Sport und Freizeit im Landkreis Ebersberg:Bibbern für den Frieden

Lesezeit: 4 min

Zeitlos schön: Das Grafinger Freibad feiert heuer 50. Geburtstag. Es wurde 1972 im Zuge der Olympischen Spiele in München erbaut. (Foto: Christian Endt)

Das Grafinger Freibad startet am Samstag in die neue Saison - wegen des Ukraine-Krieges mit etwas niedrigerer Wassertemperatur. Außerdem dürfte die Warteschlange an der Kasse in diesem Sommer deutlich kürzer sein.

Von Anja Blum, Grafing

Das Grafinger Freibad öffnet am Samstag, 7. Mai, seine Pforten - und die Menschen in der Region können sich darüber glücklich schätzen, mehr denn je. Denn: "Manche machen erst gar nicht auf", sagt Betriebsleiterin Sandra Friesinger, "wegen des Fachkräftemangels und der hohen Energiekosten." Es sind also schwierige Zeiten, auch für Bäder, und das, obwohl die Pandemie diesen Sommer keine Rolle mehr spielen dürfte. Friesinger jedenfalls rechnet nicht damit, dass es diesbezüglich erneut Einschränkungen geben wird.

Trotzdem werden die Schwimmer in Grafing die angespannte Lage zu spüren bekommen: Die Wassertemperatur wurde heuer um zwei Grad, von 26 auf 24 Grad, gesenkt. Erstens, um Kosten zu sparen, aber auch wegen des Kriegs in der Ukraine und dessen Folgen. "Momentan sollte man einfach nicht verschwenderisch sein", sagt Friesinger mit Blick auf die Abhängigkeit Deutschlands von Lieferungen aus Russland. Außerdem werde eine mögliche Energiekrise auch das Grafinger Freibad treffen, das stehe bereits fest. "Insofern hoffen wir sehr, dass es nicht so weit kommt." Beheizt wird das Wasser übrigens mit Fernwärme über einen lokalen Energieversorger.

Die Stadt hat die Preise erhöht, aber auch in ein modernes Kassensystem investiert

Um das Defizit der kommunalen Einrichtung - zuletzt jährlich etwa 500 000 Euro - etwas zu verringern, hat der Stadtrat zudem eine Erhöhung der Eintrittspreise beschlossen: Bei den Einmaltickets müssen die Gäste 50 Cent drauflegen, die Zehnerkarten kosten zwei Euro mehr, die Preise für die Saisonkarten sind gestaffelt gestiegen: Für Kinder erhöht sie sich von 25 auf 27 Euro, für Ermäßigungsberechtigte (Schüler und Studierende, Schwerbehinderte, Bufdis und Besitzer von Ehrenamtskarten) von 35 auf 37 Euro, für Erwachsene von 75 auf 80 Euro. Die Saisonkarte für Familien kostet nun 140 Euro anstatt 130. Kritik daran scheint es aber nicht zu geben, zumindest bislang habe man nur verständnisvolle Reaktionen geerntet, so Friesinger.

Geboten sind eine Wasserfläche von rund 1200 Quadratmetern, ein Sprungturm, eine breite Rutsche und vieles mehr. (Foto: Christian Endt)

Rund tausend Saisonkarten verkauft das Grafinger Freibad jeden Sommer, auch diesmal seien dementsprechend viele vorbestellt, sagt die Chefin. Allerdings gibt es heuer eine große Neuerung: "Die Stadt hat nochmal Geld in die Hand genommen und auf ein modernes Kassensystem umgestellt." Künftig bestehen die Dauertickets nicht mehr aus Papier, sondern Plastik, "wie eine EC-Karte mit Bild". Das Porträt dafür wird direkt an der Kasse geschossen und dann elektronisch auf die Karte gedruckt, nicht gestanzt, wie zuvor. "Das ist für uns viel weniger Aufwand", freut sich Friesinger - aber auch die Gäste dürften begeistert sein. Denn fortan müssen die Saisonkarten nicht mehr am Kassenhäuschen vorgezeigt, sondern können an einem Drehkreuz eingescannt werden. Das bedeutet: Die Abwicklung geht schneller, die Warteschlange wird kürzer.

Was die Besucher mit Tagesticket angeht, habe man sich allerdings gegen ein geschlossenes Kassensystem entschieden, sagt Friesinger. "Erstens wollen wir den persönlichen Kontakt mit unseren Gästen halten, außerdem sind solche Automaten sehr fehleranfällig. Das haben wir in Ebersberg gesehen."

