Süddeutsche Zeitung

Abfallwirtschaft:Bekommt Grafing Gelbe Tonnen?

Grafings CSU will die Einführung der Abfallbehälter prüfen lassen. Es gäbe wohl auch eine zweite Option.

Von Thorsten Rienth, Grafing

"Es ist einfach ein Elend, ein Saustall", sagt Ernst Binder. Der Rentner hat eine gute Perspektive auf den Saustall. Er wohnt schräg gegenüber der Wertstoffinsel an der Grafinger Stadtbücherei. "Wann sie wollen und wo sie wollen schmeißen die Leute ihr Zeug hin." In die Container, auf die Container und wenn sie voll seien: daneben. Klagen wie die von Binder sind freilich genauso alt wie die Grafinger Wertstoffinseln selbst. Jetzt will die Grafinger CSU Alternativen prüfen. Ganz oben auf der Liste: die Einführung der Gelben Tonne.

"Nicht nur ist ihre Zahl in den letzten Jahren weiter zurückgegangen, es schwindet auch zunehmend die Akzeptanz von Anwohnern für solche Einrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft", schreiben CSU-Ortsvorsitzender Florian Wieser sowie die Fraktionschefs Max von Rechberg und Thomas Huber im dazugehörigen Stadtratsantrag über die Wertstoffinseln. Und: "Eine Möglichkeit, die in vielen Kommunen anstatt der Sammelcontainer für Verpackungen aus Plastik, Metall und sogenannten Verbundstoffen zum Einsatz kommt, ist die Gelbe Tonne. Ihre Einführung würde zu einem deutlich geringeren Platzbedarf für die Sammelcontainer an den Wertstoffinseln führen und die ästhetischen Probleme reduzieren."

Begünstigend komme im Grafinger Fall die hohe Anzahl an Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäusern hinzu. Für Mehrfamilienhäuser können natürlich analog auch Großtonnen angeboten werden. "Einen generellen Zwang wollen wir aber vermeiden", schränkt Ortsvorsitzender Wieser im Gespräch mit der SZ ein. "Sicher gibt es Wohnsituationen, wo eine zusätzliche Sammeltonne nicht so einfach Platz hat."

Eine zweite Option, die das Rathaus laut CSU-Antrag prüfen möge, ist eine Art Tieferlegung der bereits bestehenden Wertstoffinseln: Unterirdische Container, so konzipiert, dass Entsorgungsunternehmen sie unkompliziert aus dem Boden heben und in ihre Fahrzeuge kippen können. "Das gibt es schon in einigen anderen bayerischen Gemeinden - und die haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht", berichtet Wieser. Die spannende Frage sei: Wie viel kostete der Bau? Spielten die Entsorgungsunternehmen mit? Und überhaupt: Welche Auswirkungen hätte das Konzept auf die Gebührenordnung?

Die versenkten Wertstoffcontainer könnte Grafing relativ einfach beschließen und umsetzen. Die CSU schlägt einen Modellversuch vor, ob das Konzept in Grafing Mehrwert entfalten würde. Die Einführung der Gelben Tonne wäre dagegen komplizierter. In diesem Fall führte der Weg über den Landkreis und eine gemeinsamen für alle 21 Landkreisgemeinden geltenden Entscheidung. Unter Zeitdruck würde eine Debatte jedenfalls nicht ablaufen. Der aktuelle Entsorger-Vertrag war erst vor einigen Wochen um weitere zwei Jahre verlängert worden.

Was die Grafinger CSU ausdrücklich nicht will: eine Rückkehr zum Gelben Sack. Abgeschafft worden war er einst, weil die Säcke allzu oft nur lose verschlossen vor den Haustüren lagen und der Wind den Inhalt in den Straßen verteilte.

Der Grafinger Stadtrat berät in seiner Sitzung am Dienstag, 4. Mai, über den Antrag. Beginn ist um 19 Uhr in der Stadthalle.

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SZ vom 03.05.2021/koei
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