Grafing:Grafinger Umfahrung wird teurer

Grafing: Für Grafing ist eine Ostumfahrung bereits im Bau. Laut Plan soll schon Ende des Jahres der Verkehr fließen.

Für Grafing ist eine Ostumfahrung bereits im Bau. Laut Plan soll schon Ende des Jahres der Verkehr fließen.

(Foto: Christian Endt)

Gestiegene Grundstücks- und Baupreise führen zu einem starken Preisanstieg. Statt 6,7 Millionen Euro, wie ursprünglich geplant, werden die Kosten wohl 10,7 Millionen Euro betragen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der Bau der Grafinger Ostumfahrung wird deutlich teurer als gedacht. Wurden die Kosten im Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2010 noch auf 6,7 Millionen Euro geschätzt, gehen die Planer inzwischen von 10,7 Millionen Euro aus. Nominell entspricht das einer Steigerung von fast genau 60 Prozent. Dabei sind die zusätzlichen Kosten für die Stadt Grafing selbst dort noch gar nicht eingerechnet.

Die 10,7 Millionen Euro stammten aus der jüngsten Kostenhochrechnung des Rosenheimer Straßenbauamts vom März dieses Jahres, erklärte Innenministeriums-Pressesprecherin Kathrin Fändrich auf Nachfrage der SZ. Anders als die bisherigen Zahlen sind die aktuellen Kosten keine Schätzung mehr: "Sie wurden auf der Basis von aussagekräftigen Ausschreibungsunterlagen entwickelt."

Der Grafinger Uwe Peters ist über den Preissprung wenig verwundert. "Es ist von Seiten der Straßenplaner üblich, die Kosten anfangs, so gut es geht, nach unten zu rechnen, um ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis hinzubekommen", sagt er. Zu Zeiten des Bürgerentscheids um die neue Trasse im Jahr 2008 war Peters einer der Sprecher der Umfahrungsgegner, der Schutzgemeinschaft Grafinger Osten (SGO). "Wenn die Gesamtrechnung bekannt wird, sind es dann in der Regel 30 bis 40 Prozent mehr, als ursprünglich veranschlagt", mutmaßt er. Peters verweist dabei auf die vor einigen Jahren abgeschlossene Ebersberger Südumfahrung. Deren Bau hatte sich im Nachhinein als etwa doppelt so teuer herausgestellt. In solchen, sich über viele Jahre hinwegziehenden Planungsprozessen muss freilich eine gewisse Geldentwertung durch die Inflation eingepreist werden. Sie alleine kann die Steigerungen allerdings nicht erklären, sondern trägt meist nur einen kleinen Teil bei. Für den Zeitraum zwischen 2008 und 2016, in dem sich die Grafinger Trasse von 6,7 auf 10,7 Millionen Euro verteuerte, gibt das Statistische Bundesamt etwa eine inflationsbedingte Preissteigerung von 11 Prozent an.

Für den Grafinger Preissprung führt Bayerns Innenministerium eine Reihe von Gründen an. Im Wesentlichen seien gestiegene Grunderwerbskosten verantwortlich und "vertiefte Erkenntnisse im Rahmen der Ausführungsplanung". Letzteres bedeutet so viel wie: Es stellten sich beim Bau Kostentreiber heraus, die bei den früheren Schätzungen noch nicht absehbar gewesen seien. Weitere Gründe seien zusätzliche Lärmschutzeinrichtungen, die nach einem Gerichtsverfahren nötig wurden, "sowie die allgemeine Baupreisentwicklung".

Den Vorwurf, die Kosten der Umfahrung seien bewusst kleingerechnet worden, um das für den Bau nötige Kosten-Nutzen-Verhältnis (KNV) zu erreichen, wies Sprecherin Fändrich zurück. Im Ausbauplan - er liegt zeitlich einige Jahre vor dem Planfeststellungsbeschluss - war der Grafinger Umfahrung mit damals noch 5,1 Millionen Euro in der Nutzen-Kosten-Analyse ein Wert von 7,7 bescheinigt worden. Bei allen Projekten mit einem Wert von mehr als eins gilt der Nutzen als groß genug, um zu bauen. Dies trifft laut Innenministerium trotz Kostensteigerung immer noch auf die Grafinger Umfahrung zu: Vereinfacht betrachtet ergäbe sich bei den nun aktuell ermittelten 10,7 Millionen Euro ein Wert zwischen drei und vier. "Damit ist die Umfahrung nach wie vor - und auch im Vergleich zu anderen Projekten des Ausbauplans - deutlich bauwürdig."

Bei der neuen Trasse handelt es sich um eine Staatsstraße und damit um ein Projekt des Freistaats. Deshalb muss dieser auch etwaige bauliche Mehrkosten tragen. Das allerdings gilt nur für den eigentlichen Bau, weswegen auch auf die Stadt Grafing Kosten zukommen. 575 000 Euro werden voraussichtlich für die Stadtwerke fällig, weil die Stadt eine Hauptwasserleitung verlegen muss. Etwa eine halbe Million Euro sind für die Anbindung der Straße an die Sportstätten veranschlagt. Das muss Grafing selber bezahlen, weil die Verkehrsplaner es für überflüssig halten. Wie viel bei der Umfahrung am Ende zusätzlich dazukommt, dürfte wohl erst ganz am Ende wirklich feststehen.

Eine Sache, die Peters ärgert: All die Jahre habe es geheißen, die Stadt bekomme eine Straße, ohne sich an ihr finanziell wesentlich beteiligen zu müssen. Er glaubt, dass diese Aussagen mit der Grund waren, warum eine - knappe - Mehrheit einst per Bürgerentscheid für den Bau der Trasse votierte.

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