Grafing/Grasbrunn:Entrückende Eleganz

Sommerserenade Symphonieorchester Zorneding

Magisches Licht und sinnliche Klänge: Solist Adam Ambarzumjan und das Orchester verzaubern das Publikum im Hof von Schloss Elkofen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Serenade des Zornedinger Symphonieorchesters

Von Rita Baedeker, Grafing/Grasbrunn

Zwei besonders stimmungsvolle Spielorte hat das "Symphonieorchester des Kulturvereins Zorneding-Baldham" für seine diesjährige Sommerserenade gewählt: das pittoreske Schlösschen Elkofen und die spätbarocke ehemalige Wallfahrtskirche Sankt Ottilie in Möschenfeld. Die Freude über den bravourösen Auftakt in Grafing steht dem Dirigenten Andreas Pascal Heinzmann auch einen Tag später ins Gesicht geschrieben: "Die Stimmung war toll. Mehr als 200 Besucher waren da, viele mussten stehen, und das Wetter passte auch: Nicht das leiseste Donnergrollen war zu hören", berichtet Heinzmann und schwärmt, auf dem kleinen Friedhof von Möschenfeld stehend, vom magischen Licht im Burghof.

Im Mittelpunkt der Konzerte steht die Klarinette, das Instrument mit dem sinnlich-verführerischen Klang, den Mozart in seinem Klarinettenkonzert in A-Dur in allen Facetten auslotete. Als 16-Jähriger hatte der Komponist bei einem Aufenthalt in Mailand das Instrument entdeckt. Doch erst in Wien fand Mozart das begehrte Instrument sowie in Anton Stadler einen Musiker, dessen Spiel er besonders schätzte. Man kennt das Werk aus zahlreichen Einspielungen, aus Konzert- und Kinosaal. Ob in der Savanne im Film "Out of Africa" oder einer anderen bewegenden Szenerie: Die Musik entfaltet ihren Zauber überall, auch unter einem Altar und den Gewändern streng blickender Heiliger, denn sie kündet vom Menschsein, von Liebe, Glück und Vergebung, sie weitet das Herz; und klingt in diesem sakralen Raum sogar ein bisschen nach Weltentrückung.

Der Solist des Abends, Adam Ambarzumjan, versteht es mit klarer, zärtlich-verhaltener und sensibler Tongebung, die Schwerelosigkeit und Eleganz von Mozarts Musik zu betonen. Der Klang schwebt im Raum hinauf zu den Engeln und zur Figur der Ottilie, jener Patronin für die Augen, die an diesem Abend mehr für die Ohren zuständig ist. Der 19 Jahre junge Solist aus Grafing, der auch das kurze, anmutige Konzert für Klarinette und Streicher von Domenico Cimarosa aufführt, spielt so souverän und gereift, dass ihm eine große Karriere sicher scheint. Im Herbst wird Ambarzumjan ein Studium an der Musikhochschule in Stuttgart beginnen. In ein paar Jahren werde man dann bestimmt erfahren, dass er ein Konzert in New York gebe, sagte einer der Musiker des Orchesters. Und dann würden sich alle freudig an diesen Abend in Möschenfeld erinnern.

Der Erinnerung wert ist auch die Sinfonia in g-Moll für Flöte sowie jeweils zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte von Gaetano Donizetti. Das an eine Opern-Ouvertüre erinnernde Übungsstück für Bläser des italienischen Komponisten mit reizvollen Themen und Motiven wird vom Ensemble klangrein und bewegt interpretiert. Gegen das Hauptwerk des Abends hat es aber wohl kaum Chancen, einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Das gilt nicht für die zuletzt ebenfalls großartig gespielte "Prager Symphonie" von Mozart. Die Pragreise mit der Aufführung des Werkes in D-Dur war seinerzeit ein Riesenerfolg für den Komponisten, der ihm den Auftrag zu einer neuen Oper einbrachte, wie Sigrid Gottstein im Programmheft zum Konzert berichtet. Mozart wählte als Thema für diese Arbeit den "Don Giovanni". Dass er den finsteren Weiberhelden wohl schon im Kopf hatte, merkt man daran, dass der erste Ton der Sinfonie an die dramatische Ouvertüre dieser Oper erinnert.

Das Orchester , ebenfalls in Hochstimmung, lässt es unter Leitung von Heinzmann den ganzen Abend hindurch an nichts fehlen - weder an Dramatik noch an Präzision, Emotion, Gestaltung und klarer Intonation. Der lang anhaltende Applaus ist mehr als verdient.

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