Grafing:Die nächste Baustelle

Komplikationen bei Sanierung des Grafinger Jugendtreffs

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der Sanierungsbedarf in den Räumen der Grafinger Jugendinitiative (Jig) ist umfangreicher als bislang angenommen. Zusätzlich zur defekten Heizungsanlage hat sich nun auch noch herausgestellt, dass die Elektroinstallationen des mehr als 100 Jahre alten Gebäudes an der Rotter Straße 8 ebenfalls reparaturbedürftig sind. Die Sache bleibt jedoch unübersichtlich, weil Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) ein Statement zu den Hintergründen verweigert.

Bevor sie zu dem Thema etwas sage, antwortete Obermayr am Mittwoch auf die Nachfrage der SZ, wolle sie sich erst mit den Jugendlichen besprechen sowie mit Vertretern des Stadtrats. Derartige Wortkargheit deutet üblicherweise auf einiges an Brisanz hin, die in der Sache verborgen liegt. Und eine Aussprache mit den Stadtratsvertretern hatte es eigentlich ohnehin bereits am Vorabend gegeben.

Da stand das Thema im nichtöffentlichen Teil der Stadtratssitzung auf der Tagesordnung. Dabei sei die Problematik, so ist zu hören, auch ausgiebig debattiert worden. Im Kern gehe es darum, dass die Elektrik in den alten Räumen nicht mehr den aktuellen Standards entspreche. Das mache Überarbeitungen nötig, deren Ablauf es nun zu planen gelte. Bereits vor der Sitzung hatte die Information die Runde gemacht, dass der zwischenzeitlich reparierte Wasseranschluss und die noch zu reparierende Heizanlage nicht die einzigen Baustellen im Erdgeschoss der Rotter Straße 8 seien.

Die Interpretationen der Stadtratsmitglieder gehen dabei auseinander. Während die einen die Verantwortung für die Elektrik bei den Jugendlichen sehen, verweisen andere auf die Stadt. Die sei schließlich Eigentümerin des Gebäudes. Dass sich in einem nicht sanierten Gebäude aus dem vorvergangenen Jahrhundert Defekte häufen und nicht mehr alles den neuesten Standards entspricht, überrascht niemanden sonderlich.

Was auch immer das genaue Problem an der Elektrik ist - die Causa "RO8" entwickelt sich für die Stadt zu einem immer unangenehmeren Kapitel: Das im Erdgeschoss beheimatete Jugendzentrum ist seit Januar weitgehend geschlossen. Ausgerechnet fällt dies in eine Zeit, in der eine neue Vorstandsriege dem etwas eingeschlafenen Treff wieder Leben einhauchen wollte.

Das Jig-Team versucht derweil, jede Konfrontation mit der Stadt zu vermeiden. "Wir haben schon den Eindruck, dass die Kooperation eine ziemlich vertrauensvolle ist und man da gut zusammenarbeitet", bewertet Jig-Vorsitzender Lukas Müller die Situation. "Wichtig wäre aber eine Perspektive, wie es weitergeht und vor allem: Wann wieder ein normaler Betrieb starten kann." Wie vom Rathaus gewünscht, schlüsselten die Jugendlichen gerade sämtliche elektrischen Verbraucher in ihren Räumlichkeiten auf. "Dann kann wohl geschaut werden, wie man am sinnvollsten weitermacht", sagte Müller.

An eine wirklich zeitnahe Lösung glauben allerdings weder die Jugendlichen vom Jig noch die Stadträte inzwischen noch. Damit wäre die neuerliche Baustelle eine inzwischen fast schon tragische Fortsetzung einer "RO8"-Problemgeschichte, die im Dezember 2008 mit der brandschutzbedingten Sperrung weiter Gebäudeteile ihren Anfang genommen hatte: Wann immer für das drängendste Problem in dem alten Gebäude eine Lösung gefunden war, tauchte schon bald das nächste auf.

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