Das kann man wohl Kontinuität nennen: Genau 30 Jahre ist es nun her, dass der Kulturverein Grafing gegründet wurde, und sein Vorsitzender war und ist bis heute Friedhelm Haenisch, der für dieses außerordentliche Engagement auch schon für den Tassilo-Preis der Süddeutschen Zeitung nominiert war. Dass seine Person quasi mit dem Kulturverein gleichzusetzen sei, weist Hanisch jedoch entschieden von sich: „Ich habe sehr rührige Leute um mich, die kräftig bei der Organisation mithelfen und auch tolle Ideen einbringen.“ Außerdem sei die Initiative aus dem Grafinger Stadtrat heraus entstanden, in dem Friedhelm Haenisch damals für die SPD saß. „Das war eine absolut parteiübergreifende Sache“, betont er.
1994 also finden einige engagierte Liebhaber der klassischen Musik zusammen – doch der Grafinger Verein ist von Beginn an sehr offen gegenüber allen Spielarten der Kunst: Ziel war und ist es, das kulturelle Leben der Stadt zu bereichern, nicht nur mit klassischen Konzerten. Auf der Homepage heißt es: „Mit einem vielfältigen Jahresprogramm versuchen wir Künstler nach Grafing zu bringen und Künstler in Grafing zu unterstützen. Melden Sie sich auch gerne, wenn Sie eine Veranstaltungsidee haben.“
Das Erfolgsrezept des Grafinger Kulturvereins: die vielen privaten Kontakte und das Verhandlungsgeschick von Haenisch, seines Zeichens Rechtsanwalt und ambitionierter Hobbycellist. Zumeist stehen auf der Bühne Musiker, die Haenisch persönlich kennt. Aber auch der Zweite Vorsitzende Max Meis ist in der hiesigen Klassikszene bestens vernetzt: Er wirkt als Geiger beim Münchener Kammerorchester.
Das neue Jahresprogramm des Grafinger Kulturvereins umfasst 13 Veranstaltungen. Das Markenzeichen sind die stets niveauvollen Rathauskonzerte, von denen gibt es diesmal fünf. Hinzu kommen sechs Kinoabende – die vergleichsweise neue Kooperation mit dem Grafinger Capitol trägt reichlich Früchte. Außerdem hat der Verein Timm Tzschaschel eingeladen, der Dirigent bietet in der Stadtbücherei zwei seiner beliebten „Plaudereien am Klavier“.
Los geht die Saison mit einem Festwochenende zum 30-jährigen Bestehen des Kulturvereins mit zwei hochkarätigen Veranstaltungen. Am Samstag, 5. Oktober, um 20 Uhr findet in der Stadthalle Grafing ein Sonderkonzert statt: „Krabat – erzählt in Text und Musik“. Zum hundertsten Geburtstag von Autor Otfried Preußler nämlich hat der Komponist und Pianist Bernd Lhotzky eine neue Musik zu dessen berühmtem Roman geschrieben, der Schauspieler Stefan Hunstein liest eine eigens eingerichtete Fassung. Überdies wirken mit: Mulo Francel an Klarinetten und Saxofon, Thomas Stabenow am Kontrabass und Oliver Mewes an der Perkussion.
Gleich am Sonntag, 6. Oktober, gibt es dann um 19 Uhr eines der traditionellen Rathauskonzerte im Sitzungssaal des Grafinger Verwaltungsgebäudes (Eingang Rückseite). Das Diogenes Quartett spielt ein vielseitiges Programm: Von Joseph Haydn erklingt das „Lerchen-Quartett“ sowie von Felix Mendelssohn Bartholdy das Opus 44/1, außerdem ein Werk von Friedrich Gernsheim, ein Zeitgenosse Brahms’.
Weiter geht es am Freitag, 11. Oktober, mit einer Plauderei von Timm Tzschaschel. In der Ankündigung heißt es: „Er begeistert sein Publikum jedes Mal mit seiner leichten, fantasievollen Art, dem Klavier schöne Melodien zu unterhaltsamen Themen zu entlocken.“ Diesmal heißt es: „Bella Italia – von der Geburt der Oper bis zu Verdi und Puccini“. Die Veranstaltung in der Grafinger Stadtbücherei beginnt um 19.30 Uhr.
„Kulturverein Kino“ heißt es dann am Sonntag, 20. Oktober um 19.30 Uhr. Da zeigt das Capitol den Film „Gloria!“, der die Geschichte der Musik neu schreibt: In dem Kostümdrama der italienischen Pop-Sängerin Margherita Vicario, angesiedelt im 18. Jahrhundert nähe Venedig, kämpfen fünf Mädchen gegen das patriarchale System – Jazz statt Klassik. Ebenfalls cineastisch wird es am Sonntag, 1. Dezember, mit „Heaven can wait – Wir leben jetzt“. Der auf authentische Weise anrührende Dokumentarfilm zeigt einige Mitglieder des gleichnamigen Chors für Menschen ab 70 in Hamburg. Beginn ist wieder um 19.30 Uhr.
Eine ungewöhnliche Besetzung bietet das Rathauskonzert am Sonntag, 26. Januar, denn zu Gast ist dann das Saxophonquartett Eternum. Auf dem Programm: von Johann Christian Bach die Sinfonia in B-Dur, von Dimitri Schostakowitsch Elegie und Polka Op. 36, von Konstantia Gourzi „Voyager 1“ (Auftragskomposition für das Eternum Quartett) und von Alexander Glazunov das Saxophonquartett Op. 109. Am Freitag, 7. Februar, folgt eine weitere „Plauderei am Klavier“ mit Timm Tzschaschel, das Thema steht noch nicht fest. Und am Sonntag, 16. Februar, lädt der Kulturverein erneut ins Kino, zu sehen gibt es „Münter & Kandinsky“. In dem Film von Marcus O. Rosenmüller geht es um die komplizierte Beziehung zweier Menschen – und um einen künstlerischen Aufbruch. Los geht’s um 19.30 Uhr.
Ein Remake der besonderen Art gibt es beim Rathauskonzert am Sonntag, 16. März, um 19 Uhr zu hören: Das namhafte Modern String Quartet spielt seine eigene, progressive Version von „Pictures of a New Exhibition“, des zeitlosen Meisterwerks Modest Mussorgskys. Das Ensemble ist bekannt für seine beharrliche und furchtlose Erforschung unbekannter Pfade. „Und so wird diese Ausstellung zu einem herrlichen Spaziergang durch wunderbar unterschiedliche Musikstile“, schreibt das Plattenlabel Naxos.
Kinoabend: Eine Tragikomödie zeigt, wie sehr Musik Menschen verändern kann
„Verrückt nach Figaro“ steht auf dem Programm des Kinoabends am Sonntag, 30. März. In der romantischen Komödie erzählt Ben Lewin vom Versuch einer Großstädterin, sich in der Provinz bei einer Ex-Operndiva für einen Gesangswettbewerb zu rüsten. Das Rathauskonzert am Sonntag, 27. April, um 19 Uhr werden Solisten des Münchener Kammerorchesters gestalten. Besetzung und Programm stehen allerdings noch nicht fest. Wieder ins Capitol geht es am Sonntag, 11. Mai, auf dem Spielplan steht dann „La Mélodie – Der Klang von Paris“. Die Tragikomödie zeigt, wie sehr Musik Menschen verändern kann: Ein Geigenlehrer findet durch die schwierige Arbeit mit sozial benachteiligten Kindern letztlich auch wieder zu sich selbst. Zum Abschluss der Saison schließlich gibt es am Sonntag, 18. Mai, ein Rathauskonzert mit dem Streichquartett Movimento sowie am Sonntag, 1. Juni, einen Kinoabend. Das Programm wird jeweils wird noch festgelegt.
Eintrittskarten zu den Veranstaltungen des Grafinger Kulturvereins gibt es an der Abendkasse oder im Vorverkauf bei Bücher Herzog am Marktplatz, erreichbar unter (08092) 1015 sowie bei der Kanzlei Haenisch unter (08092) 310 25. Die Kinovorstellungen können über das Capitol Filmtheater Grafing gebucht werden.