Grafing:Große Gefühle am Steinsee

Szenebild aus Eine unerhörte Frau

Hanni (Rosalie Thomass) sorgt sich um ihre kleine Tochter Magdalena, gespielt von Romy Butz aus Ebersberg.

(Foto: Soulkino/oh)

Ebersberger Geschwisterpaar spielt in "Die unerhörte Frau"

Von Sandra Langmann, Grafing

"Mama, muss ich sterben?" Was muss in einer Mutter vorgehen, wenn sie diese Worte von ihrer kleinen Tochter hört? Produzent Nils Dünker traf vor einigen Jahren auf Angelika Nachtmann, die ihm ihre Lebensgeschichte erzählte. Dünker riet Nachtmann, die Ereignisse niederzuschreiben. Drei Jahre später erhielt er eine SMS mit der Nachricht: "I warat dann fertig." In diesem 300 Seiten umfassenden Manuskript verbirgt sich die Botschaft, dass man alles schaffen kann, wenn man nur daran glaubt. Dank Drehbuchautor Christoph Lenz wird aus Nachtmann eine "Unerhörte Frau", gespielt von Rosalie Thomass - im Film Hanni, die Bäuerin und Mutter dreier Kinder, die spürt, dass mit ihrer Tochter Magdalena etwas nicht stimmt. Das Mädchen ist um einiges kleiner als ihre Mitschüler und ihre ständigen Migräneattacken werden immer schlimmer. Von den Ärzten hört Hanni, dass die Kleine psychisch labil sei, Aufmerksamkeit wolle.

Die Rolle der kleinen Magdalena hat die 11-jährige Romy Butz aus Ebersberg übernommen. Gemeinsam mit ihrem Bruder Leander Butz, der auch im Film den Part ihres älteren Bruder übernimmt, begeisterte sie das Publikum und ihre Filmkollegen. "Es ist unglaublich, was Romy mit ihren jungen Jahren geleistet hat", staunte Film-Vater Florian Karlheim bei der Sondervorstellung im Capitol in Grafing. Auch Leander ist stolz auf den kleinen Sonnenschein, die im wahren Leben mit der kranken Magdalena nur das Lächeln teilt. Auf die beiden werde man auf jeden Fall aufpassen, versicherte Karlheim. Er arbeitete das erste Mal mit Kindern zusammen und somit war für ihn der Dreh etwas Besonderes.

Romy besucht eine Schauspielschule und bewarb sich über ein Casting als Magdalena. Leander stieß eher durch einen Zufall dazu, da noch ein Bruder gesucht wurde. Am Set seien sie sich nicht so oft über den Weg gelaufen. "Aber es war schön, wenn wir uns getroffen haben", erzählte Romy und grinst. In die Rollen hätten sich trotz der schweren Thematik beide von Beginn an gut einfühlen können - wohl auch, weil die vertraute Umgebung einen Teil dazu beigetragen hat. "Eine unerhörte Frau" spielt in Bayern, unter anderem am Steinsee. "Es war schon lustig dort zu drehen, wo man normalerweise im Sommer baden geht", schwärmte Leander, der inzwischen selbst Gefallen an der Schauspielerei gefunden hat und verriet, dass er bald in einem anderen Film zu sehen sei. Doch zurück zur unerhörten Frau:

Als junges Mädchen wurde Hanni sexuell missbraucht. Nicht einmal ihre eigene Mutter wollte ihr damals glauben. Darum kämpft sie umso stärker dafür, dass ihre Tochter gehört wird, deren Leiden die Ärzte mit einer Hornbrille behandeln. Regisseur Hans Steinbichler gibt anhand von Rückblenden in die Vergangenheit einen tiefen Einblick in das Denken und Handeln der aufopfernden Mutter, die es schließlich schafft, dass ihre Tochter ernst genommen wird. Mit erschütternden Folgen: Das Kind leidet an einem Gehirntumor.

Ursprünglich war das Familiendrama als Fernsehfilm für das ZDF und Arte geplant. Auf dem Münchner Filmfest stieß die Geschichte jedoch auf so viel positive Resonanz, dass der Film in die deutschen Kinos gelangte. "Eine unerhörte Frau" ist eine hoch emotionale Mischung aus Drama und Gerichtsfilm, erzählt nach einer wahren Begebenheit über den Kampf um Gerechtigkeit. Der Film ist auch im Grafinger "Capitol" zu sehen. Termine unter capitol-grafing.de.

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