Grafing:Hochgenuss aus der Jazzküche

Grafing: Kontrabassist Simon Ort vom "Gavriel de Funés Jazz-Trio" beim Jazz in der Grafinger Turmstube.

Kontrabassist Simon Ort vom "Gavriel de Funés Jazz-Trio" beim Jazz in der Grafinger Turmstube.

(Foto: Hinz-Rosin)

"Gavriel-de-Funès-Trio" verbreitet im Turm gute Laune

Von Claus Regnault, Grafing

Aus der Jazzküche des Würzburger Konservatoriums als "genießbar" entlassen, erwies sich das Gavriel-de-Funés-Jazztrio nicht nur als Genuss, sondern als Hochgenuss. So geschehen beim letzten "Jazz im Turm", der neuen Bleibe der Grafinger Jazzinitiative. Dieses Trio hat als Mentor eben jenen Gavriel de Funés (nicht verwandt und verschwägert mit dem französischen Komiker Louis de Funés), ein reines Geistwesen, welches inspirierend und insbesondere gute Laune verbreitend auf dieses Trio, bestehend aus Sevi Krieger, Piano, Simon Ort, Kontrabass, und Thomas Frühinsfeld, Schlagzeug, wirkt. Dieses Trio hat die Fähigkeit, Jazz als Musik der guten Laune zu verbreiten, anfangs vor einem spärlichen Publikum, welches im Laufe des Konzerts zu voller Stärke anwuchs.

Der Leader Sevi Krieger, ein in allen Klavierstilen des Jazz, vor allem des Soul und Funk der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts bewanderter, auch technisch sehr präsenter Pianist, hat die Gabe, schon mit seinen witzigen Ansagen das Publikum anzuturnen. Die eigentliche Showperson ist der gleichfalls eminent rhythmussichere und schlagtechnisch vielseitige Frühinsfeld, der sein Spiel mit einem permanenten Lächeln begleitet, ein Gegenbild zu den meist grimmig verbissen ihr Schlagwerk verrichtenden Kollegen seines Instruments. Und sein Lächeln steckt auch die beiden Kollegen zu sicht- und hörbarer Übereinstimmung an und verbreitet sich in das zurücklächelnde Publikum.

Was das Trio bot, waren sorgfältig arrangierte Nummern, vornehmlich aus dem Repertoire der 50er Jahre, etwa "Bemsha Swing" von Thelonious Monk und "Dat Dere" des ungemein funkigen Jazz-Messenger-Pianisten Bobby Timmons. Der Höhepunkt war die Interpretation des Evergreens "Poinciana", der große Hit des legendären Ahmad Jamal Trios, welcher in den 50er Jahren in der Besetzung mit dem Bassisten Israel Crosby und dem fulminanten Schlagzeuger Vernel Fournier zum Hit dieser Jahre wurde. In der Version des Trios im Turm wurde aus dem strikt durchgehaltenen Vierviertel-Rhythmus des Originals ein verblüffender Gag, indem die Periode des thematischen Verlaufs durch Weglassen der jeweils letzten Note irritierend verkürzt wurde. Das war ein Effekt, als übersehe man beim Herabsteigen einer Treppe eine Stufe und lande empfindlich im Gleichgewicht getroffen bereits auf der übernächsten Stufe.

Alle drei Musiker waren einander in "Hochschulqualität" ebenbürtig, ihre Interaktion perfekt, was insbesondere auch dem sehr melodisch geführten Bassspiel des Simon Ort zu verdanken war. Insgesamt ein Ausnahmekonzert einer hoch begabten Gruppe, deren Spiel den Zuhörer in das Wohlgefühl der - gleichzeitig von der hohen Qualität der Improvisationen gebannt - Entspannung versetzte. Wo gibt es noch das im Jazz so seltene Doppelgefühl der spannenden Entspannung? Dem Trio ist es gelungen.

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