Süddeutsche Zeitung

Pfarrkirche Grafing:Kleine Lösung für großen Frieden

Im Streit über die Renovierung der Grafinger Pfarrkirche haben die Beteiligten nun einen Kompromiss gefunden: Altäre und Figuren werden restauriert, ansonsten bleibt aber alles so, wie es ist.

Von Anja Blum, Grafing

Aufatmen in Grafing: Die Renovierung der Pfarrkirche, ein höchst umstrittenes Projekt, geht nun endlich ihrem Ende zu. Denn Ordinariat, Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat haben in ihrem jüngsten Treffen zu einem Kompromiss gefunden: Teile des Altarraums werden zwar saniert, jedoch ohne den Boden zu erneuern, wie es die Kunsthistoriker der Bauabteilung des Ordinariats gefordert hatten.

"Letztlich bleibt alles, wie es ist, es wird nur wieder schöner gemacht", erklärt Pfarrer Anicet Mutonkole-Muyombi. Derzeit weisen zum Beispiel die barocken Altäre überall Spuren der Zeit auf: Das Holz hat viele Risse und Schrammen, die Farbe blättert überall ab. Um die Stellen, wo der Verfall besonders schlimm ist, kenntlich zu machen, haben Spezialisten bereits weiße Papierstreifen aufgeklebt. Und wer genau hinsieht, findet ziemlich viele davon.

Lauter Applaus für die neuen Pläne

Als der Pfarrer die neuen Pläne in der vergangenen Sonntagsmesse vorstellte, gab es dafür langen, lauten Applaus. "Ich denke, es ist für viele die beste Lösung", so der Geistliche. Die Gläubigen seien froh, dass nun ein Ende des Kirchenstreits in Sicht sei, der Boden unangetastet bleibe und die Heiligenfiguren endlich wieder an ihren angestammten Platz in der Kirche kämen. "Sie wollen einfach ihren Ägidius wieder sehen", weiß auch Kirchenpfleger Heinrich Hölzle, der gerade mit einigen anderen Helfern das Gotteshaus für Weihnachten schmückt.

In der Vergangenheit hatte die letzte Phase der Renovierung von Sankt Ägidius, die des Altarraumes, mächtig Ärger in der Pfarrei ausgelöst. Die Hauptgrund dafür war wohl, dass die Planung des Projekts sich - aufgrund vieler Beteiligter und vieler verschiedener Meinungen - schon sehr lange hinzieht. So wurden die Heiligenfiguren bereits 2009 bei der Sanierung der Raumschale, also von Decken und Wänden, aus Sicherheitsgründen entfernt und bei einem Restaurator eingelagert. Insgesamt 34 Exponate befinden sich dort, auf deren Rückkehr die Gläubigen seit Jahren warten.

Zuvor stand schon ein Abbruch im Raum

Der zweite große Streitpunkt war der Steinboden unter dem Altar: Laut den Experten des Ordinariats ist das Rosenspitzmuster an dieser Stelle falsch verlegt, weswegen lange ein Abbruch im Raum stand. Viele Gemeindemitglieder aber erachteten eine solche Maßnahme als zu aufwendig und überdies gar nicht nötig. So wie überhaupt die Sorge umging, dass sich das gesamte Antlitz der Pfarrkirche zum Schlechten verändern würde.

Der Streit darüber ging so weit, dass Mutonkole-Muyombis Vorgänger Pfarrer Hermann Schlicker, der eine große Lösung favorisierte, Geltungssucht und Verschwendung vorgeworfen wurden. Sogar anonyme Flugblätter mit groben Vorwürfen gegen die gesamte Kirchenverwaltung wurden in der Stadt verteilt. Doch nun wird, so hofft zumindest der Pfarrer, bald Frieden einkehren in die zweigespaltene Gemeinde.

Hoch- und Seitenaltäre werden nun renoviert

Renoviert werden sollen der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre, die Heiligenfiguren, der Kreuzweg und die Kanzel. Auch der aufwendig gestaltete Ambo soll technisch überholt werden. "Der ist gefährlich", sagt Hölzle über das Konstrukt aus drei Bänkchen, die eher kleine Lektoren übereinanderstellen müssen - so riesig ist das Pult. Die Sedilien, also die Stühle im Altarraum, sind laut dem Kirchenpfleger jedoch nicht in der Renovierung enthalten. "Das ist dann ein neues Projekt."

Der konkrete Fahrplan sieht laut Mutonkole-Muyombi so aus: Erst müssen alle zu restaurierenden Objekte von Experten begutachtet werden, dann wird ein Kostenplan erstellt, den die Pfarrgemeinde beim Ordinariat einreichen muss. Nach der Genehmigung, die die Verantwortlichen laut Pfarrer bereits in Aussicht gestellt haben, erfolgt die Ausschreibung, erst dann kann mit den Arbeiten begonnen werden. "Wenn alles gut läuft, sind wir Anfang 2017 fertig", schätzt der Geistliche. Über den Kostenrahmen kann man bislang freilich nur spekulieren. "Aber das wird nicht billig, das ist klar", sagt der Kirchenpfleger. "Aber wenn Gott will, dann wird dann alles perfekt sein und wir werden alle jubeln", freut sich der Pfarrer.

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Quelle:
SZ vom 23.12.2015/moje
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