Grafing:Die Hoffnung bremst zuletzt

Grafing: In Straußdorf herrscht meist reger Durchgangsverkehr, die Bewohner hoffen nun auf Tempolimits, breitere Gehwege und Querungshilfen.

In Straußdorf herrscht meist reger Durchgangsverkehr, die Bewohner hoffen nun auf Tempolimits, breitere Gehwege und Querungshilfen.

(Foto: Christian Endt)

Im Frühjahr sollen im Ortsteil Straußdorf die konkreten Planungen für die Dorferneuerung beginnen. Das Ziel ist ein attraktiver Ortskern mit viel Grün und vor allem mit möglichst wenig Verkehr

Von Thorsten Rienth, Grafing

Sie heißt "Vision Straußdorf 2030" und soll den Ortsteil im Süden von Grafing fit machen für die Zukunft - und das auf eine Weise, wie es sich die Bewohner selbst vorstellen: Seit eineinhalb Jahren läuft das von Stadt und Freistaat geförderte Straußdorfer Dorferneuerungsprojekt nun schon. Am Mittwochabend hat die Gruppe Aktiver um Florian Wieser einen Zwischenstand gegeben. Im Frühjahr sollen die ersten Projekte anlaufen.

Wie groß das Straußdorfer Interesse an ihnen ist, war im Wirtshaus "Aschauer" unübersehbar. Bis auf den letzten Platz war der Saal besetzt. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl wäre das in etwa so, als kämen zu einer Grafinger Bürgerversammlung mehr als 1000 Leute in die Stadthalle. Es lässt sich also festhalten: Wunsch, Wille und Bereitschaft nach Veränderung sind groß in Straußdorf. Die Punkte fügen sich damit ein in die Metaebene, die der Freistaat mit derartigen Dorferneuerungsprojekten verfolgt. "Es sollen ja nicht alle in die Stadt abwandern", beschrieb Heinrich Schneider vom oberbayrischen Amt für Ländliche Entwicklung. "Sondern gerade auch die dörflichen Strukturen sollen attraktiv bleiben."

Wie das aussehen soll, haben die Straußdorfer - rund 30 machen Wieser zufolge mit - selbst definiert. Nach Ortsbegehungen, in zahlreichen Sitzungen von Arbeitskreisen und mit Unterstützung eines Planungsbüros priorisierten sie Handlungsfelder und erarbeiteten denkbare Lösungsmöglichkeiten. Am wichtigsten ist den Aktiven, in dieser Reihenfolge, ein eigener Dorfplatz, der Themenkomplex Durchgangsverkehr sowie zusätzlich eine Art Grüne Lunge in der Dorfmitte.

Für den Dorfplatz sei der ohnehin schon vorhandene Platz zwischen Kirche und Pfarrstadl geradezu prädestiniert, erklärte Dietmar Narr von den Landschaftsplanern NRT (Narr-Rist-Türk). Denkbar sei zum Beispiel ein Rückbau der nördlichen Kirchenmauer. "Dann hätte man Platz, dort richtig etwas zu entwickeln." Parallel würde sich auch eine zusätzliche Nutzung des Pfarrstadls, vornehmlich sozialer Art anbieten. Auch für die Grüne Lunge gibt es grobe Pläne. Ihr künftiger Mittelpunkt könnte die Bründlingkapelle darstellen. Noch ist es um das kleine Denkmal südlich der Hauptstraße an der Moosstraße etwas verwildert. "Auch da sehen wir echtes Potenzial", sagte Narr. Als Zeithorizont für die Umsetzung gab er etwa eine Dekade aus. Natürlich hängt das alles mit dem aus Straußdorfer Sicht leidigen Thema Durchgangsverkehr zusammen. Zu viel, zu schnell, zu laut sind die gängigen Kritikpunkte, die auch am Mittwoch wieder genannt wurden. Die Straußdorfer hätten deshalb gerne breitere Gehwege, an manchen Stellen gar Fahrradwege, dazu Querungshilfen, Vorrichtungen zur Geschwindigkeitsreduzierung an den Ortseingängen, Flüsterasphalt und an neuralgischen Stellen Tempo-30-Abschnitte.

Letztere umzusetzen hatte Grafing bereits mehrmals versucht, doch stets lauteten die Rückmeldungen aus den zuständigen Behörden: geht in Straußdorf nicht. Das könne sich in Zukunft anders darstellen, machte Landschaftsarchitekt Narr Hoffnung. "Das Straßenbauamt ist heute offener für Änderungen, als das noch früher der Fall war." Zumindest will er aus Rosenheim positive Signale empfangen haben was eine grundsätzliche Verbesserung in Sachen Verkehr angeht. Und da sei die Straße natürlich zentral.

Im Frühjahr soll im Grafinger Stadtrat die Auswahl der ersten Projekte fallen. Liegt der Beschluss vor würde die konkrete Durchführungsplanung beginnen. Parallel könnten - etwa was die gewünschten verbreiterten Gehwege angeht - Grundstücksverhandlungen starten.

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