Ob die Auslastung des Bads weiter online angezeigt werden kann, ist momentan noch ungewiss

Beibehalten möchte die Betriebsleiterin auch gerne eine Neuerung der Corona-Zeit: einen Zähler, der online die Auslastung des Freibads anzeigt. So konnten sich die Gäste vorab informieren, wie vielversprechend eine Fahrt zur Schwimmstätte sein würde. Nun ist es nur so, dass - mit dem Ende der pandemischen Beschränkungen - der zweite Ausgang Richtung Parkplatz wieder geöffnet sein wird. Insofern wisse man noch nicht, ob es überhaupt technisch machbar ist, die jeweilige Gästeanzahl zu erfassen und in Echtzeit online zu veröffentlichen, erklärt Friesinger. Nur zur Einordnung: Vor Corona waren bei schönem Wetter gerne mal 2000 Besucher pro Tag im Grafinger Freibad.

Die Zufahrt übrigens ist weiterhin nur mehr über die Grafinger Ostumgehung möglich, die Straße vorbei an der Mittelschule durch Poller versperrt. "Aber es ist alles mit großen Bannern ausgeschildert", sagt Bademeisterin Friesinger, die im vergangenen Jahr teils auch als Lotsin unterwegs war.

Claudiu Stanciu - schon auf diesem Bild von 2022 am Hut erkennbar. (Foto: Christian Endt)

Was das Personal angeht, ist das Grafinger Freibad gut aufgestellt: Sechs festangestellte und drei zusätzliche Kräfte werden für den Betrieb und die Sicherheit der Badegäste Sorge tragen. "Wir sind immer bemüht, alles gut zu managen, die Menschen sollen sich schließlich wohl fühlen bei uns." Auch Schwimmkurse, laut Friesinger ein sehr beliebten Angebot, sollen wieder stattfinden. Außerdem gibt es heuer etwas zu feiern: Die Grafinger Schwimmstätte wird 50 Jahre alt, man hat sie einst anlässlich der Olympischen Spiele in München erbaut. Wer sich den Termin schon mal vormerken will: Am Samstag, 16. Juli, lädt das Freibad zur Geburtstagsparty, mit Livemusik, einem Zwölf-Stunden-Schwimmen, Tauchkursen und diversen anderen Aktionen. Im Schaukasten hängen bereits zahlreiche alte Fotografien, anhand derer sich der Wandel des Bades nachvollziehen lässt.

Zuletzt, 2021, wurde das Gelände im Norden erheblich erweitert, so dass nun genug Platz ist für Liegeflächen, Tischtennisplatte, Volleyballplatz, Schaukeln und Klettergerüst. Die extra breiten Schwimmbahnen aus dem Corona-Sommer, die laut Friesinger viele Gäste sehr genossen haben, wird es heuer allerdings nicht mehr geben. "Bei voller Auslastung geht das nicht, sonst platzt der Nichtschwimmerbereich aus allen Nähten", erklärt die Chefin.

Bevor die Schwimmer und Planscher kommen, wird alles mit Hochdruck gereinigt. (Foto: Christian Endt)

Ganz deutlich ist ihr die Freude anzumerken, dass es nun wieder losgehen kann - im Regelbetrieb. "Wir sind tipptopp vorbereitet", sagt Friesinger. Selbstverständlich ist das aber nicht, denn das Bad aus dem Winterschlaf zu holen, bedeutet viel Aufwand unter hohen Auflagen und dauert mehrere Wochen. Zunächst müssen die Becken, die aus Frostschutzgründen auch im Winter mit Wasser gefüllt sind, abgelassen werden, dann wird alles im Wortsinne "mit Hockdruck" gereinigt und die ganze Technik - Leitungen, Düsen, Klappen, Filter - wieder zusammengebaut und überprüft. 1,6 Millionen Liter Wasser fassen die Becken, sie per Feuerwehrschlauch zu befüllen, dauert laut Friesinger drei Tage. Gespeist wird die Anlage mit Brunnenwasser, das auf dem Freibadgelände selbst hochgepumpt wird. Allerdings gelangt dieses freilich nicht an den Schwimmer, ohne vorher mikrobiologisch analysiert, auf bestimmt PH- und Chlorwerte gebracht und beheizt worden zu sein. "Bis dieser Kreislauf eingepegelt ist, vergehen mindestens nochmal zwei Wochen", sagt die Betriebsleiterin.

Nun aber ist das Wasser bereit, aller Edelstahl poliert und der Rasen gemäht - fehlen nur noch die Gäste.

Geöffnet ist das Grafinger Freibad bei schöner Witterung von 7.45 bis 20 Uhr, bei schlechter Witterung von 7.45 bis 10.30 Uhr sowie von 17 bis 19 Uhr. Der "Frühschwimmer-Mittwoch" startet bereits um 7 Uhr.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: