Grafinger Freibad:Kraulen neben Absperrbändern

Freibad Grafing - Erster Tag in der Corona-Krise

Die Badesaison hat in Grafing nun verspätet begonnen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit einem Monat Verzögerung und vielen Regeln hat das Grafinger Freibad seit dieser Woche wieder für Badegäste geöffnet. Ein ungewöhnlicher Montagmorgen mit Maskenpflicht, Kreisverkehr im Becken - und dennoch glücklichen Besuchern

Von Nathalie Stenger, Grafing

Wer im Besitz eines Führerscheins ist, der sollte wissen wie das Prinzip eines Kreisverkehrs funktioniert: Tempo verringern, nicht blinken, einfahren und dann erst beim Rausfahren den Blinker setzen. Auch im Freibad in Grafing gibt es nun einen Kreisverkehr, hier heißt das aber so viel wie: eine Bahn rauf, eine andere Bahn runter - zur Sicherheit der Besucher. Statt wie geplant am 8. Mai hat das Grafinger Bad nun am 8. Juni wieder seine Pforten geöffnet. "Endlich", wie manche Wartenden in Flip-Flops vor dem Eingang am frühen Montagmorgen verlauten lassen. Eine Mutter mit ihren zwei Kindern steht weit vorne in der mit Abständen markierten Schlange vor der Kasse. Charlotte und Patrick seien beide im Schwimmteam in Ottobrunn, erzählt sie mit Mundschutz - und "seit Monaten ohne Wasser". Bei den niedrigen Temperaturen der Seen seien sie schon fast verzweifelt. "Es lässt sich zur Zeit viel ersetzen, aber das Wassergefühl, das kann man durch nichts kompensieren", sagt die Mutter und betont, wie froh sie sei, dass wenigstens in Grafing das Bad geöffnet sei. In Haar oder Unterhaching sei das beispielsweise nicht der Fall.

Um das Infektionsrisiko gering zu halten, beginnen die Vorschriften schon vor Betreten des Geländes. In einem abgetrennten Bereich stellen sich Gäste gemäß Abstandsregelungen an und lassen sich beim Einlass vor der Bezahlung registrieren. Danach geht es über die Liegewiese zu den Becken, Absperrbänder hindern daran, in Duschräume oder Sammelumkleiden zu gelangen. Genauso sind die Zugänge zu Sprungturm oder Rutsche blockiert, auch seitliches Reinspringen ist untersagt.

Achim Seidl aus Grafing ist heuer als Erster im Becken, er spricht von einem "super schönen Gefühl". Lachend zeigt der 64-Jährige seine Karte mit der Ziffer eins. Jeder Besucher bekommt beim Einlass eine Nummer, sodass stets der Überblick über die Anzahl der Gäste behalten werden kann. Der Andrang ist groß, 36 sind es bereits nach einer Viertelstunde, und das trotz des ungemütlichen Wetters.

Von Rekordbesuchszahlen in Höhe von 3000 Menschen wird dieses Jahr aber wohl trotzdem nicht die Rede sein, 450 Personen sind in Coronazeiten insgesamt auf dem Gelände des Freibads Grafing erlaubt. Davon dürfen 100 gleichzeitig in die Becken - 40 in den Schwimmer-, weitere 40 in den Nichtschwimmerbereich, und jeweils zehn in Sprung- und Planschbecken. Pro Bahn sind zehn Schwimmerinnen und Schwimmer gestattet, nach dem Kreisverkehrsystem werden die Seiten gewechselt. Ein Zeitlimit pro Besucher gebe es nicht, erklärt Fred Stautner, das laufe eher nach "wer zuerst kommt, mahlt zuerst".

Fred Stautner aus Grafing ist Meister für Bäderbetriebe und bringt gerade noch Erinnerungen an die regelmäßige Handdesinfektion in schriftlicher und bildlicher Form im Freibad an, als schon einige Besucher auf ihn zukommen. Sie habe extra einen Föhn dabei, sagt eine Frau, ob sie den irgendwo anstecken könne? Stautner schüttelt den Kopf, in die Umkleiden dürfe man nicht und außen gebe es keine Steckdosen. Ob man bald wieder drinnen duschen könne, will ein anderer Badegast wissen. Stautner muss passen, aktuell gebe es keine weiteren Lockerungen.

Der Zutritt zu den verschiedenen Becken ist lediglich an bestimmten Stellen möglich. Pfeile, Schilder und Markierungen weisen den Weg und auf die Einhaltung der bekannten Regeln zum Abstand hin. Wer sich nicht an die Bestimmungen hält, wird mit einem Pfeifen der Bademeister schnell wieder daran erinnert.

Einer von ihnen ist Claudio Minicuta aus Kirchseeon, seit knapp drei Jahren arbeitet er im Freibad. Von seinem Chefsessel - ein provisorisch aufgestellter Stuhl auf der Brücke über den 50-Meter Bahnen - aus beobachtet und zählt er mit seinen Kollegen die Badegäste. "Ich war den ganzen Morgen ziemlich aufgeregt", sagt Minicuta, "das ist eine wirklich komische Situation." Er sei schon sehr gespannt, wie sich das bei höheren Temperaturen und somit mehr Leuten entwickle. Aktuell, sagt er, würden die Menschen die Regeln jedoch noch ganz gut befolgen.

Freibad Grafing - Erster Tag in der Corona-Krise

Achim Seidl

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kurz nachdem zwei Frauen mit Handtuchturbanen auf dem Kopf das Bad verlassen, macht sich nach einer Stunde im Wasser auch die Familie aus Ottobrunn wieder auf den Heimweg, dick eingepackt in Mütze und Wärmemantel. Die elfjährige Charlotte lächelt. Sie und ihr Bruder würden nun auch die restlichen Pfingstferien zum Trainieren ins Grafinger Bad kommen. "Kalt war's", erzählt Charlotte, "aber gut."

Infos zu allen Regeln im Bad finden sich auf der Homepage www.grafing.de.

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