Akrobatik in Grafing:Ehemalige Movimento-Artisten zeigen ihr Können

Akrobatik in Grafing: Beinahe schwerelos schweben die Artisten der Gruppe M.PAC über den Köpfen des Publikums.

Beinahe schwerelos schweben die Artisten der Gruppe M.PAC über den Köpfen des Publikums.

(Foto: Christian Endt)

Das Gymnasium Grafing haben sie hinter sich gelassen, die Akrobatik nicht: Die neue Gruppe M.PAC veranstaltet ein Dinnervarieté.

Von Peter Kees, Grafing

Nach dem letzten Löffel Kürbis-Süßkartoffelsuppe erklingt Klaviermusik und es wird dunkel in der Stadthalle. Der rote Samtvorhang zur Bühne geht auf, wo mittig eine leuchtende Lampe hängt. Plötzlich Schlagzeugklänge und Lichtwechsel: Junge Menschen in hautengen, schwarzen Kostümen tanzen um die Lampe; ein jeder wirft mit einer Taschenlampe einen Lichtstrahl ins Publikum. Die Tänzer formieren sich, driften auseinander, kommen wieder zusammen, springen hochkonzentriert in eleganten Bewegungen über die Bühne. Bald steht eine junge Frau auf der Schulter eines Tänzers und lässt sich in die Arme der anderen fallen. Applaus.

"Spotlight" heißt das Dinnervarieté, das die zehn Akrobaten unter dem Namen M.PAC, performing arts company, in Grafing präsentieren. Es sind ehemalige Grafinger Gymnasiasten, die Gründergeneration von Movimento, die neben Akrobatik und hoch energetischen Tänzen auch mit einer ausgeklügelten Lichtregie bestechen. Und mit einem Drei-Gänge-Menü.

Nicht einfach Turnen, sondern professionelle Akrobatik

Aus der Gruppe lösen sich zwei junge Männer mit bloßen Oberkörpern und gehen zu einem Podium im Publikum. Unter schmalzigen Geigenklängen bilden die beiden frei am Seil hängend waghalsige Figuren: Sie drehen sich miteinander, übereinander, dann wieder einzeln. Das alles sieht mühelos aus, spielerisch, und doch ist es ein ungeheurer Kraftakt. Das ist kein Turnen, das ist hochprofessionelle Akrobatik. Fast zu fliegen scheinen sie.

Die einzelnen Acts dieser Show sind stark, ihre Übergänge gekonnt in Szene gesetzt. Bald sind es zwei junge Frauen, die mitten im Publikum durch die Luft kreisen und dabei akrobatische Figuren - zum Teil kopfüber - vom Feinsten zaubern. Ihre Körper scheinen dabei mitunter ineinander verwoben zu sein. Völlig angstlos, frei, fast schwerelos bezaubern sie das Publikum. Währenddessen wird ein Flügel auf die Bühne gerollt. Die Tänzer und Akrobaten spielen selbst und wechseln sich mit tänzerischen Einlagen ab.

Der Höhepunkt: Sie sitzen zu fünft an dem Instrument und musizieren gemeinsam. Toll wie sie Musik machen und zugleich tanzen. Noch vor der ersten Pause rückt jene Lampe wieder in den Mittelpunkt und mutiert im Spiel ihrer Darsteller erst zu einem Eis, an dem man schleckt, dann zu einer Bürste, einem Golfschläger und einem Mikrofon. Das alles ist hervorragend choreografiert.

Eine Darbietung voller Genüsse

Der Abend besteht aus drei Teilen: Nach dem ersten wird der Hauptgang serviert, nach dem zweiten gibt es italienische Nachspeise. In allen drei Akten bestechen die Artisten mit ihrem Können; die Nummern greifen wunderbar ineinander über. Da wird eine Stange auf die Bühne gebracht, auf die zunächst zwei Männer im Duo hinaufklettern, mit ihren Köpfen den Bühnenhimmel streifen und sich an diese hängen. Die Arme und Beine strecken sie dabei horizontal von sich und widersetzen sich scheinbar der Schwerkraft.

Man kommt während der gesamten Vorstellung aus dem Staunen nicht heraus. Die Truppe lässt fantastische Körperbilder entstehen: An zwei Tüchern mitten im Publikum hängen zwei Bewegungskünstlerinnen und zeigen phänomenale Luftakrobatik. Dann eine Darstellerin, die allein am Flügel sitzt und überzeugend ein Solo spielt. Wie Elfen schweben die Artisten durch den Abend. Selbst die Nummer mit dem Flohwalzer überzeugt: Ein Mädchen am Flügel beginnt die Tonfolge, während ein Junge dazu die abschließenden Töne - manchmal absichtlich falsch - auf einem Kinderklavier spielt.

Sogar stimmlich sind die Akrobaten fit

Und am Schluss beweisen die Artisten sogar noch, dass sie auch singen können; einer von ihnen begleitet auf der Gitarre. Das alles zeigt: Hier haben begabte junge Menschen mit Enthusiasmus, Niveau und professionellem Können etwas zusammen gestemmt, das sich mehr als sehen lassen kann. Ob Solotanz, Akrobatik - auch die klassische Pyramide ist darunter -, Jonglage oder ein grandioser Act mit einem lebensgroßen Ring: Es macht großen Spaß, das alles anzusehen.

M.PAC das sind Johannes Böhringer, Annika Germer, Michael Hutterer, Evi Kaiser, Julia Ladner, Katharina Moosbauer, Karin Paulsburg, Jonathan Riedel, Jakob Riedel und Teresa Wirth. Das Programm haben sie komplett selbst gestaltet. Nicht nur die einzelnen Nummern, sondern auch ihre gelungene Inszenierung. Den tosenden Applaus haben sie sich wahrlich verdient.

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