Begeisterte Cineasten mussten auch im Landkreis in den vergangenen Monaten sehr stark sein: Keine Premieren auf großer Leinwand, keine neuen Blockbuster, kein Nervenkitzel unter der 3D-Brille. Denn am 1. November war erneut Schluss in Sachen Kinoerlebnis. Doch jetzt, nach 32 langen Wochen mit Streamingdiensten auf der heimischen Couch, können alle Kinofreunde im Raum Ebersberg wieder etwas aufatmen: Im einzigen Kino weit und breit, dem Grafinger "Capitol", heißt es am Donnerstag, 15. Juli, endlich wieder Vorhang auf und Film ab.
Der ganz reguläre Kinobetrieb darf aktuell aber noch nicht stattfinden. Hauptgrund dafür: Die Sitzreihen im Capitol stehen zu dicht beieinander. "Nach wie vor haben wir dieses Abstandsproblem", sagt Betreiberin Sandra Scheid und erklärt, dass die Stuhlreihen im Grafinger Kino nur knappe 1,20 Meter voneinander entfernt sind. Die offizielle Vorgabe, um alle Hygienevorschriften einzuhalten, lautet allerdings 1,50 Meter - 30 Zentimeter zu wenig also zwischen den einzelnen Besuchern.
Kurz: Eine volle Auslastung des Kinos ist noch nicht möglich. 156 beziehungsweise 222 Plätze fassen die beiden Säle normalerweise. "Aktuell ist nicht mal an die Hälfte zu denken", sagt die Kinobetreiberin. Je nachdem wie groß die Besuchergruppen sind, könne der Saal nur lückenhaft belegt werden. "Ein wirklich rentabler Betrieb ist deshalb weiterhin nicht möglich". Für die Besucher bestehen das übliche Abstandsgebot und die Maskenpflicht, zum Verzehr von Speisen und Getränken am Sitzplatz darf der Mund-Nasen-Schutz aber abgenommen werden.
Das ist der Kinobetreiberin aus Grafing auch besonders wichtig gewesen. Theoretisch durften Lichtspielhäuser bereits Mitte Mai in ganz Bayern wieder öffnen. Die Voraussetzungen: eine stabile Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 sowie Maskenpflicht und ein Snack-Verbot. "Das war uns aber viel zu unsicher" sagt Scheid, die das Filmtheater zusammen mit ihren Eltern betreibt. Außerdem könne man ein Kino nicht von heute auf morgen hochfahren. Nun ist "die ständige Warterei" auf mögliche Teilöffnungen aber vorbei, die Kinobetreiberin freut sich auf die Wiedereröffnung des Capitols - und die kommt mit einer "oscarverdächtigen Auswahl" an ausnahmslos neuen Filmen daher.

Erster Auftritt seit 18 Monaten:Grafinger Jugendorchester gibt Comeback
Das Ensemble stand bereits vor dem Aus - nun geht die Geschichte des GJO weiter: Mit einem Open-Air-Swing am Putting Green.
Am Donnerstag geht es direkt los mit der Disney-Komödie "Die Croods - Alles auf Anfang": ein Familienfilm zwischen Steinzeit und Zukunft mit Uwe Ochsenknecht als Sprecher der Hauptfigur Grug. Gleich anschließend läuft "Weißbier im Blut", ein Heimatkrimi mit bayerischer Top-Besetzung: Luise Kinseher, Sigi Zimmerschied und Brigitte Hobmeier decken im beschaulichen Passau Mordfälle auf - mal mehr, mal weniger alkoholisiert.
"Am Freitag dürfen sich die Besucherinnen und Besucher dann über eine exklusive Preview freuen", erklärt Scheid und verrät, dass auch hier das Thema Alkohol eine entscheidende Rolle spielt: 2021 als bester internationaler Film mit einem Oscar ausgezeichnet, läuft "Der Rausch" von Thomas Vinterberg - eine Sozialsatire über ein Trinkexperiment unter Lehrern. Ganz ohne Altersbeschränkung hat es ein weiterer Film in die Auswahl des Capitols geschafft: "Peter Hase 2" hoppelt ab Freitag über die Grafinger Leinwand.
Mit dem bereits gut anlaufenden Onlineverkauf von Tickets hofft Scheid auf sinkende Inzidenzen. "Da geht es uns vermutlich wie allen anderen Corona-Geplagten", sagt die Betreiberin und betont, dass der Kinobetrieb natürlich nur mit konstant niedrigen Fallzahlen weiterlaufen könne. Und letztlich seien Abstandshinweise, Desinfektionsspender und Maskenpflicht beim Einlass ja das kleinere Übel - "ein weiterer Lockdown wäre wirklich schrecklich".
Fest steht: Eine Kinoschließung wegen Corona müsse niemand befürchten, verspricht Scheid. Das Capitol ist eine echte Familieninstitution: Der Großvater hat das Filmtheater 1957 selbst gebaut, Haus und Grund sind im Besitz der Scheids. Enkelin Sandra hat zwar Jura studiert, arbeitet aber nicht als Anwältin, sondern führt mit ihren Eltern Anneliese und Helmut Scheid das Grafinger Lichtspielhaus. Es gibt dort Pläne für die Zukunft sowie ein großes, treues Publikum, zudem ist das Kino technisch auf dem neuesten Stand - kein Grund also, sich Sorgen zu machen.