Grafinger Stadthalle:Eine neue alte Frage

Grafinger Stadthalle: Derzeit ist die Grafinger Stadthalle eine Baustelle. Doch wäre es nicht klüger, neu zu bauen, anstatt immer wieder zu sanieren?

Derzeit ist die Grafinger Stadthalle eine Baustelle. Doch wäre es nicht klüger, neu zu bauen, anstatt immer wieder zu sanieren?

(Foto: Christian Endt)

In Grafing werden wieder Unterschriften für einen Neubau der Stadthalle gesammelt. Und diesmal steht nicht nur das Bündnis für Grafing hinter dem Bürgerbegehren.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Gestartet, gestoppt - und wieder aufgenommen. So steht es nun um das Bürgerbegehren für einen Neubau der Grafinger Stadthalle. Die Initiative dafür war Ende 2019 begonnen, aber dann im vergangenen Jahr nicht mehr weiterverfolgt worden. Doch seit einigen Tagen werden in der Stadt wieder Unterschriften für das Ansinnen gesammelt. "Sind Sie dafür, dass keine Sanierungsmaßnahmen mehr an der bestehenden Stadthalle durchgeführt werden und die Stadthalle durch einen Neubau ersetzt wird?", lautet die neue und alte Frage.

Die beim ersten Anlauf gesammelten Stimmen sind weiterhin gültig

"Wir sind der Meinung, dass die Grafinger eine solche wegweisende Entscheidung möglichst unmittelbar treffen sollten, und dem auch eine breite Debatte und Diskussion vorausgehen muss", sagt der ehemalige BfG/Linke-Stadtrat Heinz Fröhlich. Er fungiert rechtlich betrachtet als Brücke zur Neuauflage: Den ersten Versuch hatte er noch als stellvertretender Initiator unterstützt, jetzt steht sein Name ganz oben. "Dass das Bürgerbegehren auf diese Weise noch einmal angepackt werden kann, hat uns das Grafinger Rathaus bestätigt", sagt Fröhlich. Damit seien auch die im ersten Anlauf gesammelten gut 700 Unterschriften weiter gültig.

Als Stellvertreter sind nun auch der Grafinger Stadtrat und Vorsitzender der Bayernpartei Walter Schmidtke sowie die Linke-Stadträtin Lena Huppertz mit an Bord. Die früheren Mitstreiter aus dem Bündnis für Grafing, Ursula Bauer, Yukiko Nave sowie Martin Tourneau, haben sich dagegen zurückgezogen. Die Strategie dahinter dürfte klar sein: dem Ansinnen einen möglichst überparteilichen Kern zu geben und es aus der BfG-Ecke zu holen.

Die aktuelle Sanierung kostet die Stadt etwa 2,1 Millionen Euro

"Uns eint die Ansicht, dass ein gut geplanter Neubau die Stadt am Ende günstiger kommt, als weiterhin Jahr für Jahr Geld in die Sanierung einer alten Halle stecken", beschrieb Schmidtke das Bündnis gegenüber der Ebersberger SZ . Aktuell erhält die Stadthalle neben der zwingend nötigen neuen Lüftungsanlage einen neuen Sanitär- und Eingangsbereich für 2,5 Millionen Euro. Die Zuschüsse abgezogen kostet dies die Stadt etwa 2,1 Millionen Euro.

Dem Stadtrat zufolge ist es nur eine Frage der Zeit, bis über die nächsten Sanierungspakete entschieden werden muss. "Nichts wird besser, wenn wir ständig dem schlechten Geld noch gutes Geld hinterherwerfen", sagt Schmidtke. Die Kosten für einen kompletten Neubau veranschlagte ein Gutachten zwischen 3,5 und 13,6 Millionen Euro - je nach Größe und Ausstattung der Halle. Allerdings stammt diese Schätzung aus dem Jahr 2019, in Sachen Baupreise also aus einer anderen Epoche.

Eilig haben es die Initiatoren nicht, sie präferieren vielmehr einen großzügigen Zeitrahmen

Die Mannschaft um Fröhlich, Schmidtke und Huppertz - Andreas Franz, Josef Gessler und Christoph Baumann gehören ebenfalls dazu - will sich davon jedoch nicht abbringen lassen. "Es wird in der politischen Debatte nie einen guten Zeitpunkt geben, um ein paar Millionen Euro auszugeben", argumentiert Schmidtke. Er könne sich deshalb eine Art zweckgebundene Rücklage gut vorstellen: Ein paar Jahre konsequent aufgefüllt, komme selbst eine neue Stadthalle in Schlagdistanz.

Einen langen Zeitrahmen hält Fröhlich ohnehin für nicht schlecht: "Auch die Entscheidungsfindung, wie eine neue Stadthalle aussehen und wo sie einmal gebaut werden könnte, braucht ihre Zeit." Schließlich hänge an der Stadthalle ein "ganzer Rattenschwanz" kultureller und städtebaulicher Art, sagt Fröhlich und verweist auf die Begründung des Begehrens.

Eine neue Stadthalle könnte viele Probleme lösen - so die Hoffnung

Demnach eröffne eine neue Stadthalle auch die "Möglichkeit einer umfassenden und langfristigen Lösung" für Akteure wie die Volkshochschule oder das Grafinger Jugendorchester sowie das seit mittlerweile 13 Jahren größtenteils brandschutzgesperrte alte Schulhaus in der Rotter Straße 8. Auch der Wegfall der Miete für die VHS-Übergangslösung in Haidling müsse also in die Gesamtkalkulation einbezogen werden.

Damit es zum Bürgerentscheid kommen kann, sind in einer Kommune von Grafings Größe etwas mehr als 1200 Unterschriften zu sammeln. Es fehlen also noch gut 500. Wie bei allen anderen Bürgerbegehren gilt auch im wiederaufgenommenen Fall: Wer einst unterschrieben hat, aber die Dinge mittlerweile anders betrachtet, kann sich noch bis zur förmlichen Beschlussfassung im Stadtrat über einen Entscheid wieder von der Liste streichen lassen. Notfalls kurz vor der Stadtratssitzung im Rathaus.

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