Grafing:In Goethes Klanglabor

Genug der Besinnlichkeit: Gleich nach Weihnachten bestimmt an zwei Tagen in Grafing der Jazz den Rhythmus - mit der X-Mas-Session und einem All-Star-Ensemble aus vier Nationen

Von Rita Baedeker, Grafing

Ein Nachmittag muss genügen. Mehr Zeit bleibt nicht für Proben, bevor sich am Sonntagabend, 27. Dezember, so verschiedene Jazzmusiker wie der amerikanische Drummer Billy Hart, der Kirchseeoner Bassist Martin Zenker, der schottische Pianist Paul Kirby, der Weilheimer Saxofonist Johannes Enders und die aus Ulan Bator stammende Sängerin und Musikpädagogin Enkhjargal Erkhembayar erstmals zu einem Werkstattkonzert im Grafinger Turm treffen.

Realisiert wurde dieses west-west-östliche Gipfeltreffen von Martin Zenker, der zurzeit in Ulan Bator lehrt, sowie dem Goethe-Institut der Mongolei. Zenker ist Leiter und wohl auch Pate dieses "Goethe Musiklabor Ulan Bator" genannten interkulturellen Projekts. Dessen Ziel ist es, Bildung und Austausch zwischen der jungen mongolischen Szene und deutschen sowie internationalen Musikern zu fördern.

Vermutlich wäre der alte Dichterfürst entzückt, posthum als Kopf eines Musiklabors zu firmieren und dabei herauszufinden, ob sich auch hier, zwischen den Teilnehmern dieses All-Star-Ensembles, musikalische Wahlverwandtschaften entdecken lassen. Die Voraussetzungen dafür sind jedenfalls bestens: Billy Hart, den Frank Haschler von der Grafinger Jazzinitiative erst am 27. Dezember in aller Frühe vom Flughafen abholen wird, gilt als erfahrener, offener und vielseitiger Musiker. Zenker hat den Job des Impulsgebers, Johannes Enders liebt Experimente, auch Paul Kirby ist "mit allen Wassern gewaschen", wie Haschler sagt; und die junge mongolische Sängerin verbindet traditionelle Gesänge mit zeitgenössischer Musik. Da werden neue Klangbilder entstehen, da trifft Kehlkopfgesang auf Jazz aus New York, da weitet sich der Horizont in viele Himmelsrichtungen. Von Zenker neu arrangierte Stücke des mongolischen Komponisten Sembiin Gonchigsumlaa wird die 24-jährige Sängerin demnächst mit dem BR auf einer CD aufnehmen.

Zuerst aber trifft Swinging Grafing sich am zweiten Weihnachtsfeiertag im Turm zur traditionellen X-Mas-Session. Eröffnet wird sie von drei Jugend-Bands. Josef Ametsbichler betreut die Ensembles. Die Mini-Youngsters proben seit Monaten für den ersten Auftritt. In der Besetzung Geige, Akkordeon, Piano, Gitarre und Kontrabass erarbeiten die jungen Künstler ein Repertoire aus dem Bereich Jazz und Weltmusik. Der Youngsters Music Club ist schon weiter. Höhepunkt in der bisherigen Karriere der Band ist die CD "Flyin' away". Die Jazz-Hipsters schließlich sind die am weitesten fortgeschrittene Formation, wie man bei der Eröffnungsfeier des Ebersberger Jazzfestivals im Oktober erleben konnte. Das Konzert wurde live aufgenommen, die CD ist soeben unter dem Titel "Harlem Nocturne" erschienen.

Die Hauscombo, das Jazz-Grafing-Sextett, wird in der Besetzung Klavier, Bass, Drums, Tenor- und Altsax sowie Posaune in ihrem Set neu arrangierte Jazz-Standards aus der Bebop- und Swing-Ecke darbieten. Bei der anschließenden Jam Session werden Gastmusiker einsteigen, voraussichtlich auch Zenker und Kirby. Frank Haschler formuliert die Einladung zu beiden Terminen, wie es sich in diesen Tagen gehört, weihnachtlich: "Kommet zuhauf und höret die Klänge des Jazz!"

Der Eintritt zur Session am 26. Dezember, 19 Uhr, ist frei. Karten für Sonntag, 27. Dezember, 20 Uhr, gibt es unter www.stadthalle-grafing.de, in der Buchhandlung Braeuer und im Rathaus.

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