Süddeutsche Zeitung

Grafing:Rettung der alten Eiche: Unterstützer aus ganz Deutschland

Das Schicksal der 300 Jahre alten Eiche bei Nettelkofen bewegt die Menschen weit über den Landkreis Ebersberg hinaus.

Von Barbara Mooser, Grafing

Die alte Eiche, die nahe des Seeschneider Kreisels steht, ist offenbar inzwischen weit über den Landkreis hinaus eine Berühmtheit geworden. "Ganz Deutschland schreibt mich an wegen dieser Eiche", berichtete Landrat Robert Niedergesäß (CSU) am Dienstag bei einem Pressegespräch im Landratsamt. Der etwa 300 Jahre alte Baum steht der neuen Straßentrasse der Kreisstraße zwischen dem Kreisel und Nettelkofen im Weg - über eine mögliche Rettung wird derzeit höchst emotional diskutiert.

"Unerfreulich und ärgerlich" sei die Situation, so der Landrat, künftig müssten alle Beteiligten in solchen Fällen genauer hinsehen. Er selbst würde sich wünschen, dass der Baum stehen bleiben könnte, sagte Niedergesäß, allerdings müsse die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben und auch ein Haftungsrisiko ausgeschlossen werden. Eine endgültige Aussage könne er aber nicht treffen, bevor nicht alle Details über eine mögliche Alternativlösung vorlägen. Über diese soll im Rahmen einer Sondersitzung des Umweltausschusses am Donnerstag diskutiert werden. Beginn ist um 15 Uhr im Saal des ehemaligen Kreissparkassengebäudes.

Niedergesäß unterstrich am Dienstag, dass die Eiche nicht zum Hindernis für die neue Strecke geworden wäre, hätte man ihn bereits vor zwei Jahren auf ihr Vorhandensein hingewiesen. "Dann hätten wir uns das vor Ort angeschaut und die Grundstücksverhandlungen anders geführt", sagte der Landrat. Aus dem aktuellen Fall wolle man aber für die Zukunft lernen. Zwar baue der Landkreis keine neuen Straßen, aber neue Radwege wie beispielsweise den, der durch den Ebersberger Forst zwischen Hohenlinden und der Kreisstadt geplant sei. Auch hier könnte es sein, dass Bäume der Trasse im Weg stünden.

Gegen die Fällung der Eiche hat sich im Landkreis in den vergangenen Wochen gewaltiger Widerstand formiert. Für eine Internet-Petition wurden 3904 Unterschriften gesammelt, 1306 davon im Landkreis Ebersberg selbst. Mit einer Kundgebung und einer Menschenkette protestierten Ende Juni etwa 200 Menschen gegen eine Fällung. Die Grüne Jugend hat bereits angekündigt, notfalls auch noch einen Schritt weiter gehen zu wollen: Baumhäuser, um den alten Baum zu schützen, seien schon in Planung, kündigten die Umweltschützer an.

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SZ vom 08.07.2020/koei
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