Bauprojekt:Grafing: Mehrgenerationenhaus für 40 bis 50 Bewohner geplant

Bauprojekt: Bereits seit einer ganzen Weile spielen sich Rudolf und Klaus Beslmüller (von links) mit dem Gedanken, ein Mehrgenerationenhaus in der Grafinger Lagerhausstraße zu errichten. Nun hat das Bauamt dem Vorhaben das gemeindliche Einvernehmen erteilt.

Bereits seit einer ganzen Weile spielen sich Rudolf und Klaus Beslmüller (von links) mit dem Gedanken, ein Mehrgenerationenhaus in der Grafinger Lagerhausstraße zu errichten. Nun hat das Bauamt dem Vorhaben das gemeindliche Einvernehmen erteilt.

(Foto: Christian Endt)

Die Familien Beslmüller haben ein neues Projekt vor. Es gibt auch schon einen Standort.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Klaus Beslmüller ist gegenüber geboren. Mit seinem Bruder Rudolf hat er hier seine Kindheit verbracht, später den eigenen Nachwuchs großgezogen. Dieses Hier ist bei den Beslmüllers der mittlere Abschnitt der Grafinger Lagerhausstraße, die Querverbindung von der Bahnhofstraße zum Stadtbahnhof. "Mein Bruder, meine Frau und ich - wir wollen hier nicht weg", sagt Klaus Beslmüller. Jetzt hat das Trio auf dem Gelände die konkreten Planungen für den Bau eines großen Mehrfamilienhauses eingereicht.

"Wir tragen die Idee schon eine ganze Weile mit uns herum", so Klaus Beslmüller. Nach Augsburg, Landshut oder Prien seien sie gefahren. "Wir wollten einfach sichergehen, dass das, was wir uns hier vorstellen, auch in der Praxis funktioniert." Dorthin, wo Mehrgenerationenhäuser teilweise schon seit Jahren betrieben werden. Wobei der Ausdruck Betrieb etwas irreführend ist. "Es soll eine echte Gemeinschaft entstehen und wir als Ideengeber und Bauherren sind ein Teil davon." Im Auge haben die Beslmüllers das der Familie gehörende Grundstück nordwestlich des Ecks, an dem die Vazanini- auf die Lagerhausstraße stößt. Die ältere Bebauung würde abgerissen und an ihrer Stelle als Gebäuderundform fünf Kuben hochgezogen. Die Zwischenräume möchten sie mit Glaswänden schließen, drei Stockwerke hoch.

Auf den Plänen sind vor den Erdgeschosswohnungen kleine Gärten zu sehen, Balkone lockern die Fassaden auf. Obendrauf käme ein Dachgeschoss, natürlich mit integrierten Dachterrassen. "Klingt gewaltig, ist aber auch nicht höher, als die Gebäude südlich von uns", sagt Klaus Beslmüller. Passenderweise verdient er sein Geld als Architekt. Drinnen soll es gut 20 Wohnungen mit sieben verschiedenen Wohnungszuschnitten in sieben unterschiedlichen Größen geben. "Dadurch haben wir eine echte Chance, die Wohnungen auf die verschiedenen Bedarfe hin zu entwerfen, die ein Lebensweg so mit sich bringt", erklärt der Bauherr.

Für die junge Familie, die ihr erstes Zuhause sucht. Für den Manager, der durch Europa pendelt, aber gerne weiter draußen im Münchner Speckgürtel eine Homebase hätte. Für die Witwe, deren 350-Quadratmeter-Haus viel zu groß ist, weil die Kinder ja schon längst ausgezogen sind. Der Schlagsatz heißt: Durchmischung von Lebensalter, Familienstand und Familiengröße.

Flexible Finanzierung

Genauso flexibel sollen die einzelnen Finanzierungs- respektive Beteiligungsmodelle aussehen. Angedacht ist eine Kombination aus klassischen Miet- sowie flexiblen Miet-Darlehenmodellen. "Natürlich: Die Rendite muss halbwegs passen", stellt Beslmüller klar. "Aber das ist für uns nicht ausschlaggebend, wir wollen damit kein Geld verdienen."

Deshalb geht es auch ausdrücklich nicht um ein nebeneinander wohnen, sondern um ein miteinander leben. Zwei unterschiedlich große Gemeinschaftsräume mit Bibliothek und Teeküche, eine Erschließungshalle als Begegnungsraum, dazu Stammtische und Grillplätze, ein Pflegebad, natürlich alles barrierefrei. Für Besuch soll es auch eine kleine Gästewohnung geben. Die Kuben sind so angeordnet, dass sich möglichst viele Sichtachsen öffnen. In die Tiefgarage sollen zwei Stellplätze für die Grafinger Autoteiler kommen.

Das Dach entwerfen die Bauherren als Gründach, und zwar mit einer selbst dafür progressiven Herangehensweise. "Dächer mit Sträuchern oder Stauden binden doppelt so viel CO₂ wie solche mit Gras oder Moos", erklärt Klaus Beslmüller. "Wir wollen die bepflanzten Dächer wie eine Klimaanlage nutzen: Im Sommer kühlen sie, im Winter isolieren sie die Wohnungen darunter." Abschnitte von Magerwiesen sind ebenfalls denkbar. "Die gehören zu den artenreichsten Biotopen und sind ein Paradies für Insekten."

Dann ist da ja noch die Lage. Dem Bauantrag, den die Beslmüllers vor einigen Wochen im Grafinger Rathaus eingereicht hatten, liegt ein Grafinger Luftbild bei. Von der Ecke Lagerhaus-/Vazaninistraße gehen kreisförmig Entfernungsradien weg. Stadtbahnhof, Bushaltestelle und Apotheke knapp über 100 Meter weit weg. Innerhalb der 250-Meter-Linie liegen: Fast der gesamte Marktplatz, Post, Kino und Stadtpark. Nur wenig weiter ist es zu Stadthalle und Volksfestplatz oder dem Wochenmarkt und den Ärzten am Hans-Eham-Platz. Dieses Bild lässt sich wie eine Blaupause für die Umsetzung der Flächensparoffensive interpretieren, die das Staatsministerium für Wirtschaft und Landesentwicklung vor ein paar Wochen verabschiedete. Deren Motto lautet: "Wir entwickeln unsere Dörfer innen im Kern, nicht außen am Rand."

Nachdem die jüngste Sitzung des Bauausschusses wegen der Corona-Krise abgesagt worden war, erteilte das Bauamt das gemeindliche Einvernehmen auf dem Verwaltungsweg. Nun liegen die Pläne bei der unteren Bauaufsichtsbehörde im Landratsamt.

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