Grafing:300 Jahre alte Eiche soll gefällt werden

Grafing: Nahe des Seeschneider Kreisels steht die alte Eiche, deren Fällung nun offenbar ansteht. Mitglieder der Grünen haben sich bei einem Ortstermin ein Bild von dem Baum gemacht.

Nahe des Seeschneider Kreisels steht die alte Eiche, deren Fällung nun offenbar ansteht. Mitglieder der Grünen haben sich bei einem Ortstermin ein Bild von dem Baum gemacht.

(Foto: privat)

Der Baum steht einem geplanten Straßenneubau in Grafing im Weg. Es regt sich bereits Widerstand.

Von Barbara Mooser, Grafing

"Eine Eiche wächst 300 Jahre, steht 300 Jahre und fällt 300 Jahre", zitiert Veronika Ruoff, Kreisrätin der Grünen, ein altes Sprichwort. So viel zu den theoretischen Lebensperspektiven dieser Baumart. Eine alte Eiche, die am Straßenrand nahe dem Seeschneider Kreisel wächst, wird allerdings die nächsten 600 Jahre eher nicht mehr erleben: Sie steht buchstäblich dem Neubau der Straße Richtung Nettelkofen inklusive Geh- und Radweg im Weg, deren Bau an diesem Mittwoch offiziell beginnen soll.

Die Grünen im Kreistag wehren sich nun ebenso dagegen wie der Bund Naturschutz (BN), der die Eiche, die einen Stammumfang von stolzen 4,20 Meter besitzt, als "seltenes Naturjuwel" bezeichnet: "Einen Radweg könnte man problemlos um einen solchen für viele Arten wertvollen Lebensraum herumlegen", so Klaus Grünebach, Vorsitzender der Grafinger BN-Ortsgruppe. Er stellt in einer Pressemitteilung die Frage, ob alternative Trassen überhaupt geprüft wurden.

Laut einer Sprecherin des Staatlichen Bauamts Rosenheim, das für den Ausbau der Straße zwischen Nettelkofen und dem Kreisverkehr und den Neubau des Geh- und Radwegs zuständig ist, wolle man Fällungen zwar möglichst vermeiden. "Auf Grund der Lage des bereits gebauten Kreisverkehrs und der sich daraus ergebenden Trassierung der EBE 8" sei die Fällung aber in diesem Fall "unumgänglich". "Der Eingriff wird in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde entsprechend ausgeglichen", versichert die Behördensprecherin.

Im Ebersberger Landratsamt kann man einerseits die Bestürzung der Naturschützer nachvollziehen: "Dass eine für die Natur wertvolle und wunderschöne alte Eiche beim Ausbau einer Straße nicht gerettet werden kann, ist auf den ersten Blick für sehr viele Menschen schwer zu verstehen und kaum nachvollziehbar", heißt es in einer Pressemitteilung. Andererseits sieht man dort jetzt auch schwerlich eine Möglichkeit, die Planung noch zu ändern. Dies hatte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nach eigenen Angaben selbst angeregt, als er auf die alte Eiche, die nicht als Naturdenkmal geschützt ist, aufmerksam gemacht wurde. Alle Umplanungen des Straßen- und Radwegeverlaufs hätten einen wesentlich höheren Flächenverbrauch bedeutet sowie die Rodung zahlreicher anderer Bäume, unterstreicht er.

Die Grünen wollen sich damit nicht zufrieden geben. Man werde beantragen, dass das Thema im Umweltausschuss des Kreistags behandelt werde, kündigt Fraktionssprecherin Waltraud Gruber an, nachdem sich Kolleginnen und Kollegen bei einem Ortstermin selbst ein Bild von dem Baum gemacht hatten. Ihrer Ansicht nach sei eine Umplanung durchaus möglich, so Gruber: "Geht nicht, gibt's nicht."

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