Grafing-Bahnhof:Große Hürde für Berufsschule beseitigt

LRA Pressekonferenz Berufsschulzentrum GraBhf

Entspannte Stimmung nach den wichtigen Entscheidungen: Bürgermeisterin Angelika Obermayr, Landrat Robert Niedergesäß, Finanzmanagerin Brigitte Keller und der Grafinger Bauamtsleiter Josef Niedermaier (von links).

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wer zahl wie viel? Der Landkreis Ebersberg und die Stadt Grafing haben sich über die Kostenaufteilung für das Grundstück geeinigt.

Von Barbara Mooser, Ebersberg/Grafing

Happy End für die Berufsschule in Grafing-Bahnhof - oder vielmehr eher glücklicher Start: Die Stadt Grafing und der Landkreis Ebersberg haben ihre Differenzen über die Finanzierung des Schulgrundstücks beigelegt. Damit ist eine wichtige Hürde für das Millionenprojekt beseitigt, das in Zusammenarbeit mit dem Landkreis München realisiert wird. Bei einem Pressegespräch am Mittwoch lobten sowohl der Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß (CSU) als auch Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) den nun gefundenen Kompromiss. Er sieht vor, dass der Landkreis 75 Prozent der Gesamtkosten von etwa 4,3 Millionen für das Grundstück und die Stadt Grafing 25 Prozent übernimmt.

Der Kreistag hat in seiner nichtöffentlichen Sitzung am Dienstag diese Lösung ohne Gegenstimmen gebilligt, der Grafinger Bauausschuss wenig später mit großer Mehrheit: Neun der elf Ausschussmitglieder votierten für die Kostenaufteilung. Nun muss auch der Grafinger Stadtrat Anfang November noch zustimmen - dies gilt jedoch als sicher. Landrat und Bürgermeisterin jedenfalls wirkten am Tag nach den beiden Sitzungen zufrieden. Die Schule werde ein großer Gewinn für die Stadt und die ganze Region sein, unterstrichen sie. Man habe sich in den Verhandlungen einander angenähert, beide Seiten könnten mit dem Kompromiss gut leben.

Tatsächlich konnte keine Seite ihre Maximalforderungen durchsetzen: Die Stadt Grafing hatte zunächst gehofft, gar nichts zur Grundstücksfinanzierung beitragen zu müssen und dafür auch rechtliche Gutachten vorgelegt; der Kreis auf der anderen Seite hatte zunächst damit gerechnet, dass die Stadt die Hälfte der Kosten zahlen würde. Hinter den Kulissen war deshalb bereits seit Monaten verhandelt worden; dass das Projekt deshalb möglicherweise scheitern könnte, das hätten sie jedoch nie geglaubt, versicherten Obermayr und Niedergesäß. "Wir haben immer das Große und Ganze im Auge gehabt, es hätte auch niemand verstanden, wenn wir uns wegen zehn Prozent hin oder her bei der Kostenaufteilung nicht hätten verständigen können", sagte der Landrat.

Baubeginn 2022 "durchaus realistisch"

Auch Zeit verloren habe man durch diese Verhandlungen nicht, schließlich seien alle anderen Vorbereitungen bereits nebenher gelaufen. Mit der Hilfe externer Fachleute hat der Landkreis seit langem an dem Konzept für die Schule gearbeitet und einen Entwurf des Raumprogramms erstellt. Nach Angaben Obermayrs ist auch die notwendige artenschutzrechtliche Prüfung bereits abgeschlossen und eine Verkehrsuntersuchung erstellt worden. Eine Idee, wie die Parkplätze untergebracht werden sollen, gibt es ebenfalls bereits: Geplant ist, einen Teil des Park-and-ride-Platzes mit einem Parkdeck zu überbauen.

Bei der Erschließung komme es darauf an, möglichst große Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen, sagte die Grafinger Bürgermeisterin. Eine zusätzliche Belastung werde sich nicht vermeiden lassen, diese solle jedoch so gering wie möglich ausfallen. Die Entwicklung etwa eines weiteren Gewerbegebiets in Grafing-Bahnhof schloss die Bürgermeisterin von ihrer Seite aus diesem Grund auch aus.

Was die Berufsschule betrifft, ist nun zunächst wieder die Stadt am Zug, sie will bereits im November die Aufstellung eines Flächennutzungs- und Bebauungsplans für das Areal beschließen. Für das Bauleitplanverfahren wird dann mit etwa einem bis zwei Jahren kalkuliert, parallel könnte der Schulbau bereits konkret geplant werden. Ein Baubeginn in drei Jahren, also im Jahr 2022, wäre daher nach Einschätzung des Landrats "durchaus realistisch".

Schon im Jahr 2024 könnten die ersten Berufsschüler dann in den neuen Räumen lernen, wenn alles glatt geht. Es bestehe aber keinerlei Druck, unterstrich Niedergesäß, man wolle gut und gründlich arbeiten und "Qualität erzeugen, nicht hudeln". Einige offene Fragen müssen auch noch geklärt werden, etwa die nach der Größe der Turnhalle. Förderfähig wäre eine Dreifachturnhalle; sollten für den Breitensport zusätzliche Kapazitäten gebaut werden, müsste vorher auch die Finanzierung geregelt werden. Ideen gibt es dazu, wie Brigitte Keller, die Finanzmanagerin des Landkreises, verriet - etwa Sponsoring im größeren Stil.

Auch wie teuer die Schule insgesamt wird, steht noch nicht fest. In der Vergangenheit war von mindestens 50 Millionen Euro die Rede, dies wird aber nach Überzeugung vieler wohl nicht ausreichen. Ausgelegt wird die neue Schule für knapp 2500 Schülerinnen und Schüler. In der Berufsschule werden die Fächer Einzelhandel, Groß- und Außenhandel, Lagerlogistik, Kfz-Mechatronik, Zahnmedizin sowie Fachinformatik in Teilzeit unterrichtet. In der Berufsfachschule werden Kindererzieher und Informationstechnische Assistenten ausgebildet, zudem gibt es eine Technikerschule. Der vierte Bereich wird eine Fachakademie für Sozialpädagogik.

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