Grafing:Ein Job für einen Profi

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Im Kastenwirt konnte man nicht nur gut essen, auch die von der Jazzinitiative Grafing veranstalteten Konzerte dort zogen viele Besucher an. (Foto: Hinz-Rosin)

Der Grafinger Kastenwirt ist eine der beliebtesten Adressen der Stadt. Doch die Suche nach einem neuen Pächter für das Restaurant gestaltet sich schwierig

Von Thorsten Rienth, Grafing

Ende Februar war der Pachtvertrag für die Gaststätte im Grafinger Kastenwirt ausgelaufen. Zum ersten September würde Eigentümer Martin Wagner das zwischenzeitlich fast grundsanierte Lokal eigentlich gerne wieder verpachten - doch Wagner sucht bislang vergeblich nach einem Nachfolger. Dass die Suche nicht ganz einfach ist, liegt mit an der Attraktivität des Kastenwirts.

Als CSU-Chef Sepp Carpus im Frühjahr einen Saal suchte für die Hauptversammlung seines Ortsverbands, hatte er ein Problem. Deutlich über 200 Namen zählt die Mitgliederliste der Grafinger Christsozialen zurzeit. Wollten die meisten von ihnen kommen, würde es in jedem anderen Grafinger Saal ziemlich eng - mit Ausnahme des Kastenwirts, ein paar Schritte nur südlich vom Marktplatz. Je nach Bestuhlung könne man bei ihm 120, 130 Leute unterbringen, erklärt Eigentümer Wagner.

Nur auf den Kastenwirt sei der Ortsverband nicht fixiert, betont Carpus. "Aber sein großer Saal und der kleine Nebenraum machen ihn für Veranstaltungen halt sehr flexibel." Was den großen Saal angehe, so gebe es sonst in vergleichbarer Größe in Grafing nichts. "Das Nächstgrößere wäre die Stadthalle." Damit es dort aber nicht halbleer aussieht, müssten schon 300, 350 Leute kommen. Damit hat selbst manche Bürgerversammlung so ihre Mühe.

"Es ist nicht so, dass ich keine Anfragen hätte und niemand an dem Restaurant interessiert wäre", stellt Wagner klar. "Es bringt mir aber nichts, wenn das zum Beispiel jemand ist, der gerne etwas in Richtung Disco und für 18-Jährige machen will." Gerade sei er dabei, das Hotel von Grund auf zu renovieren - "neue Betten, neue Bäder und so weiter". Das Restaurant soll also auch erste Adresse für die Hotelgäste sein. Die hätten einen gewissen Anspruch. "Und wir natürlich auch ein gewisses Renommee."

Franz Schwaiger, Kreisvorsitzender des Ebersberger Hotel-und Gaststättenverbands kennt Wagners Problem nur allzu gut. "Es ist wirklich nicht so einfach, gute und professionelle Pächter zu finden." In der Branche wimmele es geradezu von Quereinsteigern. Als Eigentümer müsse man da schon ganz genau hinschauen. "Wenn da einer kommt und mangels Erfahrung nach ein paar Monaten wieder zumachen muss, ist das ja auch keine Freude."

Den Kastenwirt bezeichnet der Glonner Hotelier als "attraktives Pflaster". "Innenstadtnah, Südbiergarten, ein Hotel dabei, der Eigentümer aus dem Ort, der Ruf ist exzellent", zählt er auf. Aber das Restaurant ist eben auch groß. "Wer das ernsthaft anpacken und stemmen will, muss schon einiges an Kapital mitbringen", erklärt Schwaiger. Wie viel? "Sechsstellig." Ausstattung, Material, Personal, Steuern. "Da kommt einfach einiges zusammen."

Sorgen, dass das Lokal ohne Pächter bald leer steht müssen sich Grafinger, Vereine, politische Gruppierungen oder Hotelgäste nicht machen, versichert Wagner. "Zur Not übernehme ich das Restaurant dann übergangsweise selber." Wagner hängt an dem Haus. "Ich bin hier geboren."

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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