Grafing:Sorge um die Kundschaft

Geschäftsleute sind verärgert über die Sperrung der Lederergasse

Von Thorsten Rienth, Grafing

Ampeln an der Ostseite des Marktplatzes sollen verhindern, das sich mit der Fertigstellung der Ostumfahrung Staus in der Rotter Straße bilden. Teil des Plans ist aber auch eine für den öffentlichen Verkehr stark eingeschränkte Befahrung der Lederergasse. Die Inhaber von Geschäften und Gaststätten laufen nun Sturm gegen das Vorhaben. Eine Anwohnerinformationsveranstaltung am Montagabend verspricht deshalb spannend zu werden.

Noch ist nichts endgültig beschlossen, aber die Entwürfe von Stadt und Straßenbauamt sind weit gediehen. Wo Münchner Straße, Rotter Straße und Lederergasse aufeinandertreffen, könne sich der Verkehr mit der fertiggestellten Ostumgehung nicht mehr selbst regeln, heißt es. Nur kamerabasierte Ampeln könnten den Verkehrsfluss halbwegs aufrecht halten. Hintergrund ist die von Osten auf den Marktplatz stoßende Rotter Straße. Sie ist eine von zwei Anbindungen an die Umfahrung. Verkehrsprognosen bescheinigen ihr an manchen Tageszeiten anstatt bisher 800 Fahrzeugen in der Stunde mehr als 1600. Verkehrssimulationen hatten gezeigt, dass die Zufahrt der Lederergasse so etwas wie der Knackpunkt jedweder Regelung im Marktplatz-Osten ist: Für vergleichsweise wenig Verkehr von und zu der kleinen Straße müsste Grafing umfangreiche negative Auswirkungen auf die wiederum stark befahrene Münchner und Rotter Straße hinnehmen. Die Idee liegt also nahe, die Ecke Ledererstraße/Marktplatz so zu gestalten, dass am besten keine Autos mehr durchfahren. Ob das mit Pollern durchgesetzt wird oder mit einer Umwidmung zur Anwohnerstraße, ist offen.

Alleine die Überlegung führte bei den Gewerbetreibenden in der Lederergasse zu großer Aufregung. "Geschäfte brauchen eine freie Zufahrt", hieß es etwa in einer Email an Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) und die Mitglieder des Stadtrats. "Ein Weiterbestehen der Geschäfte und Gaststätten" sei in Gefahr. Als Gegenvorschlag bringen sie eine verkehrsberuhigte Lederergasse ins Spiel. Dann könne jeder ein- und ausfahren, wo es für ihn günstig sei. Ob dadurch am Aufeinandertreffen von Münchner Straße, Rotter Straße und Lederergasse ein Nutzen entsteht, dürfte fraglich sein. In einer verkehrsberuhigten Lederergasse sind Fahrzeuge womöglich langsamer unterwegs. Fahren würden sie aber trotzdem.

Eine große Unsicherheit bleibt jedoch - und die trifft ausgerechnet den Kern der gesamten Simulationen: Sämtliche Annahmen, und damit auch die Datenbasis der Verkehrssimulationen, fußen auf einer im Jahr 2009 veröffentlichten Verkehrsprognose. Aktuellere Zahlen gibt es nicht. "Wir müssen fürs Erste darauf vertrauen, dass die Zahlen stimmen", hatte Verkehrsplaner Helmuth Ammerl im Herbst dem Stadtrat erklärt. Genau wissen es die Grafinger also erst dann, wenn die Ostumfahrung für den Verkehr freigegeben ist - und es nicht mehr nur Prognosen, sondern erste Zählungen gibt.

Noch so eine spannende Frage, auf die es vielleicht am Montagabend um 19 Uhr im Rathaus eine Antwort gibt: Warum man nicht einfach die Eröffnung der Trasse abwartet, um dann auf Basis tatsächlicher Verkehrszahlen eine Entscheidung zu treffen.

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