Grafing:Falsche Weichenstellung

Grafing: Die Grafinger Stadthalle ist stark sanierungsbedürftig. Das allerdings dürfte teuer werden.

Die Grafinger Stadthalle ist stark sanierungsbedürftig. Das allerdings dürfte teuer werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kritik an Beschluss zur Erweiterung der Grafinger Stadthallensanierung.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Die Kostenexplosion bei der sogenannten Minimalsanierung der Grafinger Stadthalle hat ein Nachspiel. Aus den Reihen der Initiatoren des mittlerweile nicht mehr weiterverfolgten Bürgerbegehrens für einen Neubau kommt nun scharfe Kritik in Richtung Bürgermeister Christian Bauer (CSU) und Stadtrat: "Das ist der Einstieg in eine Generalsanierung, also genau das, was niemals jemand wollte", kritisiert Martin Tourneau.

Das frühere "Bündnis für Grafing"-Vorstandsmitglied zielt damit auf den Beschluss aus der jüngsten Stadtratssitzung. Dort hatte das Gremium das vorgesehene Sanierungsbudget überraschend von 1,5 auf 2,4 Millionen Euro erhöht, ein Plus von fast 80 Prozent.

Es gibt neue Probleme bei der Bühnentechnik

Grund sind dem Bürgermeister zufolge einmal neue Probleme bei der Bühnentechnik. "Die müssen wir anfassen und auf den technischen Standard bringen." Ein andermal Kosten für den barrierefreien Ausbau der Sanitäranlagen im Erdgeschoss. Dieser sei nötig, um den Zuschuss für die neue Lüftungsanlage und die Barrierefrei-Rampe zu erhalten. Weil die Stadt umfangreich in den Genuss von Zuschüssen komme, würden die Nettomehrkosten bei rund 400 000 Euro liegen.

"Der Beschluss ist eine Weichenstellung, aus der man kaum mehr rauskommt", fürchtet Tourneau: Je mehr man an der maroden Stadthalle saniere, desto mehr trete zu Tage, was zusätzlich noch saniert gehöre. "Dann haben wir am Ende eine Generalsanierung auf Raten bekommen, die unterm Strich deutlich teurer gekommen ist, als ein Neubau." Stadt und Stadtrat hätten den "teuersten Weg mit den meisten Kompromissen in Bezug auf Nutzbarkeit, Betriebs- und Folgekosten" eingeschlagen.

"Wir wünschen uns eine sachliche Debatte"

Mitnichten wolle er Krawall um des Krawalls Willen schlagen, versichert Tourneau. "Aber wir wünschen uns eine sachliche Debatte und eine kluge, umfassende, weitsichtige Planung, wobei die Gesamtkosten ehrlich benannt werden." Das sei offensichtlich nicht geschehen. "Warum fällt zum Beispiel erst jetzt auf, dass zusätzliche Tätigkeiten nötig sind, um Zuschüsse abzugreifen?"

Genauso wenig seien die Probleme mit der Bühnenelektrik neu gewesen. "Das haben die Architekten doch schon bei der Bestandsaufnahme angesprochen." Tourneau meint damit eine öffentliche Führung durch die Halle im Jahr 2019. Warum sei der Posten also nicht von Anfang an transparent in der Kalkulation gestanden?

Der Bürgermeister spricht von einem "Versehen"

Transparenz ist auch in anderem Kontext bei der Angelegenheit Stichwort. So hatte die Information über die Kostensteigerung zunächst nur auf dem nichtöffentlichen Teil der Tagesordnung gestanden, was Lena Huppertz (Linke) und Walter Schmidtke (Bayernpartei) in der Sitzung monierten. Bauer sprach schließlich von einem "Versehen" - was ihm allerdings hinter vorgehaltener Hand selbst wohlgesonnene Stadträte nicht so recht glauben wollten. Entweder habe Bauer bei der Erstellung der Tagesordnung geschludert, hießt es. Oder es sollte ein unangenehmes Thema lediglich diskret unter Ausschluss der Öffentlichkeit debattiert werden.

Tourneaus Forderung, die Minimalsanierung umgehend zu stoppen sowie - flankiert von einem Kulturkonzept - einen Stadthallen-Neubau zu planen, dürfte im Stadtrat verhallen. Schließlich hatte das Gremium den Budgetsprung von 1,4 auf 2,5 Millionen Euro mit klarer Mehrheit gebilligt.

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