Grafing:Jugendliche beschmieren Räume im Gymnasium mit Nazisymbolen

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Landrat Niedergesäß verurteilt die Aktion "auf das Allerschärfste". Rektor Schötz indes glaubt nicht an eine "Gesinnungstat".

Von Korbinian Eisenberger, Grafing

Der Polizeibericht vom Montag liest sich drastisch: "Bisher unbekannte Jugendliche sind am letzten Wochenende - vermutlich von Freitag auf Samstag - in das Gymnasium Grafing eingedrungen. Verteilt über das gesamte Schulgebäude brachten die Täter verschiedene Schmierereien, darunter auch Hakenkreuze, an." Man könnte daraus schließen, es handle sich hierbei um eine großflächige Aktion mit politischer Motivation, also eine Gesinnungstat. Ein Anruf bei der Schule ergibt jedoch, dass die Täter sehr wahrscheinlich ganz andere Motive hatten.

Am Montagmittag berichtet Schuldirektor Paul Schötz auf Nachfrage am Telefon. Er kam am Sonntagfrüh für einige Vorbereitungen in die Schule, "da habe ich es zufällig entdeckt", so Schötz. Als erstes sei ihm der heruntergerissene Feuerlöscher im zweiten Stock des Hochbaus aufgefallen, "es hat gerochen und geklebt", so Schötz.

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Anschließend stellte er fest, dass in mehreren Räumen Wände und Schilder beschmiert wurden, in Klassen- und Lehrerzimmern, auf Toiletten oder am Schrank im Kunstsaal. "Es war nichts an einer Hauswand oder großflächig", so Schätz. Die Sprüche und Symbole seien im Zehn-Zentimeter-Größenbereich gewesen, darunter Sätze wie "Wir feiern und saufen" oder "Alles ist scheiße". Und, wie Schötz bestätigt, "leider auch ein paar Hakenkreuze".

In ihrem Bericht teilt die Polizei zudem mit, dass noch am Sonntag eine Begehung mit Schulleiter Schötz, Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) stattgefunden habe. Die Bürgermeisterin will sich auf Nachfrage nicht weiter äußern, um den Vorfall "low level" zu halten, wie sie am Montag erklärt. Landrat Niedergesäß bezeichnete die Aktion unabhängig von den Beweggründen in einem schriftlichen Statement als "nicht tolerierbar", er verurteile dies "auf das Allerschärfste".

Die Schule könne "einigermaßen beruhigt weitermachen", sagt Schötz

Warum das Ganze also? "Die Frage, was sie damit bezwecken wollten, ist noch nicht nachvollziehbar", so der Landrat. "Zwar sind die Schmierereien ziemlich dilettantisch, aber jedem muss bewusst sein, dass das Anbringen verfassungsfeindlicher Zeichen rechtswidrig ist", heißt es weiter. Schulrektor Schötz' Vermutung geht in eine ähnliche Richtung. Er glaube nach genauerer Betrachtung der Wandmalereien nicht an eine Gesinnungstat. Eher an "junge Leute, die wohl sehr angetrunken waren", so Schötz. Das Gymnasium könne "einigermaßen beruhigt weitermachen".

Zur Fahndung teilt die Polizei Ebersberg mit, dass die Beamten "verschiedene, für die weiteren Ermittlungen wichtige Spuren sichern" konnten. Den Sachschaden beziffert die Ebersberger Dienststelle auf 2000 Euro. Nach der Tatortinspektion informierte Direktor Schötz den Hausmeister, der noch am Sonntag ans Werk ging. "Es hielt sich so in Grenzen, dass ein Mann die Sachen innerhalb von einer Dreiviertelstunde entfernen konnte", so Schötz. Am Montagfrüh vor Schulbeginn war von den zweifelhaften Verzierungen nichts mehr zu sehen.

© SZ vom 12.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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