Stadtplanung in Grafing:Beste Lage - beste Lösung?

Stadtplanung in Grafing: Ein Wappen-Bär ziert das ehemalige VHS-Gebäude, doch auf die jüngste Geschichte des Hauses kann die Stadt nicht gerade stolz sein.

Ein Wappen-Bär ziert das ehemalige VHS-Gebäude, doch auf die jüngste Geschichte des Hauses kann die Stadt nicht gerade stolz sein.

(Foto: Christian Endt)

Bürgermeister Christian Bauer (CSU) möchte das sanierungsbedürftige Gebäude in der Rotter Straße 8 abreißen und durch eine Erholungsfläche ersetzen. Dafür müsste allerdings erst der Jugendtreff eine neue Heimat finden. Und was die Stadträte von der Idee halten, ist auch noch nicht klar.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Grafinger Schandfleck: Seit knapp 15 Jahren rottet das Gebäude in der Rotter Straße 8 größtenteils brandschutzgesperrt vor sich hin. Im Stadtrat hieß es stets: Ja, eine Lösung für das in bester Innenstadtlage liegende Grundstück sei dringend nötig. Nein, konkrete Ideen müssten erst noch ausgearbeitet werden. Nun gibt es eine solche - und sie kommt von ganz oben: Bürgermeister Christian Bauer (CSU) will das Gebäude abreißen und auf dem Gelände eine innerstädtische Erholungsfläche errichten lassen.

Auf rund 3,5 Millionen Euro bezifferte der Bürgermeister gegenüber der SZ die geschätzten Kosten des Vorhabens. Der Betrag steht auch bereits in Bauers langfristiger Haushaltsplanung. Ein gewisser Puffer sei ebenfalls eingerechnet, sollte die Stadt einen Teil der einst für den "Ro8"-Parkplatzbau erhaltenen Gelder aus der Städtebauförderung zurückzahlen müssen.

2029 könnte es mit dem Abriss losgehen

Einen Zeitplan, wenn auch einen langfristigen, gibt es ebenfalls: Bauer möchte das Projekt ab dem Jahr 2029 anpacken. Dieser späte Baubeginn sei der angespannten Finanzlage der Stadt sowie dem neuen Feuerwehrhaus geschuldet. Da dieses unter die Pflichtaufgaben fällt, sei es zuerst zu errichten.

Knapp fünfeinhalb Jahre wären es also noch mindestens bis zu einem Abriss. Das klingt nach mehr, als es in Wirklichkeit ist: In der Regel lässt die Stadt bei einem Projekt dieser Tragweite mehrere Planungsentwürfe erstellen. Anschließend debattiert der Stadtrat diese Ideen und trifft eine Entscheidung, welcher Entwurf in die Ausarbeitung gehen soll. Derweil gilt es, die Finanzierung zu sichern und die eine oder andere Detailplanungsschleife zu durchlaufen.

Ein paar Meter weiter gibt es bereits eine Erholungsfläche

In öffentlicher Stadtratssitzung wurde Bauers Initiative noch nicht debattiert. Daher ist unklar, wie viel die Grafinger Stadträte dem Vorschlag abgewinnen können. Im neuen Öxinger Platz gibt es bekanntlich nur ein paar Gehminuten östlich bereits eine Erholungsfläche. Auch eine Antwort auf die Frage nach einer neuen Heimat für die Jugendinitiative Grafing (Jig) steht noch aus. Der Treff befindet sich seit seiner Gründung Mitte der 1980er Jahre im Erdgeschoss der Rotter Straße 8.

Bei einer Vollversammlung Anfang November werden die Jugendlichen über eine weitere Idee Bauers abstimmen. Der Bürgermeister hatte im Juni eine Art Zweiteilung des Jig vorgeschlagen. Der Thekenraum des Treffs könnte ins Kiermeierhaus am Stadtbahnhof umziehen. Dort wird Platz frei, weil das darin von der Stadt betriebene Jugendcafé Chaxxter mit der Eröffnung des Kinderzentrums in der Forellenstraße eben dorthin umzieht. Der Jig-Veranstaltungsraum soll nach Bauers Willen in die Kreitmaierhalle im Haidlinger Gewerbegebiet hinterm Haschler-Turm umsiedeln. Gerade eruiert der Bauausschuss, ob sich die Halle für eine Nutzung durch die Grafinger Vereine umbauen respektive sanieren lässt.

Ein Anbau am Kiermeierhaus könnte für das Jig eine Lösung sein

Unter den Jugendlichen, alles kein Geheimnis, gibt es an diesem Plan ernste Zweifel. "Die meisten in dem Alter haben doch noch gar kein Führerschein", mahnt etwa Luisa Horninger, 17-Jährige Grafingerin und Mitglied im Kreisvorstand der Grünen Jugend. "Ein Jugendtreff gehört einfach in die Stadt und nicht an den Stadtrand." Jig-Vorsitzende Helen Hamburger fürchtet, dass bei Veranstaltungen in der Kreitmaierhalle vor allem Besucherinnen ausbleiben. "Als Frau will ich nicht nachts im Dunkeln von dort hinten zurück in die Stadt laufen." Perspektivisch für den Treff fast noch wichtiger: "Ich habe echte Zweifel, dass wir den Betrieb einfach so auf Räumlichkeiten aufteilen können, die zwei Kilometer auseinander liegen."

Doch womöglich muss es soweit gar nicht kommen. Gegenüber der SZ sprach Bauer von der Option eines Anbaus am Kiermeierhaus. Vieles spreche dafür, dass sich dabei eine konzerttaugliche Raumhöhe umsetzen lasse. Der Punkt ist insofern bedeutungsvoll, als dass dem Jig schon einmal ein Umzug ins Kiermeierhaus nahegelegt worden war. Die Jugendlichen lehnten den Vorschlag aus dem Jahr 2016 jedoch mit Verweis auf die niedrige Raumhöhe sowie die im Saal stehenden Stützpfeiler ab. Derartige Pfeiler sind nach Aussage des Bürgermeisters in einem neuen Anbau nicht mehr nötig.

Im Jig ist man von derlei Plänen überrascht. Von der SZ darauf angesprochen, antwortete die Vorsitzende Hamburger: "Davon höre ich gerade zum ersten Mal." Grundsätzlich halte sie den Vorschlag für interessant. "Die Pläne würden wir uns natürlich gerne mal anschauen."

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