Demografie:Für den Lebensabend vor Ort

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Das Grafinger Seniorenhaus am Hans-Eham-Platz wird erweitert. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grafing gehört zu den am schnellsten alternden Kommunen im Landkreis. Kein Wunder also, dass das Seniorenhaus dort nun ausgebaut wird. Die Stadt gewinnt dadurch mehr Pflegeplätze und Betreutes Wohnen - aber nicht nur.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der aktuelle Demografie-Bericht aus dem Ebersberger Landratsamt attestiert Grafing einen klaren Trend: Die Stadt gehört zu den am schnellsten alternden Kommunen im Landkreis. Etwa 800 Einwohner haben ihren 80. Geburtstag schon hinter sich. Je älter die Grafinger aber werden, desto größer auch die Anzahl derjenigen, die auf Hilfe angewiesen sind. Es kommt also nicht von ungefähr, dass dieser Tage die Erweiterung des Seniorenhauses am Hans-Eham-Platz beginnt - eben um die gestiegene Nachfrage nach Betreutem Wohnen sowie Pflegeplätzen bedienen zu können.

Angebaut wird im Süden und Westen des bestehenden Gebäudes. In dem neuen Abschnitt im Süden sind 28 zusätzliche Pflegezimmer sowie ein Gemeinschaftsraum vorgesehen. Im neuen Westteil sollen neben einigen Personalwohnungen 40 barrierefreie Einheiten fürs Betreute Wohnen entstehen. 45, 55 und 65 Quadratmeter sind sie jeweils groß, es gibt Kauf- und Mietmodelle. Gehen die Anbauten im Jahr 2024 schließlich in Betrieb, kommt die Grafinger Senioreneinrichtung insgesamt auf 65 Pflegeplätze und rund 90 betreute Wohnungen.

Wer eine betreute Wohnung kaufen möchte, muss mit mindestens 7500 Euro pro Quadratmeter rechen

Wer kaufen möchte, muss mit Quadratmeterpreisen zwischen 7000 und 7500 Euro rechnen. Zumindest war dies der Stand zum Frühjahr 2021. "Welche Preisanpassung aufgrund der Erhöhung der Baupreise erforderlich wird, kann derzeit nicht seriös beantwortet werden", heißt es aktuell auf der Internetseite des Seniorenhauses.

Zusammen mit einigen Umbaumaßnahmen am Bestandsgebäude waren die Gesamtkosten zuletzt auf gut 11,5 Millionen Euro taxiert. Die Stadt unterstützt den Anbau mit einer Zuwendung von 500 000 Euro, das Förderwerk Seniorenhaus beteiligt sich mit 900 000 Euro. Aus dem Verkauf der betreuten Wohnungen plant die Stiftung Seniorenhaus Einnahmen in Höhe von drei Millionen Euro. Den Rest muss sie mit einem Bankdarlehen finanzieren.

Geplant ist auch eine Tiefgarage mit knapp 40 öffentlichen Plätzen

Teil des Ausbauplans ist auch eine Tiefgarage. Sie ist alleine schon deshalb nötig, damit das Seniorenhaus die nötige Anzahl an Stellplätzen nachweisen kann. Doch nicht nur das. Die Stadt hat sich in die Planungen eingeklinkt - und übernimmt die Mehrkosten für eine vergrößerte Tiefgarage ein. Knapp 40 öffentlich gewidmete Stellplätze wird es deshalb unter dem Hans-Eham-Platz einmal geben. Dieser Bauabschnitt ist der Seniorenhauserweiterung vorgelagert. Im Mai soll der Spatenstich folgen.

Als eine "ziemlich einmalige Gelegenheit" bezeichnet Bürgermeister Christian Bauer (CSU) die Stellplatzthematik. "Wenn wir dort eine Tiefgarage wollen, dann müssen wir das jetzt machen. Wenn der Neubau einmal steht, ist's zu spät." Bauer sieht die Maßnahme im Kontext der Marktplatzberuhigung: Je mehr Parkplätze in unmittelbarer Nähe des Zentrums zur Verfügung stünden, desto leichter werde der Verzicht auf solche Flächen am Marktplatz selbst fallen.

Der Plan von Architekt Klaus Beslmüller sieht vor, die Erschließung des neuen Tiefgaragenteils über die Ein- und Ausfahrt der bisherigen Parkplätze zu gestalten. "Wir müssten die Zufahrt nur etwas erweitern und den Radius ein bisschen ändern. Im Gegenzug sparen wir uns eine weitere Zufahrt."

Die Grafinger Stadtverwaltung rechnet damit, dass die Tiefgaragenmehrkosten von gut einer Million Euro durch die Städtebauförderung bezuschusst werden können. Der verbleibende Betrag ließe sich über die vorhandene Rücklage aus Stellplatzmitteln finanzieren. Der Topf ist mit aktuell einer halben Million Euro ganz gut gefüllt.

Mittelschüler haben für das Seniorenhaus Spendenboxen gestaltet. Sie stehen nun in vielen Geschäften. (Foto: Christian Endt)

In der Stadt findet der Ausbau des Seniorenheims durchaus breiten Anklang. Zwei Lehrerinnen der Georg-Huber-Mittelschule zum Beispiel, Veronika Oswald und Karin Franz, haben das Bauprojekt auch im Klassenzimmer thematisiert. Dabei entstand die Idee einer langfristigen Sammelaktion zugunsten des Förderwerks. Die Spendenboxen aus Holz stellten die Schüler in Eigenregie her.

Sie stehen seither in vielen Grafinger Geschäften und werden regelmäßig, respektive auf Zuruf, geleert. Die Spenden sollen helfen, zusätzliche Aktivitäten des Seniorenhauses zu finanzieren. "Darunter fallen jahreszeitlich passende Extras wie ein Stollenessen im Advent oder ein Busausflug an den See, aber auch die Theatergruppe oder das Seniorencafé", erläutert Lehrerin und Stadträtin Oswald.

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