Grafing:Glücklich ohne Fröhlich

Die Grünen rechnen mit ihrem früherem Parteifreund ab: Seit dem Austritt des Stadtrats herrsche beste Stimmung.

Thorsten Rienth

Einen Monat nach dem Austritt ihrer beiden Stadträte Heinz Fröhlich und Marlene Ottinger aus Partei und Fraktion rechnet die Spitze der Grafinger Grünen mit den ehemaligen Parteifreunden ab. Auf der Internetseite des Ortsverbands heißt es: "Bei Grafings Grünen ist seitdem Erleichterung zu spüren, in der Stadtratsfraktion, im Vorstand und schließlich bei den Mitgliedern." Angesichts wichtiger anstehender Entscheidungen wie Baulandentwicklung, Ausbau des Schulzentrums, Marktplatzerneuerung und schließlich die Grafinger Energiepolitik "müssen wir in Ruhe arbeiten", kommentiert Fraktionssprecherin Angelika Obermayr den Austritt der beiden prominenten Stadträte. Und legt noch eins drauf: "Für Zoff und Egotrips ist da überhaupt kein Platz." Auch Wolfgang Huber, Vorstandsmitglied und Pressesprecher des Ortsverbands, keilt gegen die ehemaligen Weggefährten: Im Ortsvorstand herrsche beste Stimmung. "Trotz, nein wegen Fröhlichs Austritt." Das bestätigt Uwe Peters, seit Fröhlichs Weggang neben Huber einer der beiden verbliebenen Grünen-Ortsvorsitzenden: "Es geht jetzt viel entspannter zu. Wolfgang Huber und ich schaffen die Arbeit locker." Besonders freue den Vorstand, dass das Engagement der Mitglieder seit kurzem deutlich gestiegen sei, so Peters. Zu Themenabenden kämen mehr Leute, die mitdiskutierten, Vorschläge machten und damit "ganz offensichtlich" zeigten, dass grüne Politik in Grafing jetzt wieder Spaß machen könne. Natürlich sei mit nun drei statt bisher fünf Stadträten "weniger Abstimmungskraft", räumt die Grafinger Grünen-Spitze ein. Einen Nachteil sieht Fraktionschefin Obermayr darin aber nicht: "Das können wir ganz gut kompensieren." Die Fraktion arbeite "sehr vertrauensvoll und engagiert zusammen". Auch die Mitglieder packten "richtig toll an". Außerdem bestünden gute Kontakte zu vielen Stadträten der anderen Fraktionen. Warum die Abrechnung mit Fröhlich und Ottinger jetzt folgt und die Partei den beiden nicht schon viel früher die Zusammenarbeit aufgekündigt hat, bleibt indes weiter offen. Pressesprecher und Ortsvorsitzender Wolfgang Huber sagte am Freitag auf Fragen der SZ, dass es an Fröhlich gelegen sei, zu gehen. "Einige aus der Fraktion waren im Frühjahr schon so weit, dass sie nicht mehr wollten", schildert Huber das Zerwürfnis. Das sei Fröhlich auch gesagt worden. Der ehemalige Grünen-Ortsvorsitzende und jetzt parteilose Stadtrat Heinz Fröhlich wollte sich am Freitag nicht zu den Attacken seiner ehemaligen Parteifreunde äußern. "Wir haben eigentlich ausgemacht, dass wir uns anständig trennen und daraus keine Schlammschlacht wird", sagte Fröhlich. "Das sehen meine früheren Kollegen inzwischen wohl anders." Schon unmittelbar nach dem Austritt war Fröhlich und Ottinger aus Kreisen der Grünen vorgeworfen worden, sie hätten einen auf Konfrontation basierenden Politikstil gepflegt. Fröhlich und Ottinger, die weiterhin dem Stadtrat angehören, wollen demnächst die Gruppierung "Bündnis für Grafing" gründen.

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