Grafing:Gitarrenkunst im Werden

Jazz im Turm Grafing

Paul Brändle und Sebastian Gieck zusammen mit Rick Hollander (nicht im Bild) bei "Jazz im Turm".

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Publikum im Turm zeigt sich von Paul Brändle-Trio beeindruckt

Von Claus Regnault, Grafing

Er wurde mit dem schönen Satz angekündigt: "Ein einziger Ton kann eine Menge aussagen". Paul Brändle, junger, hochschulgereifter Jazzgitarrist, trat im Trio mit Sebastian Gieck und Rick Hollander bei "Jazz im Turm" auf. Brändle ist sympathisch jungenhaft, ein wenig der Typ des gymnasialen Klassenprimus. In seinem Set begab er sich also auf die Suche nach jenem vielsagenden Ton, was seinem Spiel ein wenig gedankliche Inkohärenz verlieh, den melodischen Fluss hemmte. Aber auch hier schon, in seinem Trio-Set, erwies er sich als technisch erstaunlicher Instrumentalist, nur dass die Befreiung in den emotionalen Fluss zu kurz kam.

So verwunderte es nicht, dass der sehr beredte Bassist Gieck in seinen Soli deutlicheren Beifallszuspruch des vollzählig erschienenen Publikums bekam. Jedenfalls war ein nahe dem Podium besetzter Tisch voller gitarrenkundiger Zuhörer sehr beeindruckt von Brändles Kunst, fast eine Art Jury, welche die Feinheiten seines Spiels kompetenter zu beurteilen wusste als das Laienpublikum. Aber zu jeder Musik, auch der des Jazz, gehören zwei Seiten, die der Interpreten und die der Zuhörer, von denen die letzteren danach urteilen, wie sehr eine Darbietung sie innerlich bewegt hat.

Bezeichnend war, dass Brändle nach einigen Trio-Nummern Befreiung in der Weise suchte, dass er noch in seinem Set die Szene zur Jamsession eröffnete. Und so kamen die heimischen Starsolisten Joachim Jann, Altsaxofon, und Chris Naleppa, Tenorsaxofon, vom Bop inspiriert ins Spiel; und siehe da, auch Brändles Spiel gewann an fließender Kontur sowohl in der Phrasierung der Linien als auch in der akkordischen Intonation, welch letztere er gekonnt seinem Vorbild Wes Montgomery nachahmt. Und da erwies er sich als zur Klanggestalt beitragender Begleiter, in den bewegten Wassern so herrlicher Vorgaben wie Charly Parkers "Yadbird-Suite" und Henry Mancinis "Days of wine and roses" wie ein erlöster Fisch schwimmend.

Spät erschienen noch die Jazz-Heroen der Region, Claus Raible und Claus Koch, deren Spiel eine Menge Aussagekraft besitzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: