Forst- und Landratsamt und wundern sich, dass Lechner nicht gleich den Amtsweg beschritten hat. Er habe sich auf den Rat eines befreundeten Fachmanns verlassen, begründet Lechner sein Verhalten. "Er hat mir gesagt, dass ich meine Energiepappeln ohne Probleme anbauen kann." Nur im Falle einer Aufforstung brauche er eine Genehmigung, habe der Experte gesagt. "Aber einen Wald wollte ich ja nicht anlegen."

Doch Lechners Fachmann irrte. Zwar gab es eine Initiative auf Bundesebene, das Waldgesetz zu ändern. Im neuen Gesetz sollten sogenannte Kurzumtriebskulturen, wozu auch Lechners Pappelplantage gehört, nicht mehr genehmigungspflichtig sein. Ein Wald sei erst dann ein Wald, wenn die Bäume länger als zehn Jahre stünden. Aber die Gesetzesinitiative scheiterte.

© SZ vom 03.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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