Grafing:Neue Heimat

Grafing: Leopold Henneberger, Martina Eglauer, Peter Pfaff und erste Bürgermeisterin Angelika Obermayr (v.l.) freuen sich über das neue Domizil.

Leopold Henneberger, Martina Eglauer, Peter Pfaff und erste Bürgermeisterin Angelika Obermayr (v.l.) freuen sich über das neue Domizil.

(Foto: Christian Endt)

Musikschule und VHS beziehen Domizil

Von Rita Baedeker, Grafing

"Herzlich willkommen im . . . ja, wo denn? Im Haschlerturm ? Im Kul-Turm? In Haidling 17?" Nicht nur Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr ist noch nicht ganz sicher, wie sie das neue Domizil von Volkshoch- und Musikschule im Grafinger Gewerbegebiet nennen soll. Gemeinsam mit Martina Eglauer, Leiterin der Volkshochschule, und Peter Pfaff, Leiter der Musikschule, einigt man sich auf "neue Heimat". Im Falle der VHS passt dieser Name sogar zum aktuellen Semesterthema. Außerdem drückt der Begriff "Heimat" das aus, wonach sich Schulleitung, Lehrer und Schüler seit langer Zeit sehnen - nach etwas, was man tatsächlich leiten könne, sagt Pfaff und erinnert an die Jahre, als man den Unterricht auf alle möglichen und unmöglichen Räume verteilen musste. "Zerfleddert" nennt Obermayr die Situation, wie sie damals war. Denn obwohl die Verkehrsanbindung suboptimal sei, erscheine diese nun gefundene Lösung besser als die völlig verfahrene Situation der Rotterstraße, sagt sie.

Bei einem Empfang im umgebauten und renovierten Haschlerturm sagen Pfaff und Eglauer bewegt all jenen Danke, die mitgeplant, -gewirkt und -gebaut haben an der neuen Heimat. Allen voran den Mitarbeitern der insgesamt 15 Gewerke, dem Architekten Christian Einhellig - der nebenbei auch Musiker ist -, dem Büro für Schallschutz und Akustikplanung Steger, dem Bauhof und anderen. Besonders viel Anerkennung erntet Josef Huber, Techniker an der Musikschule, der sämtliche Möbel geschreinert hat, gedankt wird dem Zweckverband Kommunale Bildung, der für die Ausstattung aufkommt, der Stadt Grafing, die den baulichen Kern schultert, und schließlich der Bürgermeisterin, die sich für eine Lösung des Musikschuldramas ins Zeug gelegt hat, kaum dass sie im Amt war; und das, obwohl sie selber zunächst keine Lösung parat hatte, bis Frank Haschler ihr anbot, den 1973 errichteten Turm zu vermieten.

Das Gebäude liegt fast mitten im Grünen, Fitnessstudio und Supermarkt sind gleich nebenan. Es hat vier Etagen, rund 600 Quadratmeter Grundfläche und Keller. In Erdgeschoss und erstem Stock liegen die Zimmer der Musikschule, darüber hat die Volkshochschule zwei Gesundheitsräume zu je 80 Quadratmetern mit Schwingboden, einer Beleuchtung, die man dimmen kann, und einen Seminarraum. Im dritten Stock hat man einen schönen Blick nach draußen ins herbstlich Bunte, was, wie Einhellig vermutet, zur Entspannung beitrage, der zweite Stock ist für Tanz- und Fitnesskurse reserviert. Bereits jetzt, kurz nach dem Einzug, finden hier 48 Kurse mit 400 Teilnehmern statt. Die Teeküche wird von beiden Institutionen genutzt. Auch an Barrierefreiheit hat man gedacht, etwa beim WC im Erdgeschoss. Zwar ist der Aufzug für normale Rollstühle zu klein, aber ein Reise-Rollstuhl, wie er an Flughäfen im Einsatz ist, passt hinein.

Theoretisch erreiche die Musikschule eine Auslastung von 150 Jahreswochenstunden, praktisch seien es 125. Davon seien 103 schon belegt, freut sich Pfaff. Auch über die akustische Ausstattung ist man glücklich. "Man wird nicht gestört, hört aber dennoch ein wenig voneinander", sagt Leopold Henneberger. Zu verdanken ist das den Schallschutz-Türen mit absenkbarer Dichtung und den außer im Proberaum für die Chöre eingezogenen Akustikdecken. Es wurden für Musizierende passende Stühle angeschafft. Auch der Brandschutz sei, wie Einhellig erklärt, optimal. Die breite Nottreppe vom ersten Stock ins Freie kann aufgestockt werden.

Ein Umzug, bei dem offenbar alles glatt über die Bühne ging, wäre da nicht der neue teure Flügel. "Das war ein Abenteuer", berichtet Henneberger. Da ein Transport durchs Treppenhaus sich als unmöglich erwies, hätten sich als Lösung hydraulische Plattformen, wie sie am Bau benutzt werden, angeboten. Nur: "Dazu musste man den Flügel einen Meter hoch heben. Eine heikle Sache!" Schließlich habe ein Gabelstapler-Unternehmen, dem die Transportfirma vertraute, das Klavier wie ein rohes Ei auf die Plattform gehievt. Damit nichts passiert, habe man auch noch ein Geländer gebaut. "Hinterher erklärte der Mann vom Transportunternehmen, er habe dabei weiche Knie gehabt", sagt Henneberger. Aber nicht aus Sorge um das Instrument, sondern weil er nicht schwindelfrei sei.

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