Entwickler aus Grafing:Virtueller Buchhalter für Online-Shopper

Homeoffice

Durch Corona und die damit verbundenen Einschränkungen haben sich weite Teile des Lebens ins Internet verlagert.

Beim Einkaufen im Internet verlieren manche den Überblick, wie viel Geld sie ausgegeben haben. Der Grafinger Martin Urban hat für solche Fälle eine kostenlose App entwickelt.

Von Aurelia Hennes

Gerade während des Lockdowns ist es manchmal gar nicht so einfach, den Überblick über seine Finanzen nicht zu verlieren: Die eine oder andere Online-Bestellung kann da schon mal unbeabsichtigt ein kleines Loch in den Geldbeutel reißen. Gegen solche Missgeschicke hat sich Martin Urban, aufgewachsen in Grafing, ein spezielles Werkzeug ausgedacht: "Simple Finance" nennt sich eine Web-App, die anhand von den Einnahmen und Ausgaben die zukünftige Entwicklung des Kontostandes berechnet.

Die Idee dazu hatte der 38-Jährige bereits vor zehn Jahren: Zuvor war er bei Sony Ericsson als Werkstudent tätig und entwickelte in dieser Funktion eine Software, die prognostizierte, zu welchem Zeitpunkt und aus welchem Grund wie viele Handys in welchem Land kaputt gehen. Dieses Wissen nutzte er schließlich, nachdem er den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hatte, für die Erarbeitung seines Tools: "Ich hatte kein Geld, aber ein Büro und wusste genau, wie man Vorhersagen macht."

Die erste Version seiner Finanz-App funktionierte zwar einwandfrei, allerdings bestand sowohl von Privatpersonen als auch Firmen kein Interesse daran. Urban aber nutzte dieses Konzept. Seine Bilanz: "Am meisten geholfen hat es mir selbst. Es hat mir die Grundlage gegeben, im ersten Jahr meiner Selbstständigkeit über die Runden zu kommen."

Aus dieser Erfahrung heraus gründete er seine Firma "Simple Tools GmbH". Nach zehn Jahren nahm er die Corona-Krise jetzt zum Anlass, die Idee nochmals aufzugreifen und mit seinem aktuellen Wissensstand neu aufzuziehen: "Viele müssen gerade gucken, wie sie die nächsten Monate finanziell überstehen."

Im Zuge dessen überlegte er sich zunächst aus der Sicht eines potenziellen Anwenders genau, woran die erste Version gescheitert war. Die Prämisse: Die App soll so "einfach wie möglich und nur so komplex wie nötig" sein. Nicht umsonst bezeichnet er es auch als "kleines Finanztool für Manager ab zehn Jahren": Großes technisches Verständnis zum Bedienen der App ist nicht erforderlich.

Entwickler aus Grafing: Martin Urban hilft beim Sparen, seine kostenlose Software ist eine Art virtuelles Kassenbuch.

Martin Urban hilft beim Sparen, seine kostenlose Software ist eine Art virtuelles Kassenbuch.

(Foto: privat)

Mit "Simple Finance" kann beispielsweise für Kinder spielerisch ein Bezug dazu hergestellt werden, welche Auswirkungen eine Ausgabe oder eine Sparmaßnahme jetzt, aber eben auch in sechs Monaten haben könnte, führt der App-Entwickler weiter aus. Zwar sei die App nicht für Kinder im Speziellen gedacht, allerdings zählt Urban auch sie neben Privatpersonen, Freiberuflern, aber auch Unternehmen zu seiner Zielgruppe.

Bei seinem neuen Konzept hatte er bewusst Wert darauf gelegt, das Tool leicht bedienbar zu gestalten, das heißt für Urban: vorerst nur wenige, aber wichtige Funktionen mit der modernsten Technologie kombiniert mit einem visuell ansprechendem Design.

Mit der Entwicklung der App hat er sich außerdem selbst eine Challenge gesetzt: In nur vier Wochen - während des Lockdowns im Dezember - baute er das Tool komplett neu auf. Seine Fortschritte dabei dokumentierte er währenddessen fortwährend auf seinem Blog, der auf der Website seiner Firma simple-tools.de nachzuverfolgen ist. Anfang Januar hatte er die App fertiggestellt, anschließend wurde sie von zehn Testpersonen erprobt, bevor sie noch Ende desselben Monats dann veröffentlicht wurde.

Mit der Web-App will Urban den Nutzern finanzielle Planungssicherheit schon jetzt als auch nach der Zeit des Lockdowns bieten. Es sollen vor allem Menschen dazu motiviert werden, sich intensiver mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen. "Simple Finance" kann auf allen mobilen Endgeräten, also dem Computer, dem Handy und dem Tablet mit Internetzugang genutzt werden. Ein bestimmtes Betriebssystem ist dafür nicht erforderlich. Denn wichtig sei es für ihn vor allem, sein Tool der breiten Masse zur Verfügung zu stellen: "In dem Format kann sich jeder mal daran ausprobieren."

Ein weiterer Aspekt ist, dass man sich nicht registrieren muss, um die Web-App zu verwenden: "Ich habe kein Interesse daran, Daten zu sammeln", so Urban. Eine Anmeldung ist trotzdem möglich und sei dann nützlich, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt die Entwicklung des Vermögens überprüfen und dazu nicht alle bisher eingegebenen Daten zu Einnahmen und Ausgaben erneut anlegen möchte. Auf Anfrage kann das Tool aber auch für den Gebrauch in Firmen modifiziert werden, wie er weiter ausführt.

Seit dem Launch Ende Januar kann die Website deutlich über 100 Nutzer verzeichnen. In den nächsten Monaten will Martin Urban das Finanz-Tool mit weiteren Funktionen ergänzen und so den Wünschen der Anwender anpassen. Zu finden und ausprobieren ist die App unter simple-finance.de.

Zur SZ-Startseite
Peter Heinlein, Schafkopf-App-Entwickler in Oberhaching, Wolfzorner Straße 35

Kartenspiel-Apps
:"Die Leute sind glücklich, wenn sie auf Augenhöhe spielen"

Skat, Schafkopf, Doppelkopf: Peter Heinlein hat die erfolgreichsten deutschen Kartenspiel-Apps entwickelt, die gerade zu Hunderttausenden genutzt werden. Dabei hat der Informatiker gleich mehrere Trümpfe in der Hand.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: