Kunst von Grafingern für Grafinger: Das ist nun wieder in den Schaufenstern der Stadt geboten. Nach einer erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr gibt es erneut eine kreative Flaniermeile rund um den Marktplatz, auf der man ab sofort allerhand Werke von Kreativen aus der Region bewundern kann.
Hinter dem Projekt stecken zwei junge Rathausmitarbeiterinnen, nämlich die Kulturbeauftragte Theresa König und Wirtschaftsfördererin Julia Rainert, die in der Kooperation von Kunst und Handel großes Potenzial sehen. „Diesmal haben sich sogar noch mehr Geschäfte angeschlossen als bei der ersten Auflage“, freut sich Rainert bei einer kleinen Eröffnungsfeier hinter dem Rathaus. 2023 waren zwölf Läden an Bord, heuer sind es 21 – also fast doppelt so viele.

Doch ohne kreative Menschen wäre der Kunstpfad durch die Innenstadt natürlich nur eine Idee – wie gut also, dass es die Grafinger Maler gibt. Die Mitglieder der Gruppe waren 2023 sofort begeistert und sind auch heuer wieder zahlreich mit von der Partie. Allerdings läuft die Schaufensterschau diesmal unter dem Motto „GraMa XXL“ – bedeutet: Auch Gastausstellerinnen und Gastaussteller aus der Region waren herzlich willkommen. Klar, denn in die Fenster von so vielen Geschäften passt ja jede Menge Kunst hinein. Insgesamt sind gut 20 Malerinnen und Maler vertreten.
Das Motto der diesjährigen Schlenderschau lautet „Grafing ist bunt“. Das aber bezieht sich nicht nur auf die Gestaltung der allermeisten Werke, nein, es soll ganz allgemein um Vielfalt gehen, also auch in Bezug auf die Bewohner der Stadt. Diese nämlich hat in den vergangenen Wochen den 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert, inklusive seiner universellen Werte, und die Kunstmeile nun ist der letzte Akt dieses Veranstaltungsreigens. Deshalb kann man in jedem Schaufenster einen anderen Artikel der Verfassung der Bundesrepublik lesen.

Politisch konnotierte oder gar provokante Kunst allerdings sucht der Betrachter rund um den Grafinger Marktplatz vergeblich. Lediglich ein Werk nimmt ganz dezidiert Bezug auf das Thema: Diana Metzig-Bartl hat eine Art Stadt-Logo entworfen, ein rundes Emblem mit den charakteristischen Grafinger Häusern, umrahmt von einem Regenbogen. Ansonsten dominieren klassische Motive: Florales, Tiere, Porträts, Meereslandschaften oder abstrakte Farbkompositionen. Die Techniken reichen von Aquarell über Kreide oder Acryl bis hin zu Scherenschnitten und Quilt-Decken.

Auf heimische Motive hat sich Anna Kerschl verlegt, sie zeigt in den Fenstern der Bäckerei Hasi den Urtelbach und die Statue des Sankt Christophorus, außerdem greifen zwei Bilder von älteren Damen beim Kaffee das Thema des Ausstellungsortes auf. Gleiches gilt für die beiden Werke von Josefine Pfeifer: Sie hat Stilikone Audrey Hepburn und Modezar Karl Lagerfeld porträtiert – zu sehen zwischen den Schaufensterpuppen von Obermaier Moden.

Einer der drei ausstellenden Männer, Gerhard Niederhof, hat sich für Architekturmotive entschieden, sie bereichern die Auslage des Fonlands. Klein und fein wie Pralinen kommen die Lackbilder von Christina Strobel daher, zu bewundern bei der Confiserie Dengel. Die Spezialitäten vom Fass haben Gesellschaft aus der Feder von Gerlinde Back, sie hat sich für mediterrane Motive entschieden.




Besonders reizvoll sind übrigens die mannigfaltigen Spiegelungen: Oft sieht der aufmerksame Betrachter in den Fenstern nämlich nicht nur Kunst und Deko, sondern auch die oftmals historischen Fassaden von gegenüber. Wie schön diese Stadt doch ist, mag sich der ein oder andere dabei denken. Und ja, auch die Kunst steht ihr sehr gut zu Gesicht.
Der Grafinger Kunstpfad ist noch bis Montag, 22. Juli, in den Schaufenstern von mehr als 20 teilnehmenden Geschäften zu bewundern. Flyer liegen überall aus.