Süddeutsche Zeitung

Grafing:Geordnet und stabil

Landratsamt genehmigt Stadt-Haushalt für 2019

Von Thorsten Rienth, Grafing

Zweimal war der Beschluss über den Grafinger Haushalt des laufenden Jahres in Finanzausschuss und Stadtrat vertagt worden. Erst im dritten Anlauf waren die Bedenken soweit ausgeräumt, dass eine breite Mehrheit des Gremiums zustimmte. Formal aufgestellt ist der Etat aber erst nach der Zustimmung des Landratsamts - und genau die liegt nun vor.

Die Haushaltslage lasse sich als "stabil und geordnet" bezeichnen, hat die Rechtsaufsicht nun mitgeteilt. "Die dauernde Leistungsfähigkeit der Stadt Grafing ist auf Grundlage der genannten Umstände und der vorgelegten Haushaltsplanung zu bejahen." Die "genannten Umstände" sind aus Sicht des Landratsamts allen voran eine ausreichend freie Finanzspanne: Ein über zehn Prozent liegender Überschuss stehe aus dem Verwaltungshaushalt für Investitionen zur Verfügung.

Die sind in Grafing derzeit tatsächlich zahlreich: Der mit Abstand größte Brocken entfällt auf die Sieben-Millionen-Euro-Kombination aus Neubau und Sanierung von Grund- und Mittelschule. Etwa vier Millionen Euro fallen zusätzlich für den städtischen Anteil an der Kinderbetreuung und den Bau der neuen Krippe im Haseitl-Haus an. Hinzu kommen noch Infrastrukturausgaben für Straßen, Gehwege oder Radwege, den neuen Bauhof, das erweiterte Gewerbegebiet, den Anschluss der Ortsteile ans Kanalnetz und den Breitbandausbau.

Zusammen bläht all das den Grafinger Etat im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 5,5 Millionen Euro auf. Die fast 35 Millionen Euro bedeuten einen Rekordhaushalt. Unterm Strich schiebt Grafing knapp vier Millionen Euro vom Verwaltungs- hinüber in den Vermögenshaushalt. Etwa eine halbe Million Euro genehmigt sich die Stadt aus den Rücklagen.

Mit dem Rekordhaushalt geht jedoch auch eine Kreditaufnahme von etwas unter 4,1 Millionen Euro einher. Dies sind mit rund drei Millionen Euro deutlich weniger, als noch im ersten Haushaltsansatz gestanden hatte. Hintergrund ist jedoch keine Einsparung, sondern die Streckung einiger anstehender Investitionen auf einen längeren Zeitraum. Im Umkehrschluss lässt sich allerdings sagen: Müsste Grafing seine in den 1950er Jahren gebaute Grundschule nicht sanieren - und würden nicht stattdessen andere Begehrlichkeiten bedient - könnten sogar einige Millionen Euro in die Rücklage fließen.

In jedem Fall schlagen sich die gestreckten Investitionen auch in den absoluten Zahlen einer längerfristigen Betrachtung nieder: Im Jahr 2015 hatte die Stadt für den Jahresanfang 2019 mit einer Verschuldung von etwas über 10,6 Millionen Euro gerechnet. Tatsächlich lag sie nun bei rund 9,1 Millionen Euro. Mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 952 Euro liegt die Stadt Grafing dennoch über dem Landesdurchschnitt. Dies wiederum liege an der Vielzahl von Investitionen, erklärt die Stadt auf ihrer Internetseite.

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Quelle:
SZ vom 22.08.2019
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