Im Stadion des EHC Klostersee kommt Wasser normalerweise in festem Aggregatzustand vor, nämlich in Form von Eis. Erzeugt wird dieses über eine Ammoniakanlage, die dafür sorgt, dass Eishockeyspieler und Schlittschuhläufer über das gefrorene Wasser gleiten können. Beim Betrieb der Anlage wiederum fällt Kühlwasser an, das die Stadt Grafing bisher zusammen mit dem Niederschlagswasser vom Dach des Eisstadions in den nahegelegenen Wieshamer Bach abgeleitet hat. Die Genehmigung dafür ist jedoch bereits seit Jahren abgelaufen, nun schiebt das Wasserwirtschaftsamt dieser Praxis auch ganz offiziell einen Riegel vor. Um die Eishalle weiter betreiben zu können, muss sich die Stadt eine andere Lösung überlegen.
Das sei derzeit ein großes Thema in der Stadt, sagte Grafings Bürgermeister Christian Bauer (CSU), als er den Sachverhalt in der jüngsten Sitzung des Kreis-Bildungsausschusses erläuterte. Das Gremium beschäftigt sich unter anderem mit der Sportförderung im Landkreis Ebersberg – und damit auch mit dem Grafinger Eisstadion. Um dessen Erhalt zu sichern, teilen sich Stadt und Landkreis seit einigen Jahren die Kosten für die beliebte Freizeiteinrichtung. Laut Vertrag werden die Betriebskosten von beiden Partnern jeweils zur Hälfte getragen, gleiches gilt für anstehende Investitionen in das EHC-Stadion. Jährlich sind dafür im Kreis-Haushalt 50 000 Euro eingestellt, die in diesem Fall allerdings nicht ausreichen werden. Bürgermeister Bauer warb deshalb bei seinen Kreistagskollegen für eine zusätzliche Finanzspritze, um eine alternative Möglichkeit der Hallen-Entwässerung zu finden.
Das Wasser der Eishalle ist zu warm, um es in den Wieshamer Bach abzuleiten
Die Genehmigung für die Grundwasserentnahme aus dem Brunnen an der Grafinger Forellenstraße läuft zum Jahresende aus und muss verlängert werden. In dem Zusammenhang hat das Wasserwirtschaftsamt auch die Entsorgung des Kühl- und Regenwassers in den Wieshamer Bach endgültig untersagt. „Das liegt unter anderem daran, dass unser Wasser zu warm ist“, erklärte Bauer in der Sitzung. Man dürfe Wasser nämlich nur dann zusammenführen, wenn beide in etwa die gleiche Temperatur haben. Zunächst habe man deshalb überlegt, einen drei Meter hohen Kühlturm zu errichten, die Idee aber schnell wieder verworfen, nachdem eine Kostenschätzung einen Preis von bis zu 800 000 Euro ergeben habe. Ein sogenannter Schluckbrunnen, in dem das Wasser versickern könnte, stand ebenfalls zur Diskussion. Dazu wurden bereits mehrere Probebohrungen vorgenommen, allerdings fehlt bislang ein geeigneter Standort.
Damit bleibt nur noch eine Lösung übrig: Der Bau einer Rigole, also eines unterirdischen Beckens, in das das Wasser aus dem Eisstadion eingeleitet werden kann, um dort langsam im Boden zu versickern. Eine solche könne auf dem Gelände des Freibads errichtet werden, wie Christian Bauer sagte, auch das Wasserwirtschaftsamt unterstütze diese Idee. Um Geld zu sparen, habe man zunächst überlegt, ob nicht die Tiefbaukolonne des Wasserwerks einen Teil der Arbeiten übernehmen könne. Weil die Rigole aber zu tief unter der Erde liegt, sei das nicht möglich, so der Bürgermeister.
Ein findiger Rathausmitarbeiter spart der Stadt und dem Landkreis viel Geld
Nun muss eine externe Firma ran, um das unterirdische Becken auszuheben – und das wird wiederum nicht sonderlich günstig. Eine erste Kostenschätzung belief sich auf mehr als 300 000 Euro, ehe ein findiger Mitarbeiter im Grafinger Rathaus eine Idee hatte: Statt einer größeren Sedimentationsanlage solle das Wasser lieber in vier kleineren Abteilen versickern, wodurch sich Kosten einsparen ließen. Tatsächlich hat die Stadt inzwischen eine Baufirma aufgetrieben, die die Arbeiten für lediglich rund 109 000 Euro ausführen würde. Zusammen mit den Planungskosten würde das einen Gesamtbetrag von etwa 140 000 Euro ergeben, den sich Grafing und der Landkreis jeweils zur Hälfte aufteilen. Allerdings drängt die Zeit, denn die Arbeiten müssen bis spätestens Ende des Jahres beendet sein, wenn die Nutzung des Wieshamer Bachs endgültig verboten wird.
Zumindest politisch ist der Weg dafür seit Dienstagnachmittag geebnet, denn der Kreis-Bildungsausschuss genehmigte gegen die Stimme von Manfred Schmidt (AfD) einen Investitionskostenzuschuss in Höhe von 70 000 Euro.