Grafing:Klimmzüge fürs Hirn

Grafing: Es war eine anstrengende Zeit für die 13 Schüler, auf das Ergebnis können sie aber stolz sein.

Es war eine anstrengende Zeit für die 13 Schüler, auf das Ergebnis können sie aber stolz sein.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Schüler arbeiten mit Profi-Software

Von Mariel Müller, Grafing

Wie sich am Computer beispielsweise die optimale Sattelposition beim Radfahren finden lässt oder Klimmzüge oder Liegestütze simuliert werden können, das haben 13 Schüler des Gymnasiums Grafing im Rahmen ihres Projektseminars "Mehrkörpersimulation" untersucht. Nun haben die Elftklässler in einer Abschlussveranstaltung ihre Ergebnisse präsentiert. Bereits zum zweiten Mal hatte der Grafinger Softwareanbieter Cadfem eine Schülergruppe unterstützt.

In drei Gruppen unterteilt, untersuchten die dreizehn Schüler selbst gewählte Fragestellungen. Für die Programmierung der jeweiligen Bewegungen, nutzten sie das von Cadfem entwickelte Programm "AnyBody". Die spezielle Computersoftware ist normalerweise nur professionellen Entwicklern und Programmierern vorbehalten, dementsprechend aufwendig und komplex war die Arbeit an der Simulation. In sechs Monaten schweißtreibender Arbeit trafen sich die Schüler in kleineren Gruppen regelmäßig, eigneten sich selbstständig Wissen an und probierten vor allem viel herum.

In manchen Wochen saßen sie sogar bis zu zehn Stunden pro Woche am PC. Angeleitet wurden sie von zwei Lehrern aus den Fächern Mathematik und Physik. Außerdem stand ein Cadfem-Experte als Ansprechpartner zur Verfügung. Nach einer anderthalbtägigen Einführung wandten sich die Schüler aber nur in Problemfällen an ihn. Mit Hilfe einer Bibliothek, Tutorials und einem Online-Forum, das dem Austausch untereinander diente, mussten sich die Schüler das nötige Fachwissen selbst aneignen. In den vorangegangenen Schuljahren habe man zwar Informatik gehabt, aber das vorhandene IT-Wissen sei nicht annähernd ausreichend für dieses komplexe und spezifische Projekt gewesen, so Jonathan Küssner, Teilnehmer der Klimmzug-Gruppe.

Begonnen hat das Team mit einem einzelnen Arm, der an einer Klimmzugstange hängt, Schritt für Schritt entstand dann ein vereinfachtes Modell des menschlichen Körpers, bis die Realitätsnähe des simulierten Bewegungsablaufes überprüft und erste Messungen gemacht werden konnten. Lehrerin Dagmar Feller betont den Fleiß und die Motivation ihrer Schüler: "Ich bin beeindruckt, wie schnell und gut sie mit dieser komplexen Software selbstständig zu arbeiten wussten." Der Lehrerin für Mathematik und Physik war schnell klar: Neben mathematischen und physikalischen Grundlagen konnte sie bei spezifischen Fragen zur Software nicht weiterhelfen - da mussten die Schüler selber ran und Lösungen finden.

Trotz der zeitintensiven und anspruchsvollen Arbeit waren die Schüler aber immer mit Spaß und Leidenschaft dabei, berichtet Julian Werner, vom Team "Liegestütz" - auch wenn "Leiden-schaft" manchmal eine doppelte Bedeutung bekam. Über die Teamarbeit erzählt Julian Werner: "Wir haben eigentlich immer voneinander profitiert - es gab einen ständigen Austausch und keine Konkurrenz." Das Beste am Projekt sei, dass sie selbst Verantwortung übernehmen mussten, sagt sein Mitschüler Oliver Vogel.

Mitnehmen werden die Schüler neben einem Zertifikat, das ihre Leistung, Kompetenz und auch "Soft Skills" wie Teamarbeit bewertet, die Bestätigung, sich auch in ein komplexe Software hineinarbeiten zu können und damit Ergebnisse zu erzielen, mit denen sie sich vor den "Professionellen" der Branche in Zukunft nicht verstecken müssen.

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