Grafing:Fördertopf schon ausgeschöpft

Grafing: Auch die Grafinger Autoteiler haben sich mit Unterstützung des Förderprogramms ein Lastenrad angeschafft. Laut Ingo Kwisinski hat es einen großen Nutzwert - auch wenn das Fahrgefühl etwas ungewohnt ist.

Auch die Grafinger Autoteiler haben sich mit Unterstützung des Förderprogramms ein Lastenrad angeschafft. Laut Ingo Kwisinski hat es einen großen Nutzwert - auch wenn das Fahrgefühl etwas ungewohnt ist.

(Foto: Christian Endt)

Viele Grafinger nehmen Zuschüsse der Stadt in Anspruch, um sich Lastenräder anzuschaffen. Jetzt muss der Stadtrat entscheiden, ob die Mittel dafür aufgestockt werden. Die Idee für das Programm geht auf Fridays-for-Future-Aktivisten zurück

Von Thorsten Rienth, Grafing

Anfang des Jahres hatte noch der vorige Grafinger Stadtrat ein kommunales Förderprogramm für die Anschaffung von Lastenfahrrädern aufgesetzt. Die Nachfrage ist derart hoch, dass der neue Stadtrat den Fördertopf schon nach wenigen Monaten aufstocken muss. Zumindest dann, wenn die offenbar Verkehrswende-affinen Grafinger nicht leer ausgehen sollen.

Das Förderprogramm geht auf eine Idee des Grafinger "Fridays for Future"-Ablegers zurück und war im Februar so etwas wie ein Testballon. Beispiele gab es damals abseits der Großstädte noch wenig. Wie es um das Interesse in einer Kleinstadt bestellt sein würde, konnte niemand so richtig einschätzen. Also deckelten die Stadträte den Fördertopf fürs Erste bei einer Summe von 5000 Euro. "Schon nach zwei Wochen war das Geld abgerufen", berichtet die Grafinger Klimaschutzmanagerin Christina Spiegel. "Dass das so schnell geht, hat uns wirklich überrascht." Neun E-Lastenfahrräder und fünf klassische Räder hätten sich die Grafinger mit Unterstützung des Förderprogramms angeschafft. Das Kalkül ist, so Autofahrten im Stadtgebiet zu vermeiden.

Für elektrisch unterstützte Lastenräder liegt der Zuschuss bei 500 Euro, für rein muskelkraftbetriebene Räder bei 250 Euro. Hintergrund ist, dass diese in der Anschaffung deutlich günstiger sind. Wer sich einen Fahrradanhänger zum Lasten- oder Kindertransport zulegen will, erhält 100 Euro. Wer sein E-Lastenfahrrad mit Ökostrom auflädt, bekommt 50 Euro zusätzlich.

"Für uns war die Förderung ganz klar der Ausschlag, dass wir uns ein Lastenradl gekauft haben", erzählt die Grafingerin Sabine Lenhart. Je nach Ausführung kosten Lastenräder zwischen 1000 und 5000 Euro. "Da fällt der Zuschuss schon spürbar ins Gewicht." Allen voran würden sie und ihr Mann das Fahrrad zum Einkaufen benutzen oder um den Gartenabfall zum Wertstoffhof zu fahren. "Drei große Papiersäcke bekommen wir ziemlich problemlos in eine Fuhre." Lenhart lobt auch die unkomplizierte Abwicklung im Rathaus. "Wir haben die Rechnung eingereicht und nach zwei Tagen war der Zuschuss auf dem Konto."

Auch die Grafinger Autoteiler (GAT) haben sich mit Unterstützung des Förderprogramms ein Lastenfahrrad angeschafft. "Man kann es ganz normal online wie ein Auto buchen", sagt Ingo Kwisinski. Allerdings ist lediglich der Stundensatz von 60 Cent zu bezahlen. "Ein zusätzliches Kilometergeld wie bei den Autos gibt es nicht." Dass das elektrisch unterstützte Lastenrad in der Birkenstraße in Grafing-Bahnhof stationiert ist, kommt nicht von ungefähr. "Wir glauben, dass es gerade für Leute aus Grafing-Bahnhof einen großen Nutzwert hat, wenn sie in Grafing Sachen zu besorgen oder zu erledigen haben."

Alles rundum positiv? Fast. Unabhängig voneinander berichten Lenhart und Kwisinski gerade um den Marktplatz herum von einer gewissen Nervosität hinterherfahrender Autofahrer. "Es ist ja nicht so, dass man Lastenrädern besonders schnell unterwegs ist - und sie sich in einer engen Straße einfach überholen lassen", sagt Lenhart. Andererseits würde sie auch oft mit einem Lächeln begrüßt. "Oder Leute kommen her und fragen, wie so ein Fahrrad im Alltag funktioniert."

Gerade letzteres ist Kwisinski zufolge so ein Punkt, den Interessenten schon auf dem Schirm haben sollten. "Eines mit drei Rädern fährt sich wie eine Schrankwand, mit normalem Fahrradfahren hat das nicht viel gemein." Vor dem Losfahren seien ein paar Übungsrunden empfehlenswert. An die neue Fahrphysik gewöhne man sich aber schnell. "Jedenfalls habe ich noch von niemandem gehört, dass jemand mit dem Fahrrad überhaupt nicht klarkommt."

Zur Kultur- und Umweltausschusssitzung an diesem Dienstag, 14. Juli, wirbt Bürgermeister Christian Bauer (CSU) deshalb für eine Aufstockung des Förderprogramms. Fürs laufende Jahr will er zusätzliche 4000 Euro zur Verfügung stellen. "Damit können wir wohl alle Nachfragen für dieses Jahr bedienen", so die Einschätzung Für nächstes Jahr seien weitere 5000 Euro geplant. Dass die Stadträte dem zustimmen, gilt als nahezu sicher.

Die Sitzung beginnt, weil anschließend noch der Finanzausschuss des Stadtrats tagt, bereits um 18 Uhr. Sitzungsort ist die Stadthalle.

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