Grafing:Sonne, Sonne, Sonne

Grafing: Mithilfe von Sonnenenergie können etwa 36 Prozent des Gesamtbedarfs der Gemeinde abgedeckt werden, so das Ergebnis der Erhebung.

Mithilfe von Sonnenenergie können etwa 36 Prozent des Gesamtbedarfs der Gemeinde abgedeckt werden, so das Ergebnis der Erhebung.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr stellt Grafings Stadtrat den Energienutzungsplan vor. Demnach ist auf den Häusern im Ort noch jede Menge Platz für Solaranlagen.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Einmal mehr ist Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr gerade auf der Tour durch die Stadt- und Gemeinderäte des Landkreises. Einem Kommunalparlament nach dem anderen stellt er dabei den landkreisweiten Energienutzungsplan (ENP) vor und erläutert, was bei den Untersuchungen der jeweiligen Gemeinde herauskam. In der jüngsten Stadtratssitzung ist Gröbmayr in Grafing zu Gast gewesen. "Der größte Brocken, der hier zu heben ist, ist die Solarenergie."

Ist-Zustände, CO2-Bilanzen, Energieeffizienz- sowie Einspar- und Erzeugungspotenziale - über ein Jahr lang war die Energieagentur des Landkreises mit der Ausarbeitung des ENP beschäftigt. Gemeinde für Gemeinde arbeiteten Gröbmayr und seine Mitarbeiter ab. Zusammen ergeben die einzelnen Energienutzungspläne den landkreisweiten ENP. Für die Gemeinden ist er die Bewertung der Umsetzbarkeit für das große energiepolitische Ziel des Landkreises, sich bis zum Jahr 2030 unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen. Und das ist bei jeder Gemeinde so spezifisch, wie die Städte und Dörfer unterschiedlich sind.

Einen "großen Brocken" nannte Gröbmayr das Grafinger Solarenergiepotenzial deshalb, weil über diese Art der Energieerzeugung etwa 36 Prozent des Gesamtenergiebedarfs der Gemeinde gedeckt werden könnten. Wie umfangreich dies ist, zeigt der Vergleich mit einigen anderen Energiearten. Denn das Potenzial für Geothermie beziffert der ENP auf vier Prozent. Das für Biomasse gerade einmal auf ein Prozent. Von den 36 Prozent könnten etwa sieben Prozent auf Photovoltaik-Freiflächen gewonnen werden. Etwa jeweils die Hälfte des Rests entfällt auf Solarthermie und Photovoltaik auf Dächern. Der Rest zu den vollen 100 Prozent Gesamtenergiebedarf müsste allerdings weiterhin von außen kommen - beispielsweise von Windparks an der Nordsee.

Der ENP leitet für Grafing vier denkbare Maßnahmenbereiche ab: Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Liegenschaften, ähnlich der vom Stadtrat bereits beschlossenen Anlage auf der Kläranlage. Maßnahmen zwei, drei und vier sind Photovoltaikfreiflächenanlagen, die effiziente Wärmeversorgung über Wärmepumpen sowie ein höherer Biogasanteil im Grafinger Fernwärmenetz. Eine Beobachtung Gröbmayrs dürfte bei der Umsetzung sicher nicht schädlich sein: "Die Bürger scheinen in Grafing sehr bereit für solche Überlegungen zu sein."

Wie so oft rührte Gröbmayr auch wieder die Werbetrommel für ein regionales Energieversorgungsunternehmen. "Sein Ziel wäre es, regenerativen Strom im Landkreis zu vermarkten", erklärte der Energiemanager. Erster Schritt müsse seiner Ansicht nach ein virtuelles Kraftwerk auf Landkreisebene sein, das regenerative Stromerzeuger zusammenfasst. "25 Biogasanlagen, 2000 Fotovoltaikanlagen, ein bisschen Wasser und hier und da vielleicht einmal ein Windrad - und das wird dann gebündelt über einen Direktvermarkter an der Strombörse gehandelt", skizzierte er das Szenario.

Klar sein müsse, dass die Energiewende nur in der Zusammenarbeit der Gemeinden funktioniere. "Bei Klärschlammtrocknungsanlagen macht es zum Beispiel überhaupt keinen Sinn, wenn das die Gemeinden einzeln machen." Es stehe außer Frage, dass auf die Stadt- und Gemeindeverwaltungen in jedem Fall eine Menge Arbeit zukommt. "Aber zur Unterstützung gibt es ja im Landkreis eine Energieagentur."

Etwaiger Arbeitsaufwand ist zumindest für den Grafinger Stadtrat kein Grund, es langsam angehen zu lassen. "Die Gemeinde könnte das enorm anschieben", sagte CSU-Stadtrat und zweiter Bürgermeister Josef Rothmoser. Auch Ernst Böhm stellte klar: "Da muss die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen."

Macht sie das, könnte in Grafing bald wieder eine Debatte um die nicht unumstrittene Biogasanlage am Schönblick losgehen. "Wenn man alle Potenziale nutzen will, sollte man auch klare Schritte auf den Betreiber zugehen", forderte Heinz Fröhlich (Bündnis für Grafing). Heißt: Über eine Erhöhung der Biogasproduktion reden.

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