Ein vierjähriges Kind bringt es laut sprachwissenschaftlicher Standardliteratur, zu Papier gebracht etwa von Jean Berko Gleaso, auf einen aktiven Wortschatz von 1500 bis 2000 Wörtern. Das Verständnis für Sprache, so schreibt die Sprachentwicklungsexpertin und emeritierte Professorin, ermögliche es in dem Alter, langsam auch an abstrakteren Gesprächen teilzunehmen, die über einfache Alltagsthemen hinausgehen. Paulas Thema ist eines, das hoffentlich nicht lange Alltag bleibt, nämlich eine akute Mandelentzündung.
Am besten hilft dagegen, gar kein Zweifel, selbstgemachtes Wassereis aus der Silikonform. Besonders schnell wirkt das Tiefkühlfach-Gefrorene in der Geschmacksrichtung Apfelschorle. Das haben ebenso umfangreiche wie streng wissenschaftliche Testreihen in Kinderzimmerumgebung ergeben. Der zweite Teil der Therapie kam via Kinderärztin, Rezept und anschließendem Apothekenbesuch ins Haus, und zwar in Tropfenform. Da weder bunt noch glitzernd noch in irgendeiner Weise geschmacklich interessant, bleiben Zweifel an der Wirksamkeit. Wie die Medizin gleich nochmal heißt? Richtig, Anti-Idiotikum.
Wie schnell sich Sprachverständnisse von Vierjährigen und Erwachsenen plötzlich näherkommen. Ein Anti-Idiotikum für die halbstarken Drängler an der Bustür. Ein Mittelchen für die Großraumbürokollegschaft, auf dass nach Einnahme alle ein bisschen leiser telefonierten. Oder für die Damen und Herren von der kommunalen Verkehrsüberwachung, die sich immer so gut zu verstecken wissen. Die Maxipackung geht, selbstverständlich, an den Chef. Man wird ja noch ein bisschen träumen dürfen.
Wie es wohl mit der Verschreibungspflicht eines Anti-Idiotikums aussieht? Ach, immer diese Erwachsenenfragen. Haben einfach keine Ahnung von den wirklich wichtigen Dingen im Leben, vom hier und jetzt. Denn es kratzt schon wieder schlimm im Hals. Rechts und links und überall, so dass nur eine Frage offenbleibt: Is' noch was vom Apfelschorle-Eis da?